24. Bockbier – ein starkes Stück Biertradition – Bierverkostung Februar
Einbecker Ur-Bock Dunkel | Moritz Fiege – Charakter Pilsbock | Paulaner Salvator | Uerige Doppelsticke | Schneider Weisse Aventinus Eisbock
Nachdem nun der erste Monat wieder rum ist, war es wieder an der Zeit: Bierverköstigung in der Brühler Eule. Thema für den Februar: Bockbiere. Wie bereits seit letztem November präsentierte Sommelier Markus Weick im urigen Gasthaus fünf verschiedene Biere dieser Art. Dabei begleitet er die eigentliche Verköstigung auch diesmal mit einer informationsgeladenen Präsentation über die Biere und das Bockbier im Allgemeinen.
Den Anfang machte nicht nur an diesem Abend das Einbecker Ur-Bock Dunkel. Auch historisch gesehen gehen die Anfänge des Bockbieres auf die niedersächsische Brauerei zurück. Bis 1351 kann die Geschichte des Einbecker zurückverfolgt werden. Das Ur-Bock Dunkel wurde jedoch erst ab etwa 1794 hergestellt. Und auch schon Luther wusste die Qualität des Bieres zu schätzen:
„Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt.“
Bis heute gilt das untergärige kastanienfarbige Dunkel als das typischste aller Bock-Biere. Karamellig aber auch feinherb im Geruch kommt der relativ hohe Hopfenanteil erst beim Probieren heraus. Gerade im Vergleich zu den eher süffigen obergärigen Bieren, die ich bisher getrunken hatte, kam das Ur-Bock ziemlich bitter und trocken rüber. Nach dem Motto „aller Anfang ist schwer“ machte allerdings der süßlich-malzige Abgang wieder einiges wett. Bis heute ist Einbecker mit etwa 400.000 hl Produktionsvolumen eines der größten Bockbierbrauereien der Welt.
Mit einer Überraschung ging es gleich weiter: Der Pilsbock von Moritz Fiege. Noch nie zuvor ist mir ein heller Bock unter die Augen gekommen. Umso gespannter war ich, was auf mich zukommt. Beim Pilsbock von Fiege handelt es sich um ein Jahrgangsbier, welches auf dem Fiege-Pils-Rezept basiert. Allerdings wird hierbei nur die Vorderwürze verwendet – also nur der erste Anteil beim Ablaufen der Maische. Zudem ist das Bier „kaltgehopft“. Das bedeutet, dass der Hopfen nach der eigentlichen Gärung nochmals in die Biermasse gehängt wird – quasi wie ein Teebeutel, also in dem Fall ein Hopfenbeutel. Beides führt zu einem konzentrierteren und aromatischeren Geschmack. Auch im Geruch macht sich der Hopfen bemerkbar, hinzukommt eine erkennbare Zitrusnote. Trotz erhöhter Schlagzahl von knapp 8% schmeckt das bernsteinfarbene Pilsbock aus Bochum sehr angenehm und weich. Dabei gleichen sich der hohe Hopfen- mit dem hohen Malzanteil meiner Ansicht nach sehr gut aus. Auch der Abgang ist alles in allen rund und wird mit einer leicht bitteren Note begleitet. Zusammengefasst eine eindeutig positive Überraschung also.
Vom Bock ging es nun zum Doppelbock. Genauer gesagt zum Paulaner Salvator. Und damit auch zum Grund, warum der Februar Bockbier-Monat ist. Während einer Zeit, wo es in Einbeck über 740 Bürgerbrauhäuser gab (es hatte also im Prinzip jeder Haushalt selbst gebraut) wurde 1612 ein talentierter Braumeister aus Einbeck nach München abgeworben. Über Umwege gelang er dann zur Paulaner Brauerei, die im Jahre 1634 ihr erstes Bockbier herstellen konnte. 17 Entwicklungsjahre später erschien dann der erste (Frühlings-)Salvator. Der Name soll übrigens von Sankt Vater stammen, welches unter Einfluss eben jenes Bieres zu später Stund auch schnell mal zu Salvator wird. Bewiesen ist dies jedoch nicht. Aus dem bayrischen stammt vermutlich auch die Bezeichnung „Bock“. Hier wurde aus Ainpöckisch (für Einbecker) im Laufe der Zeit Oanpoack, was wiederrum dann vereinfacht zum Bock abgekürzt wurde. Seit 1751 wurden dann ein jährlicher Bockbierausschenktag für den bayrischen Kurfürsten veranstaltet. Zunächst am Anfang vom April gelegen wanderte dieser Termin über die Jahre in den Februar. 1806 – also vier Jahre vor dem Oktoberfest – wurde dieser Tag erstmals auf ein einwöchiges Fest ausgeweitet, welches als Starkbierfest bis heute von Mitte bis Ende Februar in München gefeiert wird. Nachdem im 19. Jahrhundert immer mehr Brauereien das Salvator nachbrauten, erwarb Paulaner 1896 das alleinige Namensrecht für den Salvator, sodass die anderen Brauereien ihr Bier umbenennen mussten. Das hat dazu geführt, dass heute übrigens 120 unterschiedliche „-ator“-Biere namensrechtlich geschützt sind. Das Bier selbst ist wie man so schön sagt „alkoholaromatisch“: weniger bitter, dafür sehr malzig und zitrus-süß. Geschmacklich wechselt es permanent zwischen süffig und herb ab. Da der Nachgeschmack eher unauffällig und lasch daher kommt, fällt eine Bewertung also recht schwer.
