81. Borbecker Dampfbier
Das zweite „besondere“ Bier ist das Borbecker Dampfbier aus der Essener Familienbrauerei Stauder. Diese existiert seit 1867 und wird inzwischen in der 6. Generation geführt. Der Name Borbecker leitet sich vom Stadtteil Borbeck der Ruhrgebietsmetropole ab. Das Dampfbier selbst ist auf 1896 datiert.
Und damit kommen wir auch schon zur Frage: Was ist ein Dampfbier eigentlich? Wie aus der Bezeichnung bereits zu vermuten, wird der Gärvorgang unter vergleichsweise heißen Temperaturen durchgeführt, wodurch der Sud zu dampfen beginnt. Die höheren Temperaturen wurden aus Kostengründe gewählt, da so die Kohlensäure- und Alkoholentwicklung beschleunigt wurde. Eine andere Herkunft des Namens geht auf die gründerzeitliche erstmalige Verwendung von Dampfmaschinen in der Bierherstellung ab, wodurch hier ein besonders modernes und fortschrittliches Bier gekennzeichnet wurde. Im vorliegenden Fall würde ich auf letzteres tippen. Ein kurzer Auszug aus Wikipedia gibt mehr Auskunft über diesen skurrilen Biertyp:
„Dampfbier war im Rheinland, in Westfalen und Bayern bis Ende des 19. Jahrhunderts weit verbreitet und wurde wegen der kostengünstigen Brauweise als „Arme-Leute-Bier“ bezeichnet.
Zum Brauen wurde vorwiegend Gerste genutzt und nur wenig karamellisierter Malz wurde zugesetzt. Der Gärprozess wurde mit überschüssiger Hefe aus Weißbierbrauereien gestartet. Aus Kostengründen wurde meist selbstangebauter Hopfen („Hinterhofhopfen“) zugesetzt. Das Bier wurde nicht pasteurisiert und zur Verbesserung der Haltbarkeit in tiefgelegenen Kellern oder Felsenkellern gelagert. Der geringe Hopfengehalt führte zu einem phenolischen, mitunter leicht rauchigen Geschmack.“
Auch interessant an der Stauder-Brauerei ist die verlinkte Pachtbörse für zukünftige Gastronomen, die Ausgabe von Unternehmensanleihen an Privatkontrahenten sowie für mich vor allem die Kronkorkensammelaktion mit Treuegeschenken.
Steckbrief
Bewertung
- Flaschendesign + Kronkorken
Optisch insgesamt ansprechend, wenn auch ein wenig zu viel bling-bling. Natürlich wären auch hier mehr Infos besser als weniger, aber das ist ja normal.
- Aussehen
Sehr klar und hell und mit mittelmäßiger Schaumbildung.
- Geruch
Ein wenig malzig, ein wenig hopfig, ein wenig zitrusartig und tatsächlich auch irgendwie ziemlich industriell.
- Geschmack
Auch hier hält es was es verspricht: Sehr mild und süffig, leicht bitter und malzig mit geringer Resenz und einem feinherben leicht trockenen Abgang.
- Fazit
„Eine Rarität unter den Bieren“
So lautet es zumindest auf der Flasche. Wenn das Bier tatsächlich noch mit historischen Dampfmaschinen gebraut wurde, dann stimme ich dem selbstverständlich zu. Da das jedoch sehr wahrscheinlich nicht der Fall ist, reicht mir aber auch das besondere Brauverfahren, welches an eine Ruhrpott-Tradition anknüpft. Auch wenn der Geschmack eigentlich gefällt, reicht es jedoch nicht für mehr als 10 Pkt. (2-). Insgesamt hätte ich mir von Stauder auch einfach mehr Hintergrund-Informationen zum Dampfbier gewünscht.
Weitere Infos zum Bier unter: https://stauder.de/unser-bier/borbecker-biere.html sowie http://dampfbier.de/dampfbier.html.
Prost!