Oktober 7 2017

244. Pravda Syla

Das heutige (auch aus dem Beertasting.Club-Abo stammende) Bier ist praktisch eine Premiere im doppelten Sinne. Einerseits ist es das erste Bier aus der Ukraine und andererseits auch das erste „politische“ Bier.

So soll das Bier auf den immer noch andauernden (aber medial in Deutschland in den Hintergrund gerückten) (para-)militären Konflikt zwischen der Ukraine und pro-russischen Separatisten hinweisen. Das Front-Label ziert dabei im Rahmen einer obszönen Geste den Tower des Flughafens von Donezk, der symbolisch für den Bürgerkrieg stehen soll, da dieser nach knapp 250 Tagen Belagerung von den ukrainischen Verteidigern in die Hände der Separatisten gelang. Seitdem befindet sich die ostukrainische Metropole unter der Verwaltung der neuen Volksrepublik Donezk, die sich von der Ukraine abspalten und Russland annähern will.

Gebraut wird das Bier am anderen Ende der Ukraine im westlichen Lemberg. Eine Stadt, die selbst eine bewegende Geschichte hinter sich hat und schon zu Österreich, Polen und der Sowjetunion gehörte. Unter geographischen Gesichtspunkten ist auch interessant, dass quer durch die Altstadt von Lemberg eine europäische Wasserscheide führt. Das heißt, dass alles Wasser südlich der Altstadt ins Schwarze Meer mündet, wohingegen die nördlichen Wasser in die Ostsee führen.

Ähnlich wie viele andere Länder litten die ukrainischen Biertrinker in den letzten Jahren unter einer enormen Industrialisierung und Konzentration des Biermarktes, sodass sich auch dort immer mehr Handwerksbrauereien etablieren konnten. Mit Unterstützung von Brauern aus Belgien, Tschechien und den USA konnte deshalb in Lemberg die Pravda-Brauerei eröffnet werden. Diese ist aktuell die einzige Brauerei, die auch mit alternativen natürlichen Zutaten experimentiert.

Übrigens: Eines der zahlreichen Biere der Brauerei trägt auch den Namen „Frau Ribbentrop“ und zeigt Angela Merkel auf dem Etikett…

Steckbrief

Stil. . . . . . . . . . . . . . . Tripel
Brauart
. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Zucker, Hopfen, Hefe
Stammwürze
. . . . . .  16°P
Alkoholgehalt. . . . . . 8%
Herkunft. . . . . . . . . . . Lemberg / Ukraine
Erscheinungsjahr. . .
2015

Bewertung

  • Flaschendesign + Kronkorken:___9
  • Aussehen:____________________10
  • Geruch:______________________7
  • Geschmack:__________________11
Fazit

Geruch: unangenehme Bittere, metallisch, karamellig, leicht hopfig-würzig
Geschmack: relativ frisch, süßlich & leicht säuerlich, weich, wenig Körper aber auch wenig süffig, alkoholische Bittere, trocken-herb-süßer Abgang
Gesamt: Ein Bier für Schniefnasen. Denn nachdem einem der nasale Eindruck noch wenig Hoffnung auf ein gutes Bier macht, gleicht dies der Geschmack zum Glück aus. Sicher merkt man dem Bier seine Herkunft an, dass es kein Original belgisches Tripel ist, aber es kommt für seine Verhältnisse schon nah dran. Insgesamt aber für meinen Gaumen zu unrund, deshalb nur 9,5 Pkt (3++). Auf die politische Botschaft möchte ich an dieser Stelle im Übrigen nicht eingehen, da Bierjubiläum eigentlich polit-freie Zone ist.

Weitere Infos zum Bier unter: http://www.pravda.beer/en/shop/syla/.

Prost!

Katgeorie:Bierrezension | Kommentare deaktiviert für 244. Pravda Syla