Weiter ging es mit einer noch recht neuen Bockvariante: dem Altbierbock. In der Kölsch-Region Brühl natürlich ein ganz heißes Pflaster. Das Uerige Doppelsticke wurde erstmals 2005 zunächst für den US-amerikanischen Markt hergestellt. Erst seit letztem Jahr wird es auch in Deutschland vertrieben. Die unabhängige Düsseldorfer Hausbrauerei hatte sich für diesen Schritt entschieden, da Craft-Biere – als welches sich das Doppelsticke versteht – derzeit in den USA noch auf größeres Interesse und größeren Andrang stoßen. Die sehr dunkle Farbe wird vor allem durch die verwendeten Karamelmalze verursacht. Der Geruch ist gleichzeitig sehr bitter, süß und zitrusartig. Die Karamellnote lässt sich auch heraus schmecken – auch ist es gar nicht so bitter, wie vielleicht vermutet. Allerdings bleibt insbesondere der sehr hopfige und würzige Gesamtgeschmack – hervorgerufen durch eine Stammwürze von über 20% – in Erinnerung, sodass es im bisherigen Vergleich am schlechtesten abschneidet. Der Name „Sticke“ leitet sich übrigens von „stickum“ also geheim ab und soll darauf verweisen, dass das Bier zunächst nur geheim verkauft wurde.
Den Abschluss des doch ziemlich alkoholhaltigen Bokbierabends bildete das Aventinus Eisbock. Mit 12 Umdrehungen ist es mit Abstand das alkoholhaltigeste Bier des Abends und bildet die Verbindung zum Januar-Event, wo bereits der „kleine Bruder“ das normale Aventinus verköstigt wurde. Auch das Eisbock wurde zunächst in den USA eingeführt, fand den Weg zurück nach Deutschland aber bereits 2012. Bei offener Flaschengärung unterscheidet sich das Eisbock vom Doppelbock dadurch, dass dem Bier durch Ausfrieren Wasser entzogen wird. Durch dieses Verfahren wird ein deutlich höherer Alkoholgehalt erreicht, als bei „normalen“ Brauverfahren möglich wäre. So liegt der derzeitige Rekord beim „Snake Venom“. Dieses erreicht einen unglaublichen Alkoholgehalt von 67,5% – ganz ohne Destillation, nur durch Ausfrieren. Ein netter Nebeneffekt dieser Brauweise: Auch der Geschmack und Geruch wird intensiviert. So bin ich höchst überrascht, wie vergleichsweise bekömmlich ein 12%iges Bier schmecken kann. Vielleicht lag es an der Gewöhnung, vielleicht aber auch am Alter, aber ich musste zugeben, dass mir das Bier schmeckte. Vor allem lag das an dem deutlich weißbierartigen Geruch und Geschmack. Sehr bananig, sehr karamellig und wenig gehopft. Alles in allem sehr rund – besonders für 12%. Sicher wird es nicht mein Lieblingsbier – aber gerade im Vergleich zu anderen ähnlich volumigen Bieren bin ich wirklich positiv überrascht.
Zusammenfassend würde ich den präsentierten und verköstigten Bieren folgende Gesamtwertung geben:
Moritz Fiege Charakter Pilsbock: 11 Pkt. (2)
Schneider Weisse Aventinus Eisbock: 10 Pkt. (2-)
Einbecker Ur-Bock Dunkel: 8 Pkt (3)
Paulaner Salvator: 7 Pkt. (3-)
Uerige Doppelsticke: 5 Pkt. (4)
Im Anschluss an die offizielle Verköstigung gab es dann wieder die Gelegenheit eines oder mehrere weitere Bierspezialitäten des Hauses zu probieren. Im Februar gibt es dafür folgende Auswahl:
Mit voller Vorfreude auf die kommenden Verköstigungen – von denen ich selbstverständlich wieder berichten werde – verabschiede ich mich in den Abend. Prost!
Weitere Informationen zur Eule, zu den Aktionen und zum Biersommelier Markus Weick unter: http://wordpress.99biere.de/