April 23 2019

500. Cerevisia M˟

Endlich ist es soweit: Bierjubiläum. Heute vor genau 503 Jahren erließen die damaligen bayrischen Herzöge eine Verordnung, die heute allgemein als das „Reinheitsgebot“ bezeichnet wird.

Seit Anfang 2016 beschäftige ich mich nun mit dem Thema und habe in der Zeit einiges an Wissen und Biererfahrung ansammeln können. So war es dann auch letztes Jahr soweit, dass ich in meiner Bierliste die 1.000er Marke an vorgestellten Bieren geknackt hatte. Inzwischen ist die Liste bereits mehr als 1.500 Biere stark. Zu Ehren dieses Ereignisses hatte ich mir etwas ganz besonderes vorgenommen: mein erstes selbstgebrautes Bier. Wie ich schon damals vom Brautag und der Abfüllung berichtete, habe ich dabei das Glück gehabt, dass mir Ralf Mohr vom Braukunst Vorgebirge nicht nur seine Braugarage nebst Anlagen zur Verfügung gestellt hatte, sondern mich auch mit seinem reichhaltigen Wissen rund ums Brauen unterstützt hat. Es sollte aber natürlich kein 08/15-Bier werden, sondern eines, dass ein Zeichen für eine Reform des „Reinheitsgebots“ darstellen sollte. Herausgekommen ist das erste Bier der Welt, das mit allen sieben Hauptgetreidearten Gerste, Weizen, Roggen, Hafer, Reis, Mais und Hirse gebraut wurde. Bislang gibt es zwar Biere mit unterschiedlichsten Korn-Kombinationen, ein solches gab es aber bis dato noch nie. Würde ich es kommerziell brauen, bräuchte ich hierfür eine Sondergenehmigung und dürfte ich wahrscheinlich noch nicht einmal Bier nennen. Dabei enthält es ausschließlich Getreide, Hopfen und Hefe. Alles was eigentlich ein Bier ausmacht. Und nichts, was nicht auch auf anderen Kontinenten für ein Bier essentiell ist: Mais in Amerika, Hirse in Afrika und Reis in Asien. Für mich also unbegreiflich, warum hier der deutsche Gesetzgeber weiterhin blind der großindustriellen Brau-Lobby folgt. Hinsichtlich weiterer Zutaten wie Obst oder Gemüse kann ich Diskussionsbedarf zwischen Traditionalisten und „modernen“ Craft-Brauern durchaus nachvollziehen. Warum jedoch kein weiteres Getreide außer Gerste in untergärigen sowie Weizen, Hafer und Roggen in obergärigen Bieren rein darf bleibt mir weiterhin ein Rätsel.

Nach einigen weiteren Brauversuchen und Rezeptentwicklungen (siehe auch hier) ist nun das CEREVISIA Mx herausgekommen. Weiterhin auf der Basisrezeptur eines unfiltrierten Altbieres, habe ich seit dem ersten Sud die Kornzahl sukzessive erhöht und bin nun bei 10 Getreiden angelangt: Gerste, Weizen, Roggen, Hafer, Dinkel, Emmer, Einkorn, Reis, Hirse, Mais. Im Vergleich zu den bisherigen Suden ist das 10-Korn-Neo-Alt stärker eingebraut. Neben diesen 10 Getreiden fanden auch noch fünf ausgewählte Hopfensorten den Weg in den Braukessel: Hallertauer Tradition, Spalter Select, Brewers Gold, Target und Centennial.

#Natürlichkeit
#Qualität
#Vielfalt
#Regionalität
#Transparenz

 

Steckbrief

Stil. . . . . . . . . . . . . . . 10-Korn-Neo-Alt [Bierjubiläums-Jubiläumsbier]
Brauart
. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gersten-, Weizen-, Roggen-, Dinkel- & Emmermalz, Hafer-, Einkorn-, Reis- & Hirseflocken, Cornflakes, Röstgerste, Hopfen, Hefe
Stammwürze
. . . . . .  18°P
Alkoholgehalt. . . . . . 5,6%
Herkunft. . . . . . . . . . . Bornheim-Sechtem [Brühl-Pingsdorf]
Erscheinungsjahr. . .
2019

Bewertung

  • Flaschendesign + Kronkorken:___15
  • Aussehen:____________________12
  • Geruch:______________________13
  • Geschmack:__________________14
Fazit

  | würzig, leicht röstig, dunkelmalzig, dunkelfruchtig, harzig, etwas waldig
  | größerer Körper, würzig, etwas bitter, hopfig-herb, dunkelmalzig, leicht fruchtig, etwas holzig, gering grasig, leicht ölige Textur, feinperlig, süßlich-malzig-würziger Abgang
  | Mit dem nun vierten Brauversuch bin ich durchaus wieder sehr zufrieden, obschon die Rezeptur immer noch etwas verbessert werden könnte. Die Verknüpfung von fruchtigen Getreidenoten mit würzigen Holz- und Röst-Aromen ist nicht nur gelungen, sondern bietet olfaktorisch und gustatorisch eine mehr als spannende natürliche Vielfalt. Sensorisch und stilistisch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, das im Übrigen auch beim Bierpublikum hervorragend ankommt. Völlig zweifellos haben wir uns damit die 15 Pkt. (1+) erneut verdient.

 • weitere Infos zu meinem Reformvorschlag für das „Reinheitsgebot“ unter: http://www.bierjubilaeum.de/das-reinheitsgebot/.

Prosit Mundus manufactum!

Schlagwörter: , , , , , ,

Veröffentlicht23. April 2019 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension", "In eigener Sache