März 17 2016

38. Tyskie Gronie

Station 2 meiner Polenrundreise liegt ebenfalls in Oberschlesien – genauer in Tichau. Hier ist seit 1629 die heutige Brauerei Tyskie beheimatet. In dieser nun fast 400-jährigen Geschichte musste sie einige Besitzwechsel über sich ergehen. Gegründet von der Familie von Promnitz, wurde die Brauerei nach einer grundlegenden Modernisierung ab 1824 im Jahre 1861 zur Fürstlichen Brauerei zu Tichau neu konstituiert. Neuer Eigentümer wurde im Zuge dessen Hans Heinrich XI. Graf von Hochberg und Fürst von Pless. Nachdem Tichau nach dem 1. Weltkrieg zu Polen geschlagen wurde, erfolgten diverse Fusionen mit Nachbarbrauereien. Noch vor dem 2. Weltkrieg wurde das neue Braukonsortium aufgrund fehlender Steuereinnahmen zeitweise kommissarisch unter staatlicher Verwaltung gestellt. Dies sollte dann wie zu vermuten nach 1945 zur Normalität werden. Nachdem man 1971 die erste Million hl pro Jahr feiern konnte, erfolgte 1975 eine erneute planwirtschaftliche Fusion mit weiteren Betrieben der Region. Ergebnis dessen war ein erheblicher Produktionsrückgang sowie ein damit verbundener Stellenabbau in den Betrieben. Als Folge wurde Tyskie 1981 wieder in die unternehmerische Selbstständigkeit entlassen und 1995 dann auch wieder privatisiert. Als Teil der Kompania Piwowarska (zudem auch Lech gehört), erfolgte jedoch rasch der Verkauf an SAB Miller. Heute ist Tyskie mit 18% Marktanteil die beliebteste Biermarke in Polen.

Nach dem Staropramen habe ich es heute ein weiteres Mal mit einem Bier außerhalb des deutschen Reinheitsgebots bzw. Biergesetzes zu tun. Diesmal ist jedoch kein Getreidefolgeprodukt, sondern mit Glukosesirup eine Invertzuckerart verwendet worden. Und da dieses nur bei obergärigen Bieren gestattet wäre, muss auch das Tyskie gesondert gekennzeichnet werden.

Steckbrief

38_Tyskie Gronie-Steckbrief

Bewertung

38_Tyskie Gronie

  • Flaschendesign + Kronkorken

Die Ähnlichkeit zum Zywiec ist verblüffend, wobei mir das Tyskie sogar eigentlich einen Tacken besser gefällt. Negativ fällt allerdings klar ins Gewicht, dass mit der dargestellten Mitra die Verknüpfung zur Gründerfamilie hergestellt werden soll, welche es offensichtlich nicht mehr gibt. Getreu dem Motto: Man kann nicht alles haben, muss man sich nun mal entscheiden: Tradition oder Neuausrichtung…

  • Aussehen

Ziemlich Kölsch-ähnliche gelb-goldene ungetrübte Farbe mit mäßiger Schaumbildung.

  • Geruch

Klar im Vordergrund steht hier der Hopfen. Laut Etikett sollen hier aber auch noch Apfel- und Bananennoten riechbar sein. In meiner Nase kommen davon aber höchstens noch diffuse Zitrusnuancen an.

  • Geschmack

Wo es der Geruch noch nicht verraten hat, wird der industrielle Charakter im Geschmack deutlicher. Zudem fällt auch die Verwendung von Glukosesirup auf, da es auffallend süß, aber gleichzeitig wenig malzig schmeckt. Das kann aber auch nur Einbildung sein – schließlich sollten insbesondere Malz- und Getreidenoten laut Etikett schmeckbar sein.  Das fehlende Malz wird dann nur geringfügig im Abgang kompensiert. Auch eine Spritzigkeit sucht man hier vergebens.

  • Fazit

Und wieder einmal ein Beispiel, dass Masse alleine nicht immer hilft. Als Gegner einer zu starken Homogenisierung und Unterstützer der Biervielfalt bin ich da vielleicht auch etwas bevorurteilt, aber trotz einer im Grunde soliden Leistung, kann das Tyskie nicht wirklich überzeugen. Zudem halte ich nicht viel von der Verwendung von Glukosesirup… Deshalb all in all eine 3+, also 9 Pkt..

38_Tyskie Gronie-Bewertung

Infos u.a. via: http://www.tyskie-pils.de/home.

Prost!


Veröffentlicht17. März 2016 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension