239. Bersalis Sourblend
Nach der gestrigen Premiere folgt heute die nächste: zum ersten Mal stelle ich hier ein Blend-Bier vor.
Was bei Spirituosen (siehe z.B. Whisk(e)y) lange schon Gang und Gebe ist hat sich beim Bier bis heute nicht durchsetzen können. Dabei gäbe es bei der Vielzahl an Bierstilen unzählige Kombinationsmöglichkeiten, die das Bier als Getränk noch vielfältiger werden lassen könnte. Dass sich bisher wohl nur wenige daran versucht haben ist sicherlich durch den Mehraufwand zu erklären, der bei der Entwicklung eines brauchbaren Blends entsteht. Für mich als Bierbotschafter allerdings trotzdem sehr schade, dass das Thema selbst unter Kreativbrauern eine absolute Nische darstellt.
Eine Brauerei, die dies gewagt hat kommt aus dem belgischen Beersel – gelegen direkt zwischen den Grenzen der Hauptstadtregion Brüssel und den beiden Regionen Flandern und Wallonien. Seit 1882 wird dort die Tradition des Lambic-Brauens gelebt. Dieser Bierstiel zeichnet sich dadurch aus, dass er als einer der wenigen spontangärig gebraut wird. Das bedeutet, dass dem Bier keine Hefenstämme zugesetzt werden, sondern diese aus der Umgebungsluft oder von Resten der Brauwürzen älterer Sude aufgenommen werden. Eine solche Brauart war aufgrund der Mikroflora historisch nur im Sennental, in Brüssel und im Pajottenland möglich. Es sollen dort Brauereien geben, die bis heute ihre Brauanlagen niemals putzen, um die Hefe-Partikel für die Spontangärung nicht zu vernichten.
Das heutige erste Bierjubiläum-Blend ist ein Mix aus dem Kadet – einem Blond Ale – und dem hauseigenen Lambic. Dabei ist das Mischverhältnis 70-30. Herausgebracht wurde es 2015 zum 10-jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung der Brauerei, die 2002 aus familiären Gründen kurzzeitig schließen musste.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . sourblend Lambic-Ale
Brauart. . . . . . . . . . . ober- & spontangärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Weizen, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 6%
Herkunft. . . . . . . . . . . Beersel / Belgien
Erscheinungsjahr. . . 2015
Bewertung
- Flaschendesign + Kronkorken:___6
- Aussehen:____________________12
- Geruch:______________________13
- Geschmack:__________________12
Fazit
Geruch: schön fruchtig-sauer-süßlich, gewisse Malzsüße, Karamell, leicht bitter
Geschmack: spritzig, säuerlich, bipolar, würzig-herb, im Abgang malzig süß, überraschend mittel-voller Körper
Gesamt: Tolles Bier, das die Brauer für ihren Mut zum Blend belohnt. Sicher ist der „doppelte“ Geschmack erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig, macht aber eine sehr interessante Grundstimmung. Außerdem interessant und lobend hervorzuheben: Beide Bierkomponenten koexistieren ohne, dass das eine oder andere geschmacklich überlagert ist oder gar eine schlechte Mischung aus beidem entsteht. Nicht nur für diesen Mut, auch für das gute Bier (wenn man es etwas säuerlich mag) gibt es 12 Pkt. (2+).
Weitere Infos zum Bier unter: http://www.oudbeersel.com/en/products/bersalis-sourblend/.
Prost!