Miller Genuine Draft | Samuel Adams Boston Lager | Sierra Nevada Pale Ale | Rouge Brutal IPA | Schneider Weiße Tab 5 | Anchor Steam Beer | Black Wolf Valente´s Double Espresso | Crew Republic Foundation II| Sierra Nevada Torpedo Extra IPA | Oberreichenbacher Rotbier
Beim Genuss des Monroe IPA* aus dem Hause der Hopfenstopfer darf ich heute von der letzmontägigen Bierverköstigung in der Eule berichten. Wie es kaum passender hätte sein können, ging es am 4. Juli – dem nationalen Feiertag der Unabhängigkeit der USA – um US-amerikanische Craft Biere.
Zur Einstimmung gab es allerdings das genaue Gegenteil: Ein Miller Genuine Draft. Aus der zweitgrößten Brauerei der USA stammend verkörpert es wie kaum ein anderes Bier die stereotypische amerikanische Lagerbierkultur. Der nicht nur aus Kostengründen hinzugefügte Mais verleiht dem Bier eine sehr große Leichtigkeit und macht es extrem süffig, um es positiv auszudrücken. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen, dass es sehr beliebig, wenig geschmacklich und erst recht kaum bierig ist. Eben absolut belanglos.
Vor der offiziellen Verköstigung ging Biersommelier Markus dann noch auf die historische Entwicklung des US-amerikanischen Biermarktes ein. So gab es allein in diesem Jahrtausend eine derartig enorme Konzentration der Braumultis, dass mit der diesjährigen Fusion von AB InBev und SAB Miller jedes 3. Bier weltweit von diesem Riesenkonzern kontrolliert wird. Interessant aus deutscher Sicht ist die Tatsache, dass von den sechs Big Player, welche es noch 2000 gab, drei aus einer deutschen Gründung hervorgingen. Lediglich Heineken konnte aus der danach folgenden Fusionswelle noch eigenständig bleiben.
Auch der deutsche Biermarkt ist von der Konzentration betroffen. Auch wenn die größte deutsche Gruppe Radeberger nur auf 0,5% globalen Marktanteil kommt, vereinigen sich hier etwa 15% aller deutschen Biere. Neben den Bieren aus der AB InBev (u.a. Beck’s, Diebels und Franziskaner), sind vor allem noch die Bitburger, Oettinger, Krombacher und Warsteiner Gruppe von Bedeutung.
Um dem etwas entgegenzusetzen entwickelte sich nach der Legalisierung des Privatbrauens 1979 in den USA die Craft-Bier-Bewegung. Von anfänglich 8 Brauereien gibt es inzwischen mehr als 4.000. Dabei wird ein Craft Bier wie folgt definiert:
- Größe: Bierausstoß darf die Marke von 6 Mio. Barrel nicht übersteigen (wobei diese Grenze laufend relativ zum Gesamtausstoß des Landes angepasst wird)
- Unabhängigkeit: Nur weniger als 25% der Brauereianteile dürfen von einer Nicht-Craft-Bier-Brauerei gehalten werden
- Biertradition: Die Brauerei muss bei der Bierherstellung auf traditionelle oder innovative Rezepturen zurückgreifen (das ist wohl die Regel mit dem größten Interpretationsspielraum)
In Deutschland hingegen fehlt eine derartige Definition und Abgrenzung in Gänze. Dies liegt vor allem an der bereits schon recht vielfältigen Brauereistruktur in unserem Land.
Folgende Biere wurden dann im Rahmen der Verköstigung probiert:
Das Boston Lager kommt dabei aus der Samuel Adams Brauerei – eine der größten der USA. Vom Geruch her noch sehr fruchtig, ist die Hopfenbittere geschmacklich dominant. Hinzu kommt ein recht trockener Abgang.
Von einer der größten zu einer der ältesten Craft-Bier-Brauereien. Dabei schmeckt das Pale Ale recht bitter, hopfig-kräuterig und sehr frisch.
Dieses IPA zeichnet sich vor allem durch seinen Litschi-Mango-Geruch aus. Im Geschmack ist es ziemlich bitter sauer und blumig-waldig. Der Abgang ist sehr herb.
Das nächste Bier war für mich zumindest dann kein Unbekannter mehr. Es kommt aus Deutschland kann sich aber als American Craft Beer bezeichnen. Denn mit Garret Oliver von der Brooklyn Brewery wurde es von einem Amerikaner mitentwickelt. Dieser ist übrigens auch Autor des „Oxford Companion to Beer“ – die amerikanische Bier-Bibel.
Das letzte in der Reihe war früher mal ein bieriges Schreckgespenst für mich- Deshalb war ich umso mehr gespannt wie es mir heute schmeckt.
Im Geruch und Geschmack unauffälliger und dünner sowie malzig-karamelliger als gedacht, war ich in der Tat positiv überrascht, auch wenn es nicht für eine Treppchen-Platzierung gereicht hat. Das California Common kann dabei als Gegenteil vom Kölsch angesehen werden. Schließlich wird hier eine untergärige Hefe bei hoher Temperatur verwendet (beim Kölsch genau umgekehrt). Steam Beer heißt es übrigens, weil es früher nachts auf den Hausdächern abgekühlt wurde und dampfte.
Abschließend noch ein netter geographischer Überblick über amerikanisches Craft-Bier heute:
Summa summarum gab es folgende Gesamtbewertung:
Im Nachgang dazu haben wir uns dann noch ein wenig durch die über 100 Biere umfassende große Bierkarte der Eule probiert. Dabei ging es vor allem mit Craft-Bieren weiter:
- Black Wolf Valente´s Double Espresso
das dunkle Bier aus dem schottischen Stirling ist versetzt mit Kaffeebohnen und somit koffeinhaltig
untergärig, 6% (und eigentlich noch gar nicht auf der Karte)
- Crew Republic Foundation II
2011 eingeführtes German Pale aus der inzwischen sehr bekannten Münchener Craft-Brauerei
obergärig, 5,6%
- Sierra Nevada Torpedo Extra IPA
noch eine Stufe über dem Pale Ale ist es sehr hopfenlastig und bitter
obergärig, 7,2%
- Oberreichenbacher Rotbier
auf Hinweis „aus dem Publikum“
klassisches Nürnberger Rotbier aus dem Brauereigasthof Geyer
obergärig, 4,9%
Und hier noch die aktuelle Kurzkarte:
*obergärig, 6,5%, Single Hop Craft Beer, Imperial Pale Ale, 40 IBU.
Mit voller Vorfreude auf die kommenden Verköstigungen – von denen ich selbstverständlich wieder berichten werde – verabschiede ich mich in den Abend. Prost!
Weitere Informationen zur Eule, zu den Aktionen und zum Biersommelier Markus Weick unter: http://wordpress.99biere.de/