Januar 18 2018

288. Preußens Pilsener

Mit dem heutigen Bier wird es historisch und royal zugleich. Aber zunächst mal einen herzlichen Dank an David, der dieses wahrlich besondere Bier von seiner Tour durch Deutschland mitgebracht und für das Bierjubiläum gesponsert hat.

Dabei hatte ich mir seitdem überlegt, wann wohl ein guter Zeitpunkt für dessen Vorstellung wäre. Nach kurzer Recherche kam dann der heutige Tag fast wie gerufen. Denn exakt heute vor 147 Jahren wurde der preußische König Wilhelm zum Deutschen Kaiser inthronisiert. Der heutige Tag  der Proklamierung des deutschen Kaiserreiches bedeutete also nicht nur den Beginn des „zweiten Deutschlands“ (nach dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und vor der Weimarer Republik), sondern auch den Abschluss des Aufstieges Preußens zur Großmacht.

Der Name Preußen leitet sich von den im ursprünglichen Kernland beheimateten Prußen ab, die im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden unterworfen wurden. Im Zuge der Säkularisierung entstand im 16. Jahrhundert auf dem Gebiet vom späteren Ostpreußen und Masuren das erste Herzogtum Preußen – jedoch noch unter der Lehensherrschaft der polnischen Krone. 1657 konnte Hohenzollern-Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg – an das Preußen in der Zwischenzeit fiel – das Herzogtum aus der polnischen Lehensabhängigkeit lösen. Sein Sohn Kurfürst Friedrich III. krönte sich dann 1701 selbst als erster preußischer König Friedrich I. und regierte das fortan bestehende Königreich Preußen. Dieses wuchs in der Folge nicht nur an Größe, sondern entwickelte auch das bis heute für Deutschland berühmt und berüchtigte Verwaltungssystem. Am 31. Mai 1740 bestieg sein Enkel Friedrich II. – später Friedrich der Große genannt – den Thron. Durch Siege in den drei Schlesischen Kriegen sowie der Teilung Polens konnte er die Fläche des Königreichs mehr als verdoppeln und zusammenführen. Zwar verlor man viele dieser Flächen wieder nach der Niederlage gegen das napoleonische Frankreich 1806, musste aber keine 10 Jahre warten um nach dessen Rückzug auf Ost- und Zentraleuropa durch den Wiener Kongress sogar noch mehr Gebiete zugesprochen zu bekommen. Vor allem weite Gebiete des heutigen Nordrhein-Westfalens gingen an das Königreich, das zur zweiten deutschen Macht neben Österreich aufstieg. Der Sieg Preußens im Deutschen Krieg 1866 führte schließlich zur Auflösung des Deutschen Bundes und zum Ausschluss Österreichs aus Deutschland. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 vereinte es alle verbliebenen deutschen Staaten unter seiner Führung und wurde 1871 zum dominierenden Bundesstaat des neu gegründeten Deutschen Reiches. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und damit der deutschen Monarchie (excl. Liechtenstein) 1918 wurde aus dem Königreich der republikanisch verfasste Freistaat Preußen, der während der Weimarer Republik ein Bollwerk der Demokratie war. Zuerst die Entmachtung durch die Nationalsozialisten 1934 und schließlich die rechtliche Auflösung des Preußen-Staates durch den Alliierten Kontrollrat 1947 bedeuteten das Ende eines 400 Jahre bestehenden Landes.

Soweit der Geschichtsunterricht. Doch was hat das mit dem heutigen Bier zu tun? Mehr als selbst ich zunächst dachte. Zwar ist die Marke noch nicht einmal ein Jahr alt, wird dafür aber tatsächlich von einem Nachfahren des letzten deutschen Kaisers gebraut. Georg Friedrich Prinz von Preußen – seines Zeichens aktueller Chef des Hauses Hohenzollern – ist Kopf der neuen letztes Jahre gegründeten Königlich Preußischen Biermanufactur. Wie sein Vorfahr Friedrich der Große ist er sehr an der deutschen Bierkultur interessiert, wenngleich er auch kein Brauwesen studierte, wie es noch sein Urahn tat. Gebraut wird deshalb per Lohnbrauverfahren in Braunschweig – vermutlich bei einer Zweigniederlassung von Oettinger. Zu erwerben gibt es das Bier bisher nur bei ausgewählten Fachhändlern in Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg sowie natürlich auch in der Burg Hohenzollern. Schmecken wir also mal, ob die Qualität des heutigen Prinzen an die Ansprüche des damaligen Königs heranreicht:

„Wie ihm denn auch vom Brauwesen aller nötige Unterricht zu geben und zugleich zu zeigen, wie das Brauwesen muß traktiert, gemaischt, das Bier gestellt, gefaßt und überall dabei verfahren sein muß, wenn es gut ist.“ – Friedrich Wilhelm I.

Steckbrief

Stil. . . . . . . . . . . . . . . Pils
Brauart
. . . . . . . . . . . untergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen
Stammwürze
. . . . . . 
Alkoholgehalt. . . . . . 4,9%
Herkunft. . . . . . . . . . . Berlin
Erscheinungsjahr. . .
2017

Bewertung

  • Flaschendesign + Kronkorken:___14
  • Aussehen:____________________12
  • Geruch:______________________13
  • Geschmack:__________________11
Fazit

Geruch: würzig, herb, hopfig, grasig
Geschmack: würzig, wenig Malz, hopfig-herb, leicht grasig, geringe Süße, matt, wenig spritzig, mittelleichter Körper, trocken herb-grasiger Abgang
Gesamt: Nunja zugegebenermaßen wohl kein majestätischer Genuss, aber erstaunlicherweise ein Pils der besseren Art. Klar würzig und hopfig-herb, ist vor allem auch die leicht süßlich-grasige Note spannend. Für mich hätte es noch etwas klarer gehopft und insgesamt vollmundiger sein können, aber trotzdem ein gelungenes royales deutsches Bier. Mit gewissem Adels-Bonus ergibt das dann zusammen genommen 12 Pkt. (2+).

Weitere Infos zum Bier unter: http://www.preussische-biermanufactur.de/.
Zudem hier ein Bericht vom Test der weltbesten Bier-Sommelière Irina Zimmermann.

Prost & guten Abend! ?


Veröffentlicht18. Januar 2018 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension