November 9 2018

426. Herbstbiere – Bierverkostung zur Eule 11/18

Traugott Simon Kölsch | Wolf Helles | AleMania Spiced Pumpkin Ale | Brussels Beer Project Grosse Bertha | Stiegl Zölibat | AleMania Belgian Style IPA | Emelisse Barley Wine | Schneider Weisse TAP X Mein Cuvée Barrique

3 Jahre Biertastings in der Eule

Letzten Montag war es wieder einmal Zeit für den nicht nur als Brühler Bierenthusiast eigentlich obligatorischen Biermontag in der Kierberger Eule. Eine Institution, die in diesem November ihr 3-jähriges feiert. Genau im November 2015 lud Biersommelier Markus Weick zum ersten Bier-Tasting im Rahmen der Biermontags-Reihe ein. Und auch zum diesmonatlichen Thema „Herbstbiere“ fanden sich einige Gäste ein, die schon vor drei Jahre zugegen waren.

Von Bier & Brot zu Bier im Quartier

Dabei gab es eine kleine Änderung hinsichtlich des Eulen-Mottos zu verkünden. Nachdem seit Anfang des Jahres der Fokus auf die Ergänzung von Bier und Brot als natürlich zusammengehörende Nahrungs- und Genussmittel gelegt wurde, heißt es nun „Bier im Quartier“, womit die Bedeutung der Eule für den Stadtteil Kierberg stärker unterstrichen werden soll. Zudem berichtete Markus von der Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers die kürzlich stattfand. Hier errang er einen sehr guten achten Rang und ist somit für die Vorauswahl zu den Biersommelier-Weltmeisterschaften qualifiziert.

Kölsch Konvention

Vor der eigentlichen Verkostung ging es diesmal wieder weiter im Kölsch-Projekt, bei dem Markus bis März 2019 (da wird die Kölsch -Konvention 33 Jahre) alle Kölsch vorgestellt und durchprobiert haben will. Da sich dieses Datum langsam nähert hat er mal eine Übersicht aufbereitet, die die aktuellen Marken darstellt und zeigt, welche bereits in der Eule präsentiert wurden.

Sicher nicht das beste, aber eine noch fehlende Marke ist Traugott Simon. Die in den 00er-Jahren entstandene Eigenmarke von TrinkGut bietet die „klassischen“ deutschen Hauptstile Pils, Alt, Weizen und eben Kölsch an.

Persönlicher Eindruck:
goldgelb, recht niedriger Malzcharakter, vergleichsweise starker Hopfengeruch & -geschmack sowie Bittere, mittlerer Körper, spritzig, leicht metallische Aromen, relativ charakterschwach

Weiter ging es mit einem dem Kölsch recht nahe liegendem Bierstil: Dem Hellen. Ursprünglich aus München stammend ist es bis heute der beliebteste Bierstil der Bayern. Das auf der Agenda stehende Wolf Helles, kommt streng genommen nicht aus Bayern, sondern Franken. Dort ist war Brauerei Wolf seit 1739 in Fuchsstadt beheimatet, bevor sie vor Kurzem ihre Markenrechte an die Kauzenbräu in Ochsenfurt übergab.

Persönlicher Eindruck:
sehr malzig-süß, feld-artig, getreidig, leicht harzig
– mittelgroßer Körper, malzig, würzig, getreidig, leicht holzig, feinperlig, süßlich-herber Abgang

Biere im Herbst

Zum eigentlichen Thema des Abends kam es mit dem dritten Bier. Es kann symbolisch für alle Biere hergenommen werden, die zu einer ganz besonderen Zeit eingebraut werden. Denn nur einmal im Jahr (immer um den September herum) erfolgt (zumindest auf der Nordhalbkugel) die Ernte der dann reifen Hopfen-Dolden. Der überwiegende Großteil der Ernte wird getrocknet und zu Pellets gepresst. Einige Brauereien hingegen nutzen die Hopfenernte für die Herstellung eines limitierten Frisch-Hopfen-Bieres. Eine davon ist die Brauerei Pyras aus Franken, die dafür sogar nicht weit reisen muss, da sie neben einer eigenen Mineralquelle auch über einen hauseigenen Hopfengarten verfügt. Heraus kommt seit einigen Jahren ein Kellerpils mit sogenanntem Grünhopfen. Da ich das Pyraser Hopfenpflücker Pils: hier bereits gesondert rezensiert hatte, verweise ich gerne auf  248.

Persönlicher Eindruck:
– weich, blumig, süßlich, grasig

– mittelgroßer Körper, herb, blumig, sehr grasig, leicht karamell-malzig, feinperlig, süß-herber Abgang

„Im kleinen brauereieigenen Hopfengarten gleich neben der Brauerei gedeihen 72 Stöcke vom besten Aromahopfen – umhegt von unserem Hopfenbauern Willi Schneider aus Obersteinbach. Ende August wird in der Brauerei der „Niederfall“ gefeiert, so nannte man früher den Abschluss der Hopfenernte. Beim Pyraser Hopfenpflücker Fest wird von den handgepflückten, duftenden Dolden noch am selben Tag nur ein Sud gebraut.“

Das zweite Herbstbier sticht mit besonders herbstlichen Zutaten heraus. Dieses Jahr erstmals gebraut vom Craftbier-Pionier Fritz Wülfing aus Bonn, soll neben den Gewürzen Zimt, Ingwer und Muskat vor allem eine ordentliche Portion Kürbis dem Spiced Pumpkin Ale eine besonders herbstliche Note verleihen.

Persönlicher Eindruck:
– sehr holzig, (ge)würzig, torfig

– süffig, schlank, wenig gewürzig, säuerlich, leicht fruchtig, gering hefig, feinperlig, süßlich-herber Abgang

Bierhaltbarkeit

Zum Abschluss der „offiziellen“ Verkostung ging es in Ausland. Mit dem Rodenbach Classic bot Markus ein Bier auf, dass gerade für den gemeinen deutschen Gaumen recht unbekannt sein dürfte. Es handelt sich um ein sog. Flämisches Rotbier, das in diesem Fall ein Verschnitt von ¼ gereiftem und ¾ frischem Bier ist. Mit diesem Mischgärverfahren erzielt man eine längere Haltbarkeit des Bieres. Dass diese Technik in Deutschland so gut wie unbekannt ist, liegt daran, dass zu Zeiten des Erlasses des heute sog. Reinheitsgebots in den meisten Landesteilen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation der kaiserliche Edikt erging, dass zur Haltbarmachung von Bier nun ausschließlich Hopfen verwendet werden solle. Zwar hielten sich nicht alle Fürsten und Herzöge hieran, dennoch führte es in der Folge zur Verdrängung anderer Biergewürze und zum Innovationsverlust hinsichtlich Haltbarkeitsverfahren, während außerhalb des Reiches weiter an anderen Methoden getüftelt wurde. Übrigens wird dem Rodenbach neben Gerste auch Mais zugesetzt um den Eiweißgehalt zu senken, der bei der langen Fassgärung zu einer erschwerten Verarbeitung und Auflösung beiträgt.

Persönlicher Eindruck:
– leicht röstig, holzig, gewürzig, süßlich, harzig, säuerlich
– süffig, süßlich-säuerlich, Traube, fruchtig, matt-feinperlig, süß-saurer Abgang

Meine persönliche Gesamtwertung der fünf verkosteten Biere sieht schließlich wie folgt aus:

Im Anschluss an die reguläre Verkostung standen noch folgende Biere auf unserem Plan:

  • Rodenbach Grand Cru:
    – obergärig; 6%; Flämisches Rotbraunbier
    – aus 1836 im flämischen Roeselare gegründeten Brauerei

    – Blend aus  Jungbier und ⅔ zwei Jahre in Eichenholzfass gereiftem Bier
    – säuerlich, harzig, holzig
    – milder, süß-säuerlich, rotwein-artig
    https://cheers.rodenbach.be/en/brewery
  • Große Bertha:
    – obergärig; 7%; Weizenbock
    – vom Brussel Beer Project
    – seltenes belgisches Weißbier nach bayrischer Tradition
    – weniger hefig, bananig, (ge)würzig
    – süffig, mittelschlanker Körper, hefig, bananig, süßlich-malzig, matt, süßer Abgang
    – zwischen Wit- & Weißbier

    http://www.beerproject.be/en/beers/14-grosse-bertha

  • Stiegl Zölibat:
    – obergärig; 18°P; 8,2%, Tripel
    – mit Karamellsirup gebraut
    – von mir für alle mitgebracht
    – süßlich, gewürzig, harzig, leicht bitter
    – leicht ölig, süß, hefig, getreidig, karamellig, matt, süßer Abgang
    https://www.stiegl.at/de/stieglhausbierzoelibat

  • AleMania Belgian Style IPA:
    – obergärig; 4,5%; 11.8°P; IPA
    weitere Infos siehe oben
    – hopfig-herb, grasig-fruchtig, rot-malzig
    – starker Körper, herb, bitter, weich, dunkelmalzig, torfig, feinperlig, herb-hopfiger Abgang

    https://fritz0830.wixsite.com/alemaniabonn

 

  • Emelisse Barley Wine (o. Abb.):
    – obergärig; 12%; Barley Wine
    von der niederländischen Craftbeer-Schmiede aus Goes
    – sehr süß, sehr rot, sehr fruchtig-getreidig
    –  ölig, malzig, süß, karamellig, bananig, harzig, matt, süßlicher Abgang

    https://www.emelisse.nl/emelisse-speciaalbieren/
  • Schneider Weisse Tap X Cuvée Barrique:
    – obergärig; 9,5%;  Weißbier-Bock
    Exklusivbier-Reihe des großen Weißbier-Privatiers aus Kelheim
    – „In 2010 Hans-Peter Drexler started a new project: maturing some of his finest beers in wine barrels. He enjoyed the expertise of brewmaster Jérôme de Rebetez from Brasserie des Franches Montagnes in Switzerland who grew up in a wine producing family. Thus, they created delicious new beer aromes.  A warming well-balanced Cuvée with a long, dry finish – just like a good red wine.“

    – vollmundig, ölig, süß-sauer
    – voller Körper, süßlich-malzig, rotweinig, harzig, feinperlig, bittersüßer Abgang
    https://www.ratebeer.com/beer/schneider-weisse-tap-x-mein-cuvee-barrique/180392/

Fazit:
Auch diesmal war es wieder ein interessanter Abend, bei dem nicht nur die beiden Herbstbiere herausstachen. Und auch nach fast drei Jahren gibt es immer noch Biere, mit denen mich Markus überraschen kann. Gut war zudem auch unser weiterer Austausch hinsichtlich der Installation einer Brauerei in der Eule, welche sich im ersten Schritt aus rechtlichen und organisatorischen Gesichtspunkten noch etwas schwierig gestaltet. Dennoch bin ich frohen Mutes, dass dieses Projekt im kommenden Jahr realisiert werden kann und es wieder Brühler Bierspezialitäten gibt.

Vielen Dank also nochmals an Markus für den interessanten Abend und Nils für die Begleitung.
Mit voller Vorfreude auf die kommenden Verköstigungen – von denen ich selbstverständlich wieder berichten werde – verabschiede ich mich in den Abend.

Weitere Informationen zur Eule, zu den Aktionen und zum Biersommelier Markus Weick unter: http://wordpress.99biere.de/

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Veröffentlicht9. November 2018 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierverkostung