253. Paulaner Zwickl
Gegen das heutige Bier sprechen eigentlich genug Gründe um es nicht vorzustellen.
Der erste ist recht augenscheinlich: Die Brauerei. Gegründet 1634 von Mönchen des Paulaner-Ordens, ging die Brauerei nach Auflösung des Klosters um 1800 bereits früh den Weg der Expansion. So folgten im 20. Jahrhundert die ein oder andere Fusion und Brauereierweiterung. Da jedoch das alte Klostergelände für die Produktion irgendwann nicht mehr ausreichte, würde 2014 mit einem Neubau der Brauerei begonnen, die in letzten Jahr bezogen werden konnte. Als einer der größten und bekanntesten Braumarken Deutschlands ist Paulaner heutzutage aber nicht mehr in eigener Hand. Zwar ist man Kopf der sechstgrößten Braugruppe des Landes, gehört seit diesem Jahr jedoch zu 30% Heineken und zu 70% der Schörghuber Unternehmensgruppe. Diese ist recht „vielfältig“ aufgestellt und in den Geschäftsfeldern Getränke, Hotel, Lachszucht und -verarbeitung sowie Bauen & Immobilien national und international tätig. Damit haben wir es hier weder mit einem handwerklichen Bier noch mit einer eigenständigen Brauerei zu tun.
Ein weiterer Grund ist das Bier selbst. Schließlich ist zu vermuten, dass es wieder mal ein recht unkreativer Versuch einer Großbrauerei ist, sich der schwindenden Nachfrage zu entziehen, indem man ein vermeintliches innovatives Produkt an den Mann/Frau bringt. Damit will ich nicht sagen, dass ein Kellerbier kein gutes Bier sein kann, aber allein die Fokussierung vieler Großbrauereien (wie Warsteiner, Krombacher oder auch König-Pilsner) auf diesen Stil zeigt wie hilflos man eigentlich der „Craft-Bier-Welle“ entgegentritt. Sicher muss man von einer Münchner Brauerei kein IPA erwarten, aber dass ein Kellerbier auserkoren wurde liegt wohl vor allem daran, dass dieses recht frei interpretierbar und vor allem auch leicht im schon vorhandenen (großindustriellen) Brauprozess implementierbar ist.
Ein dritter Grund ist da weniger offensichtlich und auch eher persönlich. So unterstützt Paulaner doch schon seit vielen Jahren den FC Bayern München, was mir als grüner Borusse doch etwas sauer aufstößt ;).
Bei aller Kritik muss aber auch etwas wirklich Positives hervorgehoben werden, was trotz der Popularität der Marke kaum einer weiß: Die Paulaner-Mönche waren die ersten in Bayern die ein Bockbier in seiner heutigen Form gebraut haben. Der heutige Salvator ist damit der erste bayrische Doppelbock und hat bereits ein fast 400-jährige Geschichte hinter sich. Auf seinem seit 1899 patentierten Namen gehen noch heute zahlreiche Bockbiervarianten des Landes zurück.
Und da ich schließlich auch den anderen deutschen Großbrauereien hier eine Chance gegeben habe, möchte ich auch das Paulaner nicht ausschließen. Interessant ist übrigens auch die Flaschengröße: 0,4l habe ich bisher noch von keinem deutschen „Großbier“ gesehen. Paulaner beschreibt das Bier übrigens wie folgt:
„Mit feinstem Hersbrucker Hopfen im historischen Dreimaischverfahren gebraut und direkt aus dem Lagertank unfiltriert abgefüllt.“
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Kellerbier
Brauart. . . . . . . . . . . untergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 5,5%
Herkunft. . . . . . . . . . . München
Erscheinungsjahr. . . 2017
Bewertung
- Flaschendesign + Kronkorken:___9
- Aussehen:____________________10
- Geruch:______________________12
- Geschmack:__________________7
Fazit
Geruch: süd-fruchtig, bananig, spritzig, malzig-hefig, weich-getreidig, buttrig
Geschmack: süffig, kaum Körper, etwas matt, leicht würzig, mehr Malz als Hopfen, leicht herber & trockener Abgang
Gesamt: Viel- und nichtssagend zugleich. Nachdem mit der Geruch noch sehr positiv überrascht hat, kommt geschmacklich kaum Charakter rüber. Es fehlt im Allgemeinen am geschmacklichen Profil, auch wenn das Bier wirklich trinkbar ist. Aber ich erwarte einfach von einem solch vermarkteten Bier mehr als ein absoluten 08/15-Geschmack. Für so viel Gefälligkeit incl. Industrie-Malus kann ich dann auch nicht mehr als 7 Pkt. (3-) geben.
Weitere Infos zum Bier unter: https://www.paulaner.de/produkte/paulaner-zwickl.
Prost!