August 8 2017

219. Next Level Five O’Clock – Earl Grey IPA

Heute darf ich endlich eines der interessantesten Biere meines Fundus proBieren. Mein erstes Teebier. Genauer gesagt handelt es sich um ein IPA mit Zusätzen von Earl-Grey-Tee. Es kommt von der erst im November 15 in Wien gegründeten Braugemeinschaft Next Level Brewing. Diese besitz zwar keine eigene große Brauerei, kann aber bei „guten Freunden“ in die Produktion gehen. Zunächst werden hierfür aber im 20l-Maßstab selbst Rezepte so weit entwickelt, bis sie das „next level“ erreicht haben. Im Gegensatz zu vielen anderen „Brauereien“ halten sie mit diesem Umstand aber nicht hinter dem Berg, sondern weisen es transparent auf jedem Etikett aus. Das heutige Bier wurde zum Beispiel in der Privatbrauerei Loncium aus Kärnten gebraut.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen möchten sich die Wiener auch eher ungern als Craft-Brewer bezeichnen. Schließlich sei dieser Begriff kaum definierbar und oftmals auch schon von Großbrauereien missbraucht worden. Vielmehr verstehen sie unter dem Begriff Craftbeer ein Mindset, das mit dem Ziel verbunden ist hochqualitatives, außergewöhnliches und geschmackvolles Bier herzustellen. Nur am Codex Alimentarius Austriacus (dem österreichischen Lebensmittelgesetz) gebunden wollen sie Freiheit und Unabhängikeit verkörpern und symbolisieren dies mit dem Kraken im Firmen-Emblem.

„Craft is dead, long live Indie Beer!“

Als selbst bezeichnete Indie-Brauerei betonen sie außerdem glücklicherweise nicht an das deutsche Reinheitsgebot gebunden zu sein, welches ihre Kreativität nur einschränken würde:

„Als österreichische Brauerei sind wir nicht durch das deutsche Reinheitsgebot eingeschränkt. Das erlaubt uns über den Tellerrand hinauszublicken und kreativere Biere zu brauen. Für unsere Meisterwerke lassen wir uns vielseitig inspirieren. Verwendet werden allerdings ausschließlich natürliche Zutaten. Wenn wir spannende Aromatik durch Früchte, Tee, Kaffee, Blüten oder Gewürze ins Bier holen, so setzen wir niemals Extrakte oder Konzentrate ein. Wir befürworten ein Natürlichkeitsgebot!“

Für mich absolut nachvollziehbar und unterstützenswert, für die meisten Biertrinker jedoch wohl oftmals immer noch ein Affront gegen die gute alte „Bierkultur“. Doch der Erfolg scheint den jungen Brauern Recht zu geben. Denn bereits im ersten Jahr konnte man sowohl Platin beim Meininger Craftbeer Award erringen, als auch best new Austrian Brewer bei ratebeer.com werden. Nun kann das verschiedenste Gründe haben, die auch nicht unbedingt ausschließlich mit der Qualität der Next-Level-Biere zu tun haben könnte, aber es ist zumindest ein großes Ausrufezeichen. Und vielleicht wird ja auch demnächst mal in eine eigene Brauerei investiert.

Das Fünf-Uhr-IPA ist dabei ein klassisches Beispiel von Natürlichkeit außerhalb des Reinheitsgebots. Mit der Kombination aus Tee und britischem Hopfen möchte man eine Hommage an die britische Genusskultur senden:

„Inspiriert durch britische Kultur haben wir Earl Grey Tee mit britischen Hopfensorten in einem India Pale Ale verheiratet. Earl Grey hat wie IPA eine Geschichte in der Seefahrt. Auf See vermischte sich im Laderaum Bergamotteöl mit Schwarztee. Das Ergebnis war vorzüglich. Die Bergamottearomatik, ergänzt um klassischen britischen Hopfen mit seinen würzig, orangigen Noten ergibt eine traumhafte Kombination im Bier. Die Schwarzteebittere ergänzt die Hopfenbittere zu einem sehr trockenen Finish.“

Und auch dieses Bier konnte sofort nach Einführung im letzten Jahr den sog. STAATSMEISTER-Titel in der Kategorie IPA bei der Austrian Beer Challenge erringen. Es lasten nun also enorme Erwartungen auf die mir vorliegende Flasche.

Steckbrief

Stil. . . . . . . . . . . . . . . IPA
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Earl-Grey-Tee, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . .  14.5°P
Alkoholgehalt. . . . . . 6,1%
Herkunft. . . . . . . . . . . Wien [Kötschach-Mauthen] / Österreich
Erscheinungsjahr. . .
2016

Bewertung

  • Flaschendesign + Kronkorken:___14
  • Aussehen:____________________13
  • Geruch:______________________12
  • Geschmack:__________________13
Fazit

Geruch: süß-sauer-fruchtig nach Blutorange & Grapefruit, leicht dumpf-süß malzig nach Karamell, frisch & spritzig
Geschmack: würzig, sowohl fruchtig-hopfig als auch leicht malzig-grasig, kaum Bittere, weich, sehr ausbalanciert trotz vielen Geschmackseindrücken, leicht sauer, Noten von Schwarztee klar erkennbar, erfrischend, im Antrunk noch vollmundig wird es immer süffiger
Gesamt: INTERESSANT! Ein Bier wie ich es noch nicht erlebt habe. Selbst als Laie wird man gerade zu überrannt mit Geschmackseindrücken. Man hat das Gefühl es gibt von allem etwas. Fruchtig, süß, sauer, malzig, grasig, würzig, bitte gepaart mit einer unverkennbaren Note von Schwarztee. UND GUT! Auch wenn es nicht ganz meinen optimalen Geschmack trifft, merkt man dem Bier definitiv seine Botschaft und Qualität an. Das Bier ist ein einziges Alleinstellungsmerkmal und in vielerlei Hinsicht höchst empfehlenswert. Deshalb auch von mir starke 13,5 Pkt. (1(-)).

Weitere Infos zum Bier unter: http://www.nextlevelbrewing.at/portfolios/five-o-clock-earl-grey-ipa/.

Prost!


Veröffentlicht8. August 2017 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension