Februar 18 2016

29. Budweiser Budvar B: Original

Vom westböhmischen Pilsen geht es nun zum südböhmischen Budweis. Neben Pilsen der zweite weltweit bekannte Braustandort Tschechiens. Die Herkunft des heutigen Budweiser Budvar liegt in den politischen Verhältnissen im Böhmen des 19. Jahrhunderts. Damals erhielt man in den städtischen Rathäusern nur Einfluss, bei entsprechend hoher Wirtschaftsleistung bzw. Abgabe an Steuern. So hatte die mehrheitlich tschechische Bevölkerung keinen Sitz im Budweiser Rathaus. Um dies zu ändern, gründete man 1895 die Tschechische Aktienbrauerei in Konkurrenz zum deutschen Budweiser Bürgerbräu. Spätestens als nach dem ersten Weltkrieg 1918 diese von den Tschechen übernommen wurde, entwickelte sich die AG zu einem der bedeutenden Bierproduzenten und -exporteure des Landes. Mit Ende des zweiten Weltkrieges hingegen endete der wirtschaftliche Aufstieg zunächst. Mit Einzug des Kommunismus im gesamten Ostblock wurde die Brauerei verstaatlicht und der Export eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch die Umbenennung in Budějovický Budvar. Bis heute befindet sich die Brauerei im Staatsbesitz, konnte aber nach Zusammenbruch des Kommunismus und erneuter Namensänderung in Budweiser Budvar (und damit Rückkehr zum deutschen Namen) wieder an Bedeutung zulegen. In 2014 erzielte man einen jährlichen Bierausstoß von 1,45 Mio. hl. Das Bier selbst erlangte wohl auch besondere Popularität infolge des Namensstreit mit dem großen Anheuser-Bush-Konzerns. Die wenigsten wissen, dass sich dieser Streit bereits seit 1907 hingezogen hatte. Erst 2010 entschied der Europäische Gerichtshof, dass das in den USA hergestellte und vertriebene Bud(weiser) keine Namensrechte in der EU geltend machen kann. Allerdings verbietet das US-amerikansiche Recht dem tschechischen Budweiser im Gegenzug die Verwendung des Namens auf ihrem Territorium. Interessanterweise kaufte Anheuser-Bush daraufhin 2012 die Rechte am alten Budweiser Bürgerbräu, welches in der Zwischenzeit ebenfalls verstaatlicht aber heruntergewirtschaftet wurde.

„Unser helles Lagerbier ist etwas für wahre Feinschmecker. Die edelsten weiblichen Dolden des hochwertigen Saazer Hopfens, reines Naturwasser und ausgesuchtes mährisches Malz machen es zu einem Getränk für echte Kenner.“

… heißt es auf der Website. Da ich mich selbstverständlich sowohl als Feinschmecker als auch echter Kenner bezeichnen würde, gehe ich nun mit hohen Erwartungen an das einzig originale Budweiser.

Steckbrief

29_Budweiser Budvar-Steckbrief

Bewertung

29_Budweiser Budvar

  • Flaschendesign + Kronkorken

Die grüne Markenreliefflasche scheint in Tschechien Tradition zu haben. Ebenso wie die Goldfolie, die den Hals und Kronkorken ummanteln. Die Label hingegen haben mir beim Urquell besser gefallen – der Eindruck es hier mit einem Import-Produkt zu tun zu haben ist mir etwas zu dominant.

  • Aussehen

Wie auf dem Photo erkennbar: sehr gold, sehr klar und mit wenig grobporiger Schaumbildung, die auch schnell wieder verflüchtigt ist.

  • Geruch

Hier steht der Hopfen klar im Mittelpunkt. Allerdings eher dadurch, dass neben einer fehlenden Malznote auch sonst kaum etwas riechbar ist.

  • Geschmack

Für ein Lager nicht überraschend ist das B: Original recht süffig. Geschmacklich ist dann auch mehr Malz und weniger Hopfen vorhanden. Der ziemlich unauffällige und ganz feinbittere Abgang wird durch einen geringen Prickelfaktor unterstrichen.

  • Fazit

Alles in allem muss ich gestehen, dass ich mir vom Budweiser etwas mehr Charakter erwartet hätte. Mit einer Reifezeit von 90 Tagen und Wasser aus einem artesischen Brunnen ist es qualitativ aber mehr als Mittelklasse. Deshalb gibt es in der Gesamtsumme (nur) 10 Pkt. bzw. eine 2-.

29_Budweiser Budvar-Bewertung

Weitere Informationen über das Original-Budweiser u.a. auf: http://www.budejovickybudvar.cz/de/index.html.

Übrigens: Carlo Pedersoli alias Bud Spencer wurde von Budweiser zum Vornamen seines Künstlerpseudonyms inspiriert.

Prost!


Veröffentlicht18. Februar 2016 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension