51. Grünbacher Altweisse Gold
Nach dem gestrigen Einstieg in die Reinheitsgebotswochen, starte ich heute mit einem Mitbringsel auf dem hiesigen REWE-Markt:
Mit in der Box waren ein „Reinheitsgebots-Glas“ sowie eine Ausgabe der Reinheitsgebotsurkunde.
Alleine daran wird deutlich, dass das Bierjubiläum auch nicht spurlos am Handel vorbeigeht und dass hier natürlich auch die Marketingtrommel gedreht wird. Allerdings bin ich etwas erstaunt, dass das Thema zumindest in der Region Köln-Bonn noch nicht viel mehr ausgeschlachtet wird. Außerdem hätte ich insbesondere von den Marktführern mehr Präsenz zu diesem Ereignis erwartet. Auch spezielle Festbiere hierzu hätten mich nicht verwundert. Andererseits vielleicht aber auch ein Indiz für die fehlende Flexibilität der Großbrauereien.
Um auf dem Weißbier-Weg zu bleiben, möchte ich heute mit dem Grünberg Altweisse Gold beginnen. Besagtes Grünberg liegt einen Katzensprung östlich von Erding und beheimatet nach eigenen Angaben etwa auch seit 500 Jahren ein eigenes Brauhaus. Die erste schriftliche Erwähnung ist auf 1590 datiert. Seit der Erteilung der Braugerechtigkeit in 1723, hat die Brauerei eine spannende Geschichte durchlebt. Nach mehrfachem Besitzerwechsel ging die Brauerei 1927 insolvent, um ein Jahr später durch die Familie Noll neben dem Grünberger Schloss wiederaufgebaut zu werden. Kurze Zeit darauf übernahm die bekannte Paulaner Brauerei den Betrieb und veräußerte ihn gleich ein Jahr später wieder. Unter dem Namen „Weißes Bräuhaus Erding“ ging die Schlossbrauerei 1929 dann erneut Konkurs. Auf Initiative von Hermann Noll wurde die Brauerei daraufhin zu einer GmbH umgewandelt, wo sich in der Folge eine Vielzahl an umliegenden Brauereien beteiligten. Dass die Brauerei niemals endgültig unterging, hatte sie offensichtlich ihrer überdurchschnittlichen Weißbier-Qualität zu verdanken, welches sich zu dieser Zeit auf dem aufsteigenden Ast befand. Noch vor seinem Tod 1969 schaffte es Noll alle Gesellschafter auszulösen und aus der Brauerei eine Körperschaft zu machen. Seitdem ist es gelungen das Brauhaus, welches seit 2014 auch unter dem Namen Grünbacher Weißbier Manufaktur agiert, in nunmehr fünfter Generation im Familienbesitz zu führen.
Beschrieben wird das Altweisse Gold auf der Flasche so:
„Nach urbairischer Rezeptur. Original Flaschengärung. Hoher Weizenanteil. Volles Hefearoma für fruchtigen Geschmack. Ohne Wärmebehandlung hergestellt, Naturtrüb, da unfiltriert.
Grünbacher. Unser Handwerk. Ihr Genuss.“
Dann bin ich mal gespannt, wie die Tradition nun im Glas schmeckt…
Steckbrief
Bewertung
- Flaschendesign + Kronkorken
Flasche, Etikett und Kronkorken finde ich grundsätzlich sehr schön, auch wenn hier nicht der besondere Funken überspingt.
- Aussehen
Hier hält es schon mal, was es verspricht. Ein wirklich helles Weißbier – wohl das hellste deutsche, was ich bisher zu Gesicht bekam. Zudem schön naturgetrübt. Die Schaumbildung ist hingegen etwas enttäuschend.
- Geruch
Wie es sich für ein Weißbier gehört, dominiert hier natürlich die Banane. Aber lange nicht so stark, wie man es von den „üblichen“ Kandidaten gewohnt wäre. Vielmehr kommen auch noch andere Zitrusfruchtnoten hervor. Auch eine Prise Malz und Hopfen ist erriechbar.
- Geschmack
Auch hier kann man einen Eindruck bekommen, wie Weißbier noch vor Hundert Jahren gebraut wurde. Weniger bananig und vollmundig, dafür klar und fast schwach im Geschmack. Eine gewisse Malzetonung und leichte Bitterkeit runden das interessante Geschmacksbild ab. Im Abgang ist es schön feinherb. Sowohl Geschmack als auch Frische errinern sogar eher an den belgischen Bruder Witbier, als an ein übliches deutsches Weißbier.
- Fazit
Das goldene Altweisse aus dem Schloss Grünberg hat eine wahrlich bewegte Geschichte hinter sich. Und ist somit wohl noch ein Relikt aus früheren Zeiten. Aber entweder bin ich schon zu sehr vom üblichen Weißbiergeschmack geblendet oder ich kann es aus anderen Gründen nicht wertschätzen, aber alles in allem gibt es hier leider zu viele Negativpunkte, die keine sehr gute Wertung zulassen. Vor allem das äußere Erscheinungsbild und der eher flaue Geschmack führen letzenendes zu einer immer noch guten 2- (10 Pkt.).
Für weitere Infos rund um den die Schlossbrauerei Grünbach siehe http://www.schlossbrauerei-gruenbach.de/.
Prost Reinheitsgebot!