Februar 16 2016

28. Pilsner Urquell

Diese Woche geht´s für mich erstmals in Ausland. Zugegebenermaßen nicht weit weg und zugegebenermaßen sind auch hier viele deutsche Einflüsse vorhanden, aber immerhin nach Tschechien. Hier wurde 1842 in der böhmischen Stadt Pilsen Biergeschichte geschrieben. Aufgrund der schlechten Qualität des hiesigen dunklen warmvergorenen Bieres, schlossen sich wenige Jahre zuvor alle damals brauberechtigten Bürger zusammen und gründeten ein Bürgerliches Brauhaus. Entworfen vom Pilsener Architekten Martin Stelzer, wurde als erster Braumeister für das Brauhaus Josef Groll aus dem bayrischen Vilshofen engagiert. Dieser brachte eine neue Methode der Gärung und Lagerung mit. Wo zuvor warmvergoren und oberirdisch gelagert wurde, setzte Groll erstmals eine kalte Gärung ein und lagerte das Jungbier in tiefen kalten Kellern. Gepaart mit viel Saazer Hopfen aus Nordböhmen entstand somit das erste Bier nach der später benannten Pilsner Brauart. Dieses Pilsner oder in Deutschland vor allem Pils genannt zeichnet sich durch seinen – im Vergleich zu etwa einem Hellen – höheren Hopfengehalt aus und schmeckt somit bitterer. Neben der kalten Gärung und Lagerung, welche im Übrigen erst durch die regionalgeographischen Bodenbeschaffenheiten ermöglicht wurde, wird das sehr helle Malz bei der Pislner Brauart besonders schonend gedarrt. Pilsner, Pilsener oder Pils haben darüber hinaus eine maximale Stammwürze von 12,5%. Spätestens nachdem 1898 die bis heute weltbekannte Marke „Pilsner Urquell“ eingetragen wurde, begann ein wahrer Boom um das untergärige Pils(ner). Als Folge entstand in Pilsen u.a. einer der größten Keller- und Höhlenkomplexe Europas. Das erste deutsche Pils braute übrigens die nicht mehr existente Geismann-Brauerei in Fürth. Während mit dem Bier auch der Name Pils(ner) in die Welt getragen wurde gibt es laut Wikipedia (wie Michael bereits sagte, darf auch ich das hier) eine erwähnenswerte Ausnahme:

„Dem Pilsner entspricht in der Schweiz das dortige „Spezialbier“. Aufgrund eines Abkommens über die Verwendung von Herkunftsangaben, Ursprungsbezeichnungen und anderen geografischen Bezeichnungen mit der Tschechoslowakei darf die Bezeichnung Pilsner dort nicht verwendet werden. Im Gegenzug dazu verzichtet Tschechien beispielsweise auf die Verwendung der Bezeichnung Emmentaler für Käse.“

Als eine der ersten Brauereien der Welt durchbrach das ehemalige Bürgerbrauhaus Pilsner Urquell bereits 1913 die 1 Mio. hl-Marke. Heute produziert die inzwischen zum weltweit zweitgrößten Braukonzern SABMiller gehörende Brauerei ca. 9 Mio. hl Original Pilsner. Und bis auf einen kurzen Zeitabschnitt, als die Brauerei ausgebaut wurde, wurde dies ausschließlich auch in Pilsen gebraut. Interessanterweise firmierte die Brauerei zeitweise auch unter dem Namen „Pilsner Gambrinus“ – eine heute bekannte andere Biermarke aus der Tschechischen Republik.

Steckbrief

28_Pilsner Urquell-Steckbrief

Bewertung

28_Pilsner Urquell

  • Flaschendesign + Kronkorken

Das Flaschenlayout ist dem ersten Pils der Welt würdig. Was mir daran gefällt: die grüne Flaschenfarbe, die individuelle Reliefflasche, das klassische Label mit Siegeldruck, die „edle“ Goldfolie um den Flaschenhals und Kronkorken. Was mir daran nicht gefällt: naja, eigentlich kaum etwas, vielleicht hätten es etwas mehr Produktinformationen sein können.

  • Aussehen

Auch hier präsentiert sich das Urquell sehr gut. Die sehr schön goldene und klare Farbe wird von einer mäßiger, aber lang anhaltender feinporiger Schaumbildung begleitet.

  • Geruch

Klar hervorsticht eine süße Hopfennote. Zudem sind noch ein paar fruchtige und malzige Nuancen erkennbar.

  • Geschmack

Wo viele Pils(ner) entweder nur bitter oder zu süßlich im Geschmack sind, kombiniert das Urquell diese beiden Eigenschaften meiner Ansicht nach vorbildlich. Die Pils-typische Bitterkeit, welche dominiert, wird von einer leicht süßlichen aber ebenso deutlichen Malznote unterstrichen. Vergleichsweise prickelnd, verbleibt von der starken Hopfenbitterkeit im Antrunk kaum noch etwas im Abgang. Hier macht die süße Malznote Lust auf mehr.

  • Fazit

Als erstes Pilsner der Welt und in meiner Reihe, habe ich mich zu Beginn sehr drauf gefreut. Mir natürlich nicht unbekannt, war ich trotzdem wieder überrascht, wie gut dieses Bier schmeckt. Und das obwohl hier wieder ein multinationaler Braugigant die Finger im Spiel hat.

„Seit 1842 brauen wir das erste Pilsner der Welt – mit denselben regionalen Zutaten, auf dieselbe Art und Weise und am selben Ort. Diese traditionelle Braukunst und die perfekte Kombination aus würzig herbem Saazer Aromahopfen und dezent malziger Karamellsüße sorgt für den vollmundigen und unverwechselbaren Geschmack.“

… heißt es auf der Flaschenrückseite. Eine Zusammenfassung, der ich eigentlich gar nicht so viel hinzufügen möchte. Daher nur noch zwei Zahlen: 14 Pkt. bzw. 1.

28_Pilsner Urquell-Bewertung

Weitere Informationen über das Gründungspilsner u.a. auf: https://pilsner-urquell.de/.

Prost!


Veröffentlicht16. Februar 2016 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension