531. Fullers & Friends Peat Souper
Die letzten Biere hier an dieser Stelle waren geprägt von besonderen weiteren Zutaten abseits des „Reinheitsgebots“. Heute und morgen stelle ich Euch je ein Bier vor, das zwar von den Zutaten her Reinheitsgebots-konform ist, aber durch die Machart dieser einen besonderen Geschmack erfahren.
Beide Biere sind nämlich Rauchbiere. Das heißt, das Malz wird von Rauch gedarrt und nicht einfach nur erhitzt. Früher war dies eine übliche Weise um das feuchte Korn nach dem Ankeimen zu trocknen. Heute ist diese dank moderner Heiztechnik nicht mehr erforderlich und hat das Rauchbier zu einem einfachen Bierstil verdrängt.
Während üblicherweise heutzutage Buchenholz verwendet wird, ist das Malz für das heutige Rauchbier über Torf gedarrt worden. Das Porter ist eine Koproduktion der weltweit bekannten Fuller Brauerei aus London und der aus dem nord-westlichen England stammenden Hardknott Brewery. Es ist eines von zunächst sechs Bieren aus der Fuller & Friends Serie, bei denen jeweils eine andere Brauerei in die englische Hauptstadt eingeladen wurden.
„Named after the thick fogs that bedevilled industrial London, this delicious dark beer takes inspiration from the capital’s 18th-century Porters. Smoky peat, rich malt and a trio of classic English hops make it one to savour.“
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Porter
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gersten- & Roggenmalz, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 7%
Herkunft. . . . . . . . . . . Millom / London (England)
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
In der Nase noch etwas säuerlich, kommt das Torfaroma auf der Zunge sehr gut zur Geltung. In Verbindung mit dem Roggenmalz und einer auch sonst recht röstig-würzigen Note, ist es ein Stereotyp eines Rauch-Porters. Ich vermisse dennoch etwas die karamelligen Malznoten und eine geringe Bittere.
• https://www.fullers.co.uk/blog/beer-articles/fullers-and-friends
Prost & guten Abend!?
530. Kiesbyes Waldbier Wilde Kirsche
Heute stelle ich Euch ein Bier vor, auf dass ich mich schon länger gefreut habe. Es ist eines der besten Beispiele, warum das deutsche „Reinheitsgebot“ dringend reformiert werden muss zu Gunsten eines Natürlichkeitsgebots.
Wie auch schon das gestrige Bier, stammt das heutige aus dem schönen Österreich – genauer vom Kiesbye’s Bierkulturhaus. Geführt vom renommierten Biersommelier und Ausbilder Dipl.-Brau-Ing. Axel Kiesbye, zählt die Marke zu den edleren des Craftbier-Markts. Gebraut wird das Bier in der 1601 gegründeten Trumer Privatbrauerei, die ein offenes Gärsystem anwendet. Kiesbye arbeitet für seine Waldbiere zudem seit vielen Jahren eng mit Verantwortlichen der umliegenden Österreichischen Bundesforste zusammen.
Dabei ist jedes Waldbier 100 % Österreich, da alle Zutaten aus heimischer und möglichst regionaler bis lokaler Quelle stammen. Kiesbye wendet außerdem keine Filtration oder Stabilisierung an. Da die Waldbiere grundsätzlich etwas stärker eingebraut sind, können sie trotzdem mindestens fünf Jahre eingelagert werden.
Auch der Brauprozess ist eng an der Natur der Jahreszeiten ausgerichtet. Im Frühjahr wird eingebraut, im Sommer gereift und gelagert, im Herbst folgt die Abfüllung und im Winter wird über den nächsten Jahrgang philosophiert.
Während in den zurückliegenden Jahren bereits die Nadeln von Tanne, Lärche, Schwarzkiefer oder Fichte den Weg in die Biere gefunden haben, waren letztes Jahr Blüten an der Reihe.
„Über 100 Liter Traubenkirschenblüten landeten im Frühjahr 2017 in den Körben der ÖBf-Forstarbeiter. Die Blüten wurden anschließend in selbst hergestelltem Zuckersirup getaucht, zwei Monate gelagert und zur Oxidationsvermeidung einer leichten Fermentation unterzogen. Der Blütensirup wanderte anschließend in den Lagertank, in welchem zugleich eine zweite Gärung startete.“
Herkunft der Blüten ist ein Auenwald im Revier Hermagor am Fuße der Karnischen Alpen in Kärnten. Zur Unterstreichung des Kirscharomas wurde zudem noch der Aromahopfen Monroe zur Reifung hinzugegeben.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Waldbier
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Traubenkirschblütensirup, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 7,2%
Herkunft. . . . . . . . . . . Obertrum (Österreich)
Erscheinungsjahr. . . 2017
Fazit
Ein ziemlich einzigartiges blumig, harzig, und gewürziges Biererlebnis, dass mit karamelligen, leicht bitterfruchtigen Noten ergänzt wird. Die Stärke von über sieben Umdrehungen kommt dem Bier charakterlich sehr gut. Die Kirschblütennoten sind etwas gewöhnungsbedürftig, sind aber auch nicht unmittelbar identifizierbar. Ein wirklich spannendes natürliches Bier, das mich bestärkt so etwas ähnliches auch mal zu brauen.
• https://kiesbye.at/produkt/waldbier-wilde-kirsche-6-x-075l-flasche/
Prost & guten Abend!
529. Rieder Kürbiskernbier
In meiner aktuellen kleinen Reihe von Bieren mit dem gewissen Extra steht heute das Kürbiskernbier der Brauerei Rieder an. Die oberösterreichische Brauerei aus dem Innkreis braut sowohl Biere der Kategorie traditionelle deutsche/österreichische Bierklassiker als auch experimentellere Bierspezialitäten á la „Craftbeer“. Nicht ans Reinheitsgebot gebunden entstehen somit auch Bierkreationen mit besonderen Zutaten.
„Seit 2010 wächst der Ölkürbis auch im Innviertel, nämlich bei pramoleum. Gesunde Böden und ausreichend Sonne lassen die größte Beere der Welt hier in der Bierregion prächtig gedeihen.“
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Lager
Brauart. . . . . . . . . . . untergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Kürbiskerne, Hopfen, Hopfenextrakt
Stammwürze. . . . . . 12.4°P
Alkoholgehalt. . . . . . 5,2%
Herkunft. . . . . . . . . . . Ried am Innkreis (Österreich)
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Während in der Nase noch eher die ölige Note durchbricht, wirkt das Kürbiskernbier auf der Zunge klar würzig und nussig. Neben leichten Karamell- treten noch Gemüsearomen zu Tage. Kein Bier für den sturen Pilstrinker, aber auch nicht zu gewöhnungsbedürftig für Bierkenner. Für mich trotz überdurchschnittlichem Gesamteindruck leider kein geschmacklicher Volltreffer.
• https://www.rieder-bier.at/de/produkte/bierspezialitaeten/
Prost & guten Abend! ?
528. Uiltje Mind Your Step (Coffee Edition)
Fast im Direktvergleich zum gestrigen Imperial Stout mit dem gewissen Extra, folgt heute ein zumindest auf dem Papier gleichwertiger Kandidat.
Gebraut wird er von der Nord-Holländischen Craftbeer-Schmiede Uiltje, die auch international zu einer der führenden Kreativbrauereien zählt. Mit Mind your Step haben die Niederländer eine Bier-Reihe kreiert, die sich dem Stil Imperial Stout widmet und diesen durch verschiedene weitere natürliche Zutaten ergänzt. In der heute vorliegenden Coffee Edition sind neben den Malzen Pale, Cara, Amber und Roggen sowie den Hopfen East Kent Golding, Bramling X und Athanum noch Wacholder, Cranberries und eben eine ganze Menge Kaffee enthalten. Zudem wurde das Stout mit Eichenholzchips gelagert.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Imperial Stout
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gersten- & Roggenmalz, Hafer, Wacholder, Cranberries, Kaffee, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 14%
Herkunft. . . . . . . . . . . Haarlem (Niederlande)
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Ein sehr intensives Geruchserlebnis nach tiefschwarzen Kakao-, Kaffee- und röstig-fruchtigen Karamellmalzaromen wird gefolgt von einer sehr cremig-öligen Textur auf der Zunge, die ein sehr ausbalanciertes Bier schmecken darf. In seinen malzig-röstigen Noten sehr am Rande des maximal Möglichen und dennoch blitzen die fruchtig-holzigen Nuancen immer wieder heraus. Mit 14 Umdrehungen ist es das zweitstärkste Bier, das ich je getrunken habe. Diese sind zwar vor allem im Abgang spürbar, jedoch längst nicht unangenehm auffällig. Ein Bier für den ganzen Abend und für mich nur ganz knapp an der Bestwertung vorbei geschrammt.
• https://www.uiltjecraftbeer.com/
Prost & guten Abend! ?
527. Sori Brewing & Brouwerij Kees We’ll always have Paris
Nach überstandener Männergrippe geht es hier endlich weiter mit meinen Endspurt vor der Babypause. Am Start heute wieder mal eine der seltenen Einzelrezensionen aus Estland.
Es handelt sich um ein Collaboration-Brew der Sori-Brewing aus der estnischen Hauptstadt Tallin und der Kees Brouwerij aus dem niederländischen Middelburg. Das Imperial Stout überrascht mit Datteln, Kokosnuss und Tonkabohnen in der Zutatenliste.
„The idea to brew this beautiful beer was born in Paris, France in the Summer of 2017. Sori and Kees fell in love with each others beers and that was it. Every good date night ends in a dessert that makes you smile. Ours is a sweet dessert like Imperial Stout that is infused with dates, coconut and tonka beans.“
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Imperial Stout
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Datteln, Kokosnuss, Tonkabohnen, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 9,5%
Herkunft. . . . . . . . . . . Tallinn (Estland)
Erscheinungsjahr. . . 2017
Fazit
Die Kollaboration ist durchaus eines Imperial Stout würdig. Auf einer sehr cremigen, öligen und schweren Basis kommen fruchtig-säuerliche und Zartbitter-Noten klar hervor. Die Aromen der Datteln in Verbindung mit der doch erkennbaren Alkoholnote überlagern leider aber die süßlich-schokoladigen Aromen der Kokosnuss und Tonkabohne. Für den Bierexperten aber dennoch einen Schluck wert, der den Gaumen definitiv nicht langweilt.
• https://soribrewing.com/brews
Prost & guten Abend! ?
526. Perlenzauber German Pale Ale | Brlo German IPA | Rügener Inselbrauerei German Coast
Bevor es in Kürze für mich in die Babypause geht kommt es heute nochmals zu einer (weiteren) Premiere: Das erste Triple-Tasting.
In meiner ersten dreifachen Vergleichsverkostung treten das German Pale Ale von KALEA, das German IPA von Brlo und das German Coast Double IPA der Rügener Inselbrauerei gegeneinander an. Erworben aus unterschiedlichen Quellen eint alle drei die deutsche Interpretation des jeweiligen Bierstils Pale Ale, IPA und Double IPA. Da es sich hierbei nun um drei unterschiedliche Bierstile handelt, werde ich diese auch nur im Kontext miteinander vergleichen.
Steckbriefe
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Pale Ale // IPA // Double IPA
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, (Weizenmalz), (Natur-)Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 5,4% // 7% // 7,5%
Herkunft. . . . . . . . . . . Ingolstadt // Berlin // Rambin auf Rügen
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Drei Biere, die zwar alle German im Namen tragen und aus der Familie der Pale Ales stammen, aber dennoch grundverschieden sind.
Während das Perlenzauber eher wie ein Helles untergäriges wirkt und unscheinbar daherkommt, überzeugt das German IPA leider wenig. Zu starke Bittersüße und eine unangenehme Harz-Note bedeuten leider den dritten Platz. Leicht positiv sticht das German Coast heraus, das mit einer recht guten Balance aus Herbe, Fruchtigkeit und blumigen Aromen hervortritt.
Alle drei vermögen mich heute aber nicht in Gänze vom Hocker zu werfen. Das Ergebnis in Zahlen:
| 8 Pkt. (3) // 7 Pkt. (3-) // 9 Pkt. (3+)
• https://www.beertasting.club/beer/detail/5b8f8c21b9119d005ab909a6 // https://www.brlo.de/bier/brlo-german-ipa/?age-verified=674045e97e // https://insel-brauerei.de/wp-content/uploads/2018/03/GERMAN-COAST.pdf
Prost & guten Abend!
525. Nowhere Brewing Clockwork Orange
Das letzte Bier vom Craftbeer Festival Cologne ist wieder einmal eine Premiere für meine Rezensionen. Zum ersten Mal stelle ich Euch ein Bier aus Luxemburg vor.
Das letzte Großherzogtum der Welt erlangte Ende des vorletzten Jahrhunderts von den Niederlanden die vollständige Unabhängigkeit und ist ähnlich wie die Schweiz mehrsprachig (luxemburgisch, deutsch und französisch) und vor allem als europäisches Steuerparadies für Institutionen der Finanzbranche bekannt. Das Groussherzogtum Lëtzebuerg weist darüber hinaus eine relativ junge Bevölkerung auf, die sich aus knapp 50% Ausländern speist (die größte Gruppe sind Portugiesen).
In Sachen Bier ist das Weinland bis heute relativ wenig in Erscheinung getreten. Daran wollen die Jungs von Nowhere Brewing nun etwas ändern. Auch wenn es (zunächst) bei der Loonbrouwerij in den Niederlanden produziert wird, stammt die Rezeptur-Entwicklung zumindest aus Luxemburg. Nachdem ich bereits das Accidental Wheatness proBieren durfte, folgt heute nun das Clockwork Orange. Ein New England India Pale Ale mit Orangenschale, Vanille und Laktose.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . NEIPA
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hafer, Orangenschale, Vanille, Hopfen, Laktose, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 6,4%
Herkunft. . . . . . . . . . . Cothen (Niederlande) [Luxemburg]
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Einem intensiven fruchtig-bitterhopfigen Geruch, folgt ein weicher cremiger Antrunk von fruchtigen Malz- und blumiger Hopfennoten. Sowohl Hafer, als auch eine Süße von Vanille und/oder Laktose sind erkennbar. Wie jedes NEIPA kein Bier für Anfänger, aber für Fortgeschrittene wie mich ein ziemlich besonderer Genuss. Nicht zu extrem in seinen Facetten und dennoch alles andere als 08/15.
• http://www.nowherebrewing.com/
Prost & guten Abend! ?
524. Bergcraft Heavy Met Ale
Für Bier #4 vom Craftbeer Festival Cologne müssen wir kurz hinter die bayrisch-hessische Landesgrenze nach Aschaffenburg. In einem kleinen Ort nordöstlich hiervon namens Glattbach wird seit 2010 unter dem Namen Brauhaus Bergmann (ehem. Biobrauerei Glattbach) Bier hergestellt. Doch nicht nur Bier, sondern auch Met. Und so war es mehr als naheliegend, dass das bereits entwickelte Met-Bier auch das Licht des Biermarkts erblickte. Unter dem Namen Met-Ale ist es eines der beliebtesten Biere der jungen kleinen Brauerei und entsteht aus einem Verschnitt von 80% Met und 20% Bier. Für den Met wird dabei vor allem Frühlingsblütenhonig verwendet.
Es ist im Übrigen damit das erste Biermischgetränk dieser Art, das an dieser Stelle vorgestellt wird.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Met-Bier
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Honig
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 4,9%
Herkunft. . . . . . . . . . . Glattbach
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Dieses Met-Bier-Gemisch ist selbst für den geübten Gaumen noch etwas gewöhnungsbedürftig. Im Vergleich zu anderen Biermix kommt es deutlich natürlicher und weniger penetrant süß daher. Allerdings darf man nicht mit der Erwartungshaltung herangehen hier irgendetwas bieriges zu verkosten. Außerdem stelle ich mir die Frage, wie es wohl aufgewärmt schmecken würde.
• https://www.biobraumeister.de/
Prost & guten Abend! ?
523. Clucking Hen Young Adam
Bier #3 vom Craftbeer Festival Cologne kommt aus dem Sauerland. Einer Region, die mit Warsteiner und Veltins zwei der großen deutschen Fernsehbier-Brauereien beherbergt und alleine aufgrund dessen sehr Pils-fixiert ist.
Christina und ihre drei Jungs mussten schließlich erst nach Belgien reisen um die Vielfalt des Bieres und dessen Wertschätzung kennen zu lernen. Überwältigt von diesen Erlebnissen starteten sie ihre eigene kleine Marke Clucking Hen – die gluckende Henne.
Der Name rührt vor allem von den von Christina selbst im Garten gehaltenen Hühnern. Schließlich teilen beide die Leidenschaft für gutes Korn.
Und dieses ist auch im heutigen Young Adam enthalten. Wie es der Name schon verrät handelt es sich um ein sog. Adambier. Das ist ein schon alter Bierstil, der am besten als stärkeres saures Altbier bezeichnet werden kann. Der Bierstil galt lange Zeit in Deutschland als ausgestorben, als er im Zuge der „Craftbeer“-Welle wieder auferstanden ist. Im Young Adam kommt das Getreide u.a. in Form von Melanoidin- und Sauermalz vor.
Während die Entwicklung der Biere in Meschede stattfindet, lassen die vier es (vermutlich aus Gründen des „Reinheitsgebots“) in Belgien bei der Brasserie Grain D’Orge brauen.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Adambier
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 8,2%
Herkunft. . . . . . . . . . . Hombourg (Belgien) [Meschede]
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Ein unglaublich ausbalanciertes Bier. Sowohl am Gaumen als auch in der Nase mit klar röstig-würzigen Noten. Eine leichte säuerliche Bittere unterstreicht eines der stiltypischsten Adambiere, das ich je getrunken habe. Subjektiv gesehen ist mir die Betonung auf die röstige Würze jedoch etwas zu deutlich. Auch wenn es weniger zum Stil passen würde, hätte ich mir mehr Malzsüße gewünscht. Dennoch absolut empfehlenswert. Zumal sich das Bier ja noch bei längerer Reifezeit in diese Richtung entwickeln würde.
• https://www.clucking-hen.com/beer/
Prost & guten Abend! ?
522. Hensen Alt
Ebenfalls vom Craftbeer Festival Cologne mitgenommen ist mein heutiges Bier.
„In Mönchengladbach-Waldhausen, genau auf der Quelle des Gladbachs steht das ehemalige Sudhaus der Brauerei Gebrüder Hensen. Gegründet im Jahre 1793 wurden bis in die 70er Jahre an gleicher Stelle die Biere der traditionsreichen Brauerei Gebrüder Hensen gebraut. Dem allgemeinen Brauereisterben in Deutschland geschuldet, stellte man die Produktion Mitte der 70er Jahre ein.
Anfang 2015 erkannten Norbert, Patrick und Jonas, dass der Stadt Mönchengladbach ein neues Bier gutstehen würde.“
Dabei haben die drei bewusst darauf verzichtet eine neue Marke zu erzeugen, sondern wollten mit der Hensen-Brauerei eine alte Mönchengladbacher Tradition wiederaufleben lassen.
„Wir nennen es nur nicht Craftbier – für uns ist es einfach Brauhandwerk.“
Ursprünglich hatte ich mir mal vorgenommen bei der Brauerei persönlich vorbei zu schauen, nun stelle ich es Euch eben so vor.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Alt
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . 11.7°P
Alkoholgehalt. . . . . . 4,8%
Herkunft. . . . . . . . . . . Mönchengladbach
Erscheinungsjahr. . . 2015
Fazit
Nach leicht metallischen aber auch karamelligen Noten in der Nase, breitet sich auf der Zunge ein würziges ganz leicht röstiges Aroma aus. Das Alt ist sehr abgerundet und trotz der erkennbaren Würze noch ausreichend süffig. Die Mönchengladbacher stehen meiner Ansicht nach auch der Düsseldorfer Konkurrenz im nicht nach.
• https://brauerei-hensen.de/#biere
Prost & guten Abend! ?
521. Rhombus | Lahnsteiner Orpheus Gruit
Nach überstandener Erkrankung werde ich mich an dieser Stelle in kommender Zeit etwas seltener zu Wort melden, da in Kürze erfreulicherweise zum dritten Mal Nachwuchs ins Haus steht.
Bevor das aber soweit ist werde ich noch versuchen Euch möglichst viele spannende Biere vorzustellen. Den Beginn macht ein Bier, dass ich vom Craftbeer Festival Cologne mitgebracht habe.
Das Orpheus Gruit ist – wie es der Name schon verrät – ein Gruitbier (allerdings auch mit einem Hopfenanteil). Entwickelt und gebraut wurde es in einer seltenen und vermutlich bislang einzigartigen Kollaboration einer deutschen (Lahnsteiner Brauerei) und bulgarischen Brauerei (Pivovarna Rhombus). Letztere entstand 2016 als eine der ersten sog. Craftbeer-Brauereien des Landes. Das blieb Dr. Markus Fohr und seiner bulgarisch-stämmigen Frau Donka (geb. Ivanova) nicht verborgen und man suchte und fand einen sympathischen Kontakt. Herausgekommen ist ein Kollaborationssud eines mittelalterlichen Bieres mit Kräutern, die in beiden Ländern heimisch sind.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Gruitbier
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hopfen, Salbei, Wacholder, Minze, Melisse, Thymian, Hefe
Stammwürze. . . . . . 14.9°P
Alkoholgehalt. . . . . . 6,2%
Herkunft. . . . . . . . . . . Pazardzhik (Bulgarien)
Erscheinungsjahr. . . 2018
Fazit
In der Nase noch etwas verhalten, paart sich auf der Zunge eine Mischung aus hefiger Malzsüße und fruchtig-frischer Gewürze. Letztere dominieren dann auch den Abgang, der in der Tat einem etwas in’s bierige Mittelalter versetzt. Ein tolles Bier, das gerade beim nun endlich beginnenden Sommer schön erfrischend wirkt und zudem zeigt, dass das „Reinheitsgebot“ dringend reformiert werden muss.
• https://www.lahnsteiner-brauerei.de/aktuelles/63.htm + https://www.lahnsteiner-brauerei.de/_mediafiles/86-orpheus-gruit.pdf
Prost & guten Abend! ?
Craftbeer Festival Cologne
Gaffel Wet Hop | Gaffel + Mikkeller Viking Kölsch | Nowhere Brewing Accidental Wheatness | Clucking Hen Rye Pale Ale | Ramses Wooly Bully | Uthoka CDU | Wacken Heimdalls Willkomm | Maryensztadt Vanilla & Coconut Bourbon Barrel Aged Russian Imperial Stout | Duex Kölsch | Duex Dunkel | Brew Sistas Royal IPA | Brauprojekt 777 Barley Wine | Testbräu Milk Ice Cream Stout | Superfreunde Old School Ale | Vulkan Bourbon Barrel Doppelbock | Freigeist Bierkultur Spiritus Sanctus | Hertl Room 3090 | Hertl Whiskydoppelbock | Schoppe Bräu Weltreise
Eine Woche ist es schon her, dass das erste Craftbeer Festival Cologne stattfand. Natürlich ein absoluter Pflichttermin für jeden Bierbegeisterten. Nachdem in diesem Jahr erstmals das Kölner Festival der Bierkulturen – organisiert vom Braustellenmeister Peter Esser – nicht stattfand, fasste sich Michael Busemann – seines Zeichens freiberuflicher Pressesprecher von Gaffel und Biersommelier – ein Bierherz und stellte ein eigenes Bierfest auf die Beine.
Heraus kam das erste Craftbeer-Festival der Domstadt, das in der Stadthalle Mülheim mit 60 Brauereien aus Deutschland, Polen, England, Belgien, Niederlande oder Luxemburg und über 350 Biere aus 40 verschiedenen Bierstilen aufwartete. Unter anderem dabei waren:
Begleitet hat mich freundlicherweise erneut Nils, mit dem ich diese tollen Eindrücke teilen durfte.
Impressionen:
Tasting-Notizen / Bierfacts:
- Gaffel Wet Hop:
– obergärig; 5,4%
– Kölsch mit frischem Grünhopfen eingebraut
– sehr grasig, hopfig, gemüsig - Gaffel + Mikkeller Viking Kölsch:
– obergärig; 4,9%
– kaltgehopftes Kölsch aus deutsch-dänischer Kollaboration
– sehr blumig, stohig, heuartig, gemüsig, gering hochvergoren
– näheres siehe hier
– https://shop.mikkeller.dk/products/viking-kolsch
- Nowhere Brewing Accidental Wheatness:
– obergärig; 6,6%
– American Pale Ale der Brauerei aus Luxemburg-Stadt
– mein erstes Bier aus dem Groussherzogtum Lëtzebuerg
– sehr malzig, Karamell, hopfig, grasig, blumig, gemüsig
– http://www.nowherebrewing.com/
- Clucking Hen Rye Pale Ale:
– obergärig; 6,3%
– mit Roggen
– von der gluckenden Henne aus Meschede
– säuerlich, Getreide, gering, hopfig, blumig, süffig
– https://www.clucking-hen.com/beer/
- Ramses Wooly Bully:
– obergärig; 13%
– Hop Hash Barley-Wine Quadrupel
– gebraut mit dem Harz des Hopfens, der bei der Ernte und Verarbeitung übrig bleibt eine sehr konzentrierte Substanz aus Lupilin und aromatischen Ölen
– von der 2007 entstandenen Brauerei aus dem niederländischen Hooge Zwaluwe
– alkoholaromatisch, fruchtig, weniger ölig, bitter, trocken malzig
– http://www.ramsesbier.nl/bieren/wooly-bully - Uthoka CDU:
– untergärig; 4,9%
– Colonia Dunkel Ungefiltert
– Festival Special vom Heidelberger Braumeister aus dem niederländischen Berlicum
– röstmalzig, Karamell, malzsüß, holzig
– https://www.biersommelier.biz/ - Wacken Heimdalls Willkomm:
– hybrid; 6,5%
– Met-Bier-Verschnitt der norddeutschen Kreativbrauerei
– http://www.wacken.beer/heimdalls-willkomm/ - Maryensztadt Vanilla & Coconut Bourbon Barrel Aged Russian Imperial Stout:
– obergärig; 9,4%
– von der 2015 gegründeten Kreativbrauerei aus dem polnischen Zwoleń
– extrem schokoladig, Zartbitter, wenig nussig, ölig
– http://www.browarmaryensztadt.pl/bier - Brew Sistas Royal IPA:
– obergärig; 6,4%
– IPA mit Honig von der Sünner-Imkerei
– von der neuen Kreativbier-Marke aus Köln, die bei Fritz Wülfing in Bonn brauen
– hopfig, Vanille, blumig
– https://www.facebook.com/pg/brewsistas/posts/ - Brauprojekt 777 Barley Wine:
– obergärig; 12%
– mit Weißweinhefe entvergoren und nach dem Brauvorgang zwei Jahre lang auf Eichenholz gelagert
– aus Voerde-Spellen am Niederrhein
– alkoholaromatisch, ölig, Karamell, Bonbon
– https://www.brauprojekt777.de/unsere-bier-spezialit%C3%A4ten/saisonale-spezialit%C3%A4ten/barley-wine/ - Testbräu Milk Ice Cream Stout:
– obergärig; 6,3%
– mit Haferflocken und Laktose
– aus Nebra in Sachsen-Anhalt
– cremig, süß, milchig, malzig, Bonbon, leicht bitter
– https://testbraeu.de/bier/milk-stout/ - Duex Kölsch & Dunkel:
– obergärig
– neue Mikrobiermarke aus Köln (aktuell aus der BIRRERIA DUEXER BOTSCHAFT am Barbarossa-Platz – ab 2020 in Deutz)
– https://www.duex.beer/ - Superfreunde Old School Ale:
– obergärig; 5,5%
– kaltgehopftes Altbier aus Hamburg
– würzig, röstig, süffig
– https://www.superfreunde.beer/
- Vulkan Bourbon Barrel Doppelbock:
– obergärig; 9,5%
– mehrfach ausgezeichnet – in den 30m tiefen Basalthöhlen der Eifel-Brauerei aus Mendig gelagert
– bestes Bier des Abends
– ölig, Karamell, Bonbon, Vanille, malzsüß, leicht holzig, vollmundig
– https://www.vulkan-brauerei.de/produkt/vulkan-bourbon-barrel-doppelbock-033l/
- Freigeist Bierkultur Spiritus Sanctus:
– obergärig; 8%
– Stout mit Weihrauch, Myrrhe & Datteln
– vom Craftbeer-Pionier und Kuckucksbrauer Sebastian Sauer
– gebraut bei BrauArt Sausenheim im Rheinland-Pfälzischen Grünstadt
– sehr gewürzig, dunkelmalzig, röstig, holzig, waldig, geringe Süße
– https://www.facebook.com/freigeistbierkultur - Hertl Room 3090:
– obergärig; 6%
– Ale mit Trüffel
– von der kleinsten Brauerei Frankens
– http://shop.braumanufaktur-hertl.de/home/60-gurken-gose.html
- Hertl Whiskydoppelbock:
– obergärig; 11,3%
– 6 Monate im schottischen Whiskyfass gelagert
– zweitbestes Bier des Abends
– blumig, dunkelmalzig, Karamell
– http://shop.braumanufaktur-hertl.de/home/53-bourbon-king-6-monate-im-bourbonfass-gereifter-whiskydoppelbock.html
Von David Hertl gab es außerdem auch ein Bier-Cocktail mit einem Kellerbier (Opas Liebling) und einem selbst gemachten Hopfen-Gin:
Als Absacker gönnten Nils und ich uns dann zu Hause noch die Weltreise von Schoppe Bräu. Dabei fiel die Auswahl eher unbewusst auch dieses eichholzfassgelagerte Double Imperial Stout. Mit sage und schreibe 15% Alk. ist es nämlich das höchstprozentige Bier, dass ich je getrunken habe.
Lustig und sehr passend zur teils gleichzeitig stattfindenden EU-Wahl war außerdem die Interpretation der Wahlplakate von der niederländischen Uthoka-Brauerei, die von einem deutschen Braumeister geführt wird:
Fazit:
Zu Beginn dachte ich noch, dass mich angesichts der schieren Menge an Brauereien und Bieren der Schlag treffen wird. Aber mit einer gewissen Vorbereitung und einem guten Bierplan kam man gut durch die nicht zu überdimensionierte Location. Da ich früh genug mit meinen „Pflichtprogramm“ durch war, hatten wir noch ausreichende Zeit uns einfach treiben lassen zu können. Klasse war nicht nur die Auswahl an vielfältigsten teils hochkreativen und gleichzeitig auch größtenteils leckere bis sehr sehr leckere Bieren, sondern natürlich auch die Möglichkeit alte Bierbekannte wieder zu sehen und neue Gesichter kennen zu lernen. Die Preise empfand ich für eine derartiges Festival noch akzeptabel, wenngleich hier an einigen Stellen eine leichte Streuung vorhanden war. Etwas besser hätte mir ggf. ein Bon- oder Wertmarkensystem gefallen, hätte aber in der Planung auch wieder eine Ebene mehr in der Organisation bedeutet. Ansonsten war es wirklich ein mehr als gelungenes Bierfest, dass gezeigt hat, dass selbst in der Kölsch-Hochburg Köln so langsam ein steigendes Interesse für handwerkliche, kreative und hochwertige Biere Einzug hält. Vielen Dank also an Michael Busemann, der das so überhaupt erst möglich gemacht hat und natürlich Danke an alle fleißigen Brauer für die sehr tollen Biere.
¡Craftbeer for Cologne!
Mehr zur Veranstaltung unter: https://www.craftbeer-festival.cologne/.