21. Reissdorf Kölsch
Mit dem heutigen Kölsch biegen wir auf die Zielgerade der Kölsch-Reihe ein und erreichen gleichzeitig ihren Höhepunkt. Zumindest was die Unternehmensgröße angeht. Mit ca. 630.000 hl jährlichem Ausstoß ist Reissdorf die Kölsch-Marke Nummer 1. Die Erfolgsgeschichte der Brauerei begann 1894 im Severinsviertel der Kölner Altstadt. Dort gründete der ursprüngliche Uniformschneider Heinrich Reissdorf die heutige Brauerei. Nach seinem Tod führte seine Frau 1905 das Kölsch – als Weiterentwicklung des Wieß – ein. 1936 führte Reissdorf als erste Kölsch-Brauerei die Flaschenabfüllung ein. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte dann zunächst nur Einfach- und Schankbier hergestellt werden, da die alliierten Besatzungsmächte bis 1949 die Produktion von Vollbier untersagt hatten. Die in den 1920ern um Pils, Märzen und Export erweiterte Produktpalette wurde in den 1960ern im Zuge des Kölsch-Booms auf das neue Kernprodukt konzentriert. In dieser Zeit übernahm man auch die Produktion von Fremdmarken im Rahmen des Lohnbrau. Ab 1998 zog die Produktion sukzessive dann nach Köln-Rodenkirchen um, da die alte Braustätte nicht mehr genügend Kapazität bot. Aufgrund der Nähe zum Chemie-Standort Wesseling musste bis zur zweiten Grundwasserschicht auf etwa 80m Tiefe gebohrt werden um brauchbares Brauwasser abpumpen zu können. Die alte Brauerei wurde leider vollständig abgerissen. An der gleichen Stelle entstand ein neues Brauhaus, welches unter der Leitung von Reissdorf betrieben wird. Dass Reissdorf zur größten Kölsch-Marke wuchs ist in der Tat etwas erstaunlich, da man zum einen fast vollständig auf Werbung und Marketing verzichtet und auch nach eigenen Angaben nur bis 100km im Umkreis der Brauerei vertreibt. Wie dem auch sei, ich bin sehr gespannt, ob ich die Massenmeinung auch teilen kann.
Steckbrief
Bewertung
- Flaschendesign + Kronkorken
Die 0,33l Longneck-Flasche weist einen doch recht klassischen Designstil auf. Dies könnte wohl auf die konservative Unternehmensführung zurückzuführen sein. Farbgebung und Kronkorken sind für mich ok. Abzüge in der B-Note gibt es aber durch den Verweis auf die Premium-Qualität des Bieres – Reissdorf, das hast du doch bestimmt nicht nötig, oder?
- Aussehen
Was optisch (siehe Photo) auffällt, ist die deutlich größere Schaumhaltbarkeit als die Konkurrenz. Ansonsten fällt höchstens noch die noch gold-gelbere Farbe als üblich ins Auge.
- Geruch
Der Geruch ist alles in allem ein Mix aus Malz-, Hopfen- und süßlichen Zitrusaromen. Also von allem und für alle was dabei.
- Geschmack
Trotz des Verweises auf ein „feinherbes Produkt“, muss ich zugeben, dass das größte Kölsch aller Zeiten doch recht süffig daherkommt. Insgesamt malzaromatisch und schlank ist der Abgang dann doch ein wenig feinherb aber nichtsdestotrotz rund. Die Kölsch-typische geringe Spritzigkeit muss ich bei dem doch sehr überzeugenden Geschmack dabei wohl hinnehmen.
- Fazit
Aufgrund der Tatsache, dass Reissdorf die größte Kölsch-Marke ist, hatte ich lange angenommen, dass es sich bestimmt nicht mehr um eine freie Familienbrauerei handelt. Da wurde ich jedoch vor Kurzem eines Besseren belehrt. Umso erstaunlicher ist die erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Daher weniger erstaunlich der alles im allem sehr gute Geschmack. Auch wenn ich mich sehr schwer damit getan habe und es eine knappe Entscheidung war, erhält das Reissdorf von mir daher mit 13 Pkt. in Summe eine 1-.
Mehr Informationen zum weltgrößten Kölsch unter: http://reissdorf.de/koelsch/start.php
Prost!