35. Augustiner Edelstoff
Als kleine Verschnaufpause in meiner kleinen europäischen Reise habe ich mir heute eines meiner Lieblingsbiere vorgenommen. Vom bayrischen Urgestein Michael an mich herangetragen und auch schon selbst im gleichnamigen Keller in München genossen, freue ich mich ganz besonders auf diesen wahrlich edlen Stoff Augustiners.
Die Geschichte der Brauerei geht ins 14. Jahrhundert zurück. 1328 siedelten die Augustiner Mönche auf Geheiß und mit dem Auftrag des Baus eines Klosters des damaligen Herzogs vor den Münchner Stadttoren. Damit ist Augustiner nicht nur die älteste noch bestehende Brauerei, sondern auch das älteste Handelsgewerbe Münchens. Nachdem die Augustiner Mönche jahrhundertelang mit dem Bierbrauen einen Großteil ihres Lebensunterhaltes verdienten (u.a. wurden die Wittelsbacher beliefert), mussten sie im Rahmen der Säkularisation 1803 ihr Kloster auflösen. Die Räumlichkeiten der Klosterkirche wurden fortan als Mauthalle und die des Konventgebäudes als Justizministerium genutzt. Lediglich die Brauerei wurde zunächst unter staatlicher Leitung weitergeführt. 1817 wurde dann aber auch der Braubetrieb aufgrund der allgemeinen Baufälligkeit der Klostergemäuer in die Neuhauser Straße (Hauptfußgängerstraße zwischen Hbf. & Rathaus) verlegt. 1829 schließlich übernahm die Familie Wagner die Brauerei, welche sich seitdem (zumindest mehrheitlich) in ihrem Besitz befindet. 1857 zog man dann in den heutigen Stammsitz an der Landsberger Straße, südlich des Hbf., wo man seit 1883 auch Bier braut. 1880 trug sich Augustiner als Gründungsmitglied des Bayrischen Braubundes ein weiteres Mal in die Geschichtsbücher ein. 1896 erfolgte dann ein Umbau der Gaststätte an der Neuhauser Straße in einen Münchner Bierpalast – also einem Paradies für Bierliebhaber ;).
Das heutige Oktoberfestbier trug im Übrigen nach Einführung 1953 zunächst den Namen Wiesn-Edelstoff. Interessanterweise wurde das für München und Bayern traditionelle Weißbier erst 1986 und somit sogar weit später als das Pils (1963) eingeführt. Seit 1987 ist Augustiner die einzige Brauerei Münchens, die auf dem Oktoberfest noch in Holzfässern ausschenkt.
Nach dem Tod der letzten direkten Wagner übernimmt die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung die Mehrheit an der Brauerei. Die weitere Besitzstruktur verteilt sich auf die Erbengemeinschaft der Familien Wagner und Inselkammer.
2013 konnte dann endlich die Rückkehr an den historischen Standort der alten Klosterbrauerei neben der heutigen Frauenkirche gefeiert werden. Mit mehr als 1 Mio. hl Ausstoß ist man heutzutage eines der Münchner und auch deutschen Schwergewichte in der Brauereilandschaft.
So genug in der Historie geschwelgt und Vorfreude aufgebaut. Wenden wir uns dem edlen Stoff zu, welches Augustiner so umschreibt:
„Ein helles Exportbier, weich, spritzig und frisch zugleich, aus edelsten Rohstoffen gebraut. Das Spitzenerzeugnis altbayrischer Braukunst. Ein Hochgenuss für jeden Bierkenner.“
Nichts weniger würde ich nun auch erwarten… 🙂
Steckbrief
Bewertung
- Flaschendesign + Kronkorken
Ach, wie ich diese Flaschen mag… Auch wenn der Etikettentwurf etwas weniger kitschig hätte gemacht werden können, ist zumindest die goldene Farbe mehr als treffend. Auch der Kronkorken kann sehr überzeugen. Ganz im Zeichen des Bierjubiläums wird hier auf das Münchner Reinheitsgebot von 1487 verwiesen.
- Aussehen
Exporttypische sehr hell-gelbe Farbe, aber mit einer recht passablen Bierschaumhaltbarkeit.
- Geruch
Hier fällt ganz deutlich die Hopfenbetonung auf. Das Malz und die wenigen Fruchtaromen kommen dagegen kaum durch. Aber auf jeden Fall macht es Lust auf den nächsten Schritt.
- Geschmack
Zum Glück gibt es in der Hauptkategorie keine Überraschung. Hier verbindet das Edelstoff die Augustiner Süffigkeit mit der feinherbe Frische des Exports. Dabei gibt es sogar einen gewissen Prickelfaktor und auch das Malz hat hier eine Chance auf größere Wahrnehmung. Der Abgang gestaltet sich sehr weich, fast ölig und mit einer leichten bitteren Note.
- Fazit
Wie vielleicht im obigen Bild erkennbar, muss ich zugeben, dass das heutige Edelstoff sogar offiziell über dem MHD ist. Beruhigender- aber auch erwarteterweise tut das dem Geschmack aber keinen Abbruch. Auch unter dem Eindruck der vielen bisherigen Biere, kann ich bei meinen ausgezeichneten Urteil über Augustiner und das Edelstoff bleiben. Es ist ein wahrer Genuss und bleibt eines meiner absoluten Lieblingsbiere und spielt auch in der Bierjubiläums-Reihe eine herausragende Rolle. Mit 14 Pkt. (also einer glatten 1) schrammt es dabei nur knapp an der Bestmarke vorbei.
Weitere Informationen über das Münchner Urgestein mitsamt seinem edelsten Stoff u.a. auf: http://www.augustiner-braeu.de/home.html.
Prost!