257. Louis Barre Imperial Bouquet Lager
Beim heutigen Bier war ich freudig überrascht als ich es in meinem letzten KALEA-Beertasting.Club-Abo-Karton entdeckte. Da ich fünf Jahre meines noch vergleichsweise überschaubaren Lebens in Osnabrück verbrachte, ist mir die Familienbrauerei Barre ein guter Begriff und hat auch schon zu dieser Zeit in der Region herausgestochen. Gab und gibt es doch in Ostwestfalen kaum noch eine privat geführte Brauerei mit überregionaler Popularität.
Während ich damals noch den Eindruck hatte, dass es sich um eine traditionelle aber etwas angestaubte Brauerei handelt, muss ich heute den Eindruck revidieren. Denn gemäß des aktuellen Slogans „Traditionell · Modern · Unabhängig“ hat man sich auch bierig der Moderne geöffnet, ohne jedoch dabei die traditionellen Wurzeln zu vergessen, die das Unternehmen bereits seit genau 175 Jahren und sechs Generationen tragen.
Nachdem Ernst Johann Barre 1842 die Brauerei am Wiehengebirge förmlich in den Steinhang schlug, ging Louis Barre als sein Nachfolger als Pionier in die Firmengeschichte ein. War es doch der „lange Louis“, der als erste Brauer des Norddeutschen Bundes nach seiner Übernahme 1881 eine Kältemaschine zum brauen einsetzte. Das heutige Imperial Bouquet Lager wurde zu seinen Ehren anlässlich der 175-Jahr-Feier kreiert. Es soll nach alter 130-jähriger Rezeptur gebraut worden sein, die auch schon der alte Braumeister für seine neuartigen untergärigen Biere verwand. Durch die schon damals angewandte Kalthopfung erreichte er eine so große Haltbarkeit, dass die Biere via Bremerhaven mit dem Norddeutschen Lloyd über die ganze Welt hinaus verschifft werden konnten.
Auch nach Louis Barre erhielt man sich einen gewissen Innovationsgeist und führte 1981 als erste deutsche Brauerei die schon fast in Vergessenheit geratene Bügelverschlussflasche wieder ein. In den 2000ern war es dann wieder Barre, die die erste Fassbrause auf dem Markt brachten. Wie in bereits viele gute Brauereien, hat sich inzwischen auch bei Barre der Braumeister zum Biersommelier weitergebildet und entwickelt vor allem zum Jubiläumsjahr neue Bierspezialitäten wie einem (Eis-)Bock, einem Porter Westfalica oder einem Winter Amber Ale. Neben einem Online-Shop kann die Brauerei darüber hinaus auch ein eigenes Biermuseum sein Eigen nennen.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Lager
Brauart. . . . . . . . . . . untergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen
Stammwürze. . . . . . 12.5°P
Alkoholgehalt. . . . . . 5,4%
Herkunft. . . . . . . . . . . Lübbecke
Erscheinungsjahr. . . 2017
Bewertung
- Flaschendesign + Kronkorken:___12
- Aussehen:____________________12
- Geruch:______________________13
- Geschmack:__________________12
Fazit
Geruch: frisch, spritzig, würzig, hopfig-grasig, leicht buttrig, ein wenig Honig
Geschmack: vollmundiger als gedacht, malzig-würzig, hopfig-herb, recht spritzig, schön würziger Abgang
Gesamt: Wie auch schon gestern wurde ich beim heutigen Bier ebenfalls nicht enttäuscht. Zwar könnte man böswillig schreiben, es handle sich hier nur um ein besseres Pils, das wird dem Bier aber nicht gerecht. Vielmehr erinnert es ein wenig an seine tschechische Verwandtschaft des Pilsner-Urquells. Und doch zeigt es auch Anwandlungen eines Hellen oder internationalen Lagers – allerdings auf hohem qualitativem Niveau. Insgesamt definitiv ein Bier, das es auch nach 2017 geben sollte. Inclusive Regionalitäts-, Traditions- und Unabhängigkeitsbonus auch hier und heute in Summe 13 Pkt. (1–). Auch wenn ich mir unter dem Biernamen zunächst eigentlich etwas ganz anderes vorgestellt hatte.
Weitere Infos zum Bier unter: https://louis-barre.de/.
Prost!