Juli 26 2018

377. Lion Stout

Nach ein paar Tagen in Laos geht es hier nun weiter nach Sri Lanka. Der gut 66.000 km² große Inselstaat im Indischen Ozean zählt etwa 20 Mio. Einwohner, die relativ multiethnisch zusammengewürfelt sind. Die Bevölkerungsmehrheit bilden die Singhalesen, die größte Minderheit sind die Tamilen. Daneben gibt es aber auch bedeutende Minderheiten des Hinduismus, Christentums und Islam. Nachdem das Land zunächst von Portugiesen und Niederländern besetzt wurde, gehörte es seit 1815 dem britischen Empire an. 1948 konnte im Frieden die Unabhängigkeit erreicht und ein demokratisches System etabliert werden, das bis heute Bestand hat. Allerdings gab und gibt es einen teils offenen Konflikt der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und der tamilischen Minderheit, der zwischen 1983 und 2009 sogar in einen Bürgerkrieg mündete. 2004 erlitt der Inselstaat, der übrigens bis 1972 noch Ceylon hieß, die bislang größte Naturkatastrophe als infolge eines verheerenden Tsunamis in der Andaman-See über 45.000 Menschen ihr Leben verloren. Zumindest die wertvollen Kulturschätze des Landes konnten seitdem wieder aufgebaut werden und dienen seit Jahren als Tourismusmagnet. Wirtschaftlich setzt das Land daneben voll auf den Export von Tee, Kaffee, Kautschuk und Kokosnüssen.

Mein heutiges Bier ist erneut der klare Marktführer vor Ort. 1849 vom Briten Sir Samuel Baker ins Leben gerufen, sollte die Brauerei zunächst den Kolonialherrn auf den Teeplantagen dienen. Erst 1881 wurde daraus dann auch eine kommerzielle Brauerei für jedermann. Nach vielen Jahrzehnten der Expansion gehört die Brauerei heute in Teilen zur Carson Cumberbatch & Co Ltd – einem Konsortium aus Sri Lanka – und der Carlsberg Gruppe. Im Rahmen der Gesamtkapazität von 2 Mio. hl ermöglicht die Ceylon Brewery Company auch Lohnbrauverfahren.

Das Stout wurde – wie auch die anderen heutigen Lion Biere – in den 1940ern entwickelt und beinhaltet Malz aus Großbritannien, Tschechien und Dänemark, Hopfen aus der Steiermark und Hefe aus England. Leider wurde dem Stout darüber hinaus aber auch Farbstoff und Zucker beigemengt. Während ersteres noch relativ vertretbar ist, da es auch oft in belgischen Bieren angewendet wird, um einen höheren Alkoholgehalt bei weniger Endsüße zu erreichen, hat letzteres im Bier meiner Ansicht nach überhaupt nichts verloren und wird auch zu Abzügen in der Gesamtwertung führen.

„Our core values: Pride, Quality, Affordability.“

Steckbrief

Stil. . . . . . . . . . . . . . . Stout
Brauart
. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Farbstoff, Zucker
Stammwürze
. . . . . . 
Alkoholgehalt. . . . . . 8,8%
Herkunft. . . . . . . . . . . Biyagama / Sri Lanka
Erscheinungsjahr. . .
1881/1940

Bewertung

  • Flaschendesign + Kronkorken:___6
  • Aussehen:____________________11
  • Geruch:______________________9
  • Geschmack:__________________7
Fazit

Geruch: würzig, Zartbitter, Kaffee, mittelmalzig, röstig, ganz leicht süßlich
Geschmack: weich, voller Körper, sehr würzig, recht röstig, dunkelmalzig, süßlich, mehr Zartbitter als Kaffee, unangenehme Bittere, matt, trocken-bitterer Abgang
Gesamt: Es klingt vernichtender als es eigentlich sein soll, aber das Beste am Bier ist noch die Optik und selbst da wurde ja nachgeholfen. Im Grunde kein richtig schlechtes Stout, ist es mir aber einfach viel zu würzig-bitter. Es fehlen (trotz Zuckerzusatz) die süßlichen Kakaoaromen und auch die röstige Kaffeenote ist zu unterentwickelt. Aufgrund des Farbstoffeinsatzes erreicht der Löwe unter den Stouts bei mir heute damit leider nur 6,5 Pkt. (4++).

Übrigens zum Vergleich die Meinung vom Bierphilosophen Michael Jackson:

„…soft, fresh, and delicious top-fermented Lion Stout is bottle-conditioned an has an extraordinary chocolatey, mocha character.“

Weitere Infos zum Bier unter: http://lionbeer.com/our-beer.html.

Prost & guten Abend! ?


Veröffentlicht26. Juli 2018 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension