Januar 16 2018

287. Schreckenskammer Kölsch

Seit langem gibt es hier wieder mal eine Kölsch-Rezension, die mich ein wenig an meine Kölsch-Reihe zu Beginn des Blogs erinnert. Zu verdanken habe ich das zwei Umständen: 1. Ist das heutige Kölsch kein beliebiges, was man in Köln und Umgebung in jedem Getränkemarkt kaufen kann; 2. habe ich es freundlicherweise bei meinem letzten Einkauf in meinem Stamm- & Lieblingsmarkt P&M als Gratiszugabe erhalten. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals dafür.

1422 erstmalig urkundlich erwähnt, wird das Brauhaus Schreckenskammer nach Neubau in 1912 seit 1933 von der heutigen Eigentümerfamilie geführt. Nachdem es in der Paulus-Nacht 1943 den alliierten Bomben zum Opfer fiel, dauerte es bis 1960 bis es wieder aufgebaut wurde. Der Braubetrieb jedoch wurde niemals wieder aufgenommen – das Kölsch wird seitdem zunächst vom heutigen Haus der Kölschen Brautradition und dann vom Bielsteiner Erzquell im Lohnbrauverfahren produziert.

Doch woher stammt dieser merkwürdige Name? Dazu gibt es gleich zwei Theorien. Theorie 1 geht auf einen staatlichen Prüfer der Eisenbahner-Lehranstalt der Fränkisch-Märkischen-Eisenbahn zurück. In Unkenntnis darüber, dass die Prüfungen aus Platzgründen nicht in der Anstalt, sondern im (alten) Brauhaus abgehalten wurden, soll dieser einmal verwirrt gefragt haben: „Na, wo ist denn diese Schreckenskammer nun?“ Theorie 2 ist etwas weniger lustig. Sie besagt, dass die Gefangenen aus dem benachbarten Gerichtsgebäude auf dem Weg zu ihrer Richtstelle (Weckschnapp) im Brauhaus zu ihrer Henkersmahlzeit einkehrten.

Ob es an seinem Namen liegt oder nicht, aber außerhalb von Köln ist das Schreckenskammer-Kölsch praktisch kaum zu bekommen. Und selbst in Köln zählt es eher zu den Kölsch-Geheimtipps. Umso mehr freue ich mich, dass ich es heute verkosten darf.

Steckbrief

Stil. . . . . . . . . . . . . . . Kölsch
Brauart
. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen
Stammwürze
. . . . . . 
Alkoholgehalt. . . . . . 4,8%
Herkunft. . . . . . . . . . . Köln
Erscheinungsjahr. . .
1912

Bewertung

  • Flaschendesign + Kronkorken:___12
  • Aussehen:____________________12
  • Geruch:______________________7
  • Geschmack:__________________12
Fazit

Geruch: recht industriell, spritzig, würzig, leicht malzig, leicht hopfig-herb
Geschmack: würzig-herb, malzig, leicht getreidig-heuartig, ganz leicht säuerlich, süffig, mittlerer Körper, feinperlig, trocken-herb-süßer Abgang
Gesamt: Obwohl ich bekennender Altbier-Fan bin, habe ich in den letzten Monaten und Jahren sehr viele Kölsch proBieren können und glaube einschätzen zu können, dass das Schreckenskammer zweifelsohne zu einem der besseren zählt. Sieht man mal von wirklich abschreckenden Geruch ab, kann das Bier durch einen schönen Mix aus Würzigkeit, getreidiger Malzbetonung und herber Hopfigkeit überzeugen. Insgesamt deshalb gute 11 Pkt. (2).

Weitere Infos zum Bier unter: http://www.schreckenskammer-koelsch.de/index.html.

Prost & guten Abend! ?


Veröffentlicht16. Januar 2018 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension