49. EB Premium
Den (voraussichtlich) endgültigen Abschluss meiner Zentralosteuropareise und Ende der Verlängerung bildet wieder ein polnisches Bier. Das im ehemaligen westpreußischen Elbing ansässige EB Premium kann dabei wie so oft auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Den Anfang machte die Gründung der Elbinger Aktien-Brauerei im Jahre der deutschen Reichsgründung. Nur acht Jahre später wurde diese wieder geschlossen und als Brauerei Englisch-Brunnen umfirmiert. Der Name ist auf einen Engländer zurückzuführen, der am späteren Brauereistandort eine Trinkwasserquelle entdeckte. Erst mit der Zerstückelung Westpreußen nach dem 1. Weltkrieg und dem wirtschaftlichen Niedergang im 2. Weltkrieg endete die erfolgreiche Geschichte des englischen Brunnens. Nach Jahren der kommunistischen Planwirtschaft, konnte die nun inzwischen Elbrewery Co. Ltd. genannte Brauerei erst Mitte der Neunziger an die alten Erfolge anknüpfen. Mit dem Mehrheitserwerb durch einen australischen Investor konnte damals sogar eine neue Rekordmarke des Bierausstoßes in Polen erreicht werden. Seit 2004 gehört das Unternehmen der Zywiec-Gruppe und somit dem Heineken-Konzern an.
Steckbrief
Bewertung
- Flaschendesign + Kronkorken
Das äußere Erscheinungsbild haut mich erstmal nicht vom Hocker. Trotz der patriotischen Farbgebung, muss zudem bezweifelt werden, dass es sich bei dem Bier tatsächlich um ein „Original Polish Recipe“ handelt. Vielmehr ist anzunehmen, dass hier die deutsche Brautradition fortgeführt wurde.
- Aussehen
Auch hier fällt der Hocker nicht um. Gelblich, blank und wenig Schaum.
- Geruch
Hier kommen wir der Sache schon näher. Recht hopfenbetont mit einer leichten Fruchtsüße kommt es daher.
- Geschmack
Glücklicherweise kann in der wichtigsten Kategorie der Bestwert erreicht werden. Überraschend süffig, leicht und ausgewogen sowie feinherb im Abgang macht es einen wirklich guten Geschmackseindruck. Da kann man dann auch über die fehlende Frische hinwegsehen.
- Fazit
Der Nachfolger des hellbayrischen Lagers der Englisch-Brunnen Brauerei hat Glück, dass er sich mit jeder Kategorie sukzessive verbessert. Auch wenn ein Lager sicher kein großes Charakterbier sein kann und somit selten aus der Masse heraussticht, ist sehr gut trinkbar. Aufgrund der mäßigen ersten Kategorien gibt es allerdings für das EB diesmal mit 9 Pkt. „nur“ eine 3+.
In Ermangelung einer eigenen Website sei für die historischen Hintergrundinfos der Brauerei Englisch-Brunnen auf http://www.aefl.de/ordld/englischbrunnen/englischbrunnen.htm verwiesen.
Erst jetzt am Ende meiner Reise ist mit eines aufgefallen: Betrachtet man die zentralosteuropäische Brauereilandschaft ist zweifelsohne festzustellen, dass ein erheblicher deutscher Einfluss herrscht. Alle getesteten Biere waren ehemalige deutsche Brauereien in Böhmen, Schlesien oder Preußen. Auch hieran wird deutlich wie tief verwurzelt das Bierbrauen mit der deutschen Kulturgeschichte ist. Kaum eine andere Nation kann eine derartige historische Bedeutung und Vielfalt des Bieres vorweisen. Allein deshalb ist es meiner Ansicht nach das Gebot eines jeden deutschen Biertrinkers diese Vielfalt und Qualität zu erhalten.
Prost!