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750. Back to the Gruits
Heute ist es wieder soweit: Bierjubiläum.
Vor genau 506 Jahren erließen die damaligen bayrischen Herzöge eine Verordnung, die heute allgemein als das „Reinheitsgebot“ bezeichnet wird.
Seit Anfang 2016 beschäftige ich mich nun mit dem Thema und habe in der Zeit einiges an Wissen und Biererfahrung ansammeln können. Auch wenn es zuletzt aus diversen Gründen etwas ruhiger um das Bierjubiläum geworden ist, habe ich mit meiner Bierliste zuletzt tatsächlich die 2.000-Biere-Marke geknackt. Wie schon beim 1.000. Bier wollte ich mir wieder eine besondere Eigenbraukreation überlegen, die diesem Ereignis alle Ehre erweist.
Wie auch schon beim Cerevisia M 12-Korn Bier durfte ich dafür wieder bei Ralf Mohr vom Braukunst Vorgebirge mein Glück versuchen. Nachdem ich mich seit dem 1.000. Bier vor allem auf die Vielfalt eines Multikorn-Bieres konzentriert hatte, wollte ich nun den Fokus auf einen anderen wesentlichen Bierbestandteil legen: Die Bierkräuter. Was heutzutage in praktisch allen Bieren der Hopfen ist, war bis etwa zum 16. Jahrhundert eine bunte Mischung unterschiedlichster Pflanzen, die man damals wie heute als „Grut“ bzw. „Gruit“ bezeichnete. Bevor der Hopfen aus Gründen der besseren Haltbarmachung, Kultivierung und Verfügbarkeit sowie wohl auch wegen geschmacklichen Stabilität die anderen Bierkräuter verdrängte, wurden vor allem folgende Kräuter zum Bierbrauen verwendet:
- Porst (insbesondere Schweden und Baltikum)
- Gagel (insbesondere Norddeutschland, Dänemark, Niederlande, Belgien, England)
- Schafgarbe
- Heidekraut
- Beifuß
- Rosmarin
- Thymian
- Salbei
- Lorbeer
- Mädesüß
- Anis
- Kümmel
- Wacholder
- Koriander
- Fichtensprossen
- Wermut
Die Zusammenstellung und Qualitätssicherung dieser regional sehr unterschiedlichen und je nach Bierstil variierender Bierkräuter war nur Personen mit sog. Grutrechten vorbehalten. Dies sollte verhindern, dass unbekömmliche oder sogar toxische Kräuter ins Bier gelangten. Dennoch ranken sich bis heute viele Erzählungen um die halluzinogenen Wirkungen bestimmter Kräuter in damaligen Bieren.
Mit dem Siegeszug des Hopfens ab dem 13. Jahrhundert verschwand auch immer mehr das Grutbier. Nur noch ganz wenige Brauereien in Europa haben sich eine Tradition und Nische des Grutbiers erhalten oder sogar neu aufgebaut.
Inspiriert von den Kölner Bierhistorikern, die ebenfalls vor längerer Zeit mal ein Grutbier gebraut hatten, wollte ich meiner Experimentierfreude weiter fröhnen und selbst ein Bier brauen, dass ganz ohne Hopfen auskommt. Dabei habe ich mir selbst ein Rezept kreiert, das an verschiedene Quellen angelehnt war, die Verfügbarkeit der verschiedenen Kräuter berücksichtigte und (zumindest beim ersten Versuch) keine zu große Dominanz des Kräuteranteils hervorrufen sollte.
Die Malzbasis sollte mit Rauch- und Karamellmalz an frühere Malze erinnern. Zudem habe ich auf die weiteren Getreiden Hafer, Roggen und Dinkel zurpckgegriffen, die damals ebenso noch selbstverständlicher waren als heute.
Die Grut setzte sich dann aus Porst, Lorbeerblätter, Schafgarbe, Beifuß und frisch gezupfte Fichtensprossen vom Spielplatz nebenan zusammen. Damit wollte ich auf bedeutende Kräutern von damals zurückgreifen ohne (hoffentlich) zu geschmacksbeeinflussend zu wirken.
Als Hefe habe ich mich für die T-58 entschieden, da diese ein kräuteriges Geschmackprofil begünstigt.
Da ich mich just an diesem Tag des deutschen Bieres leider in Quarantäne befinde, kann ich noch nicht vom abgefüllten Ergebnis schreiben, da aktuell noch die Hauptgärung läuft. Sollte das Erstlingswerk meines 2.000ers aber trinkbar sein, werde ich selbstverständlich wieder an dieser Stelle davon berichten.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . Gru(i)tbier [Bierjubiläums-Jubiläumsbier]
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Rauch-, Karamell-, Hafer-, Roggen- & Dinkelmalz, Porst, Lorbeer, Schargarbe, Beifuß, Fichtensprossen, Hefe
Stammwürze. . . . . . . . ~15,5°P
Alkoholgehalt. . . . . . ~5,2%
Herkunft. . . . . . . . . . Bornheim-Sechtem [Brühl-Pingsdorf]
Erscheinungsjahr. . . 2022
#Natürlichkeit
#Qualität
#Vielfalt
#Regionalität
#Transparenz
Hier ein paar Impressionen von meinem Brautag: https://www.instagram.com/p/CcZqjYvqFvQ/
weitere Infos zu meinem Reformvorschlag für das „Reinheitsgebot“ unter: http://www.bierjubilaeum.de/das-reinheitsgebot/.
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+++ In eigener Sache – Bierjubiläum-Blog +++
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Zunächst allen neubierigen Lesern meines Blogs ein bierig neues Jahr 2022.
Im siebten Jahr vom Bierjubiläum habe ich mich entschlossen an dieser Stelle zukünftig keine weiteren Bierrezensionen mehr einzustellen. Infolge privater und beruflicher Prioritätsverschiebung ist der Aufwand hierfür für mich schlicht nicht mehr gerechtfertigt.
Meine bierigen Kapazitäten werde ich künftig vor allem auf das gemeinsame Bierbrauen und bestenfalls dem Aufbau einer Brauerei bzw. Marke fokussieren. Und wenn es die Rahmenbedingungen wieder erlauben, freue ich mich auch wieder sehr auf bierige Erkundungsreisen. Von all dem werde ich natürlich auch hier berichten.
Und selbstverständlich werde ich auch weiter proBieren. Folgt mir hierzu (weiter) auf Facebook oder Instagram und lasst gerne einen Daumen oder ein Herz da. Im Zuge dessen werde ich auch meine Bierliste und Bierkarte möglichst aktuell halten.
Ansonsten bleibt Bierjubiläum als Werbung für eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit dem sog. Reinheitsgebot erhalten.
In diesem Sinne wünsche ich alles bierig Gute für die Zukunft.
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699. Heimbrau-Woche
Anlässlich des diesjährigen Bierjubiläums habe ich eine Woche lang Biere aus dem Hobbybraubereich verkostet.
Neben einem Hellen vom meinem Kollegen Matthias standen noch fünf Biere von meinem Braumeister Ralf vom Braukunst Vorgebirge auf dem Plan:
- Kaffee Amaretto: Ein Porter mit Espressobohnen und Rübenkraut
- Shakesbier: Ein Mild Stout mit Schokomalz und Hallertauer Hopfen
- Sunshine Reggea: Das Bio-Brot-Bier
- 7-Korn Landbrotbier: Das Brot-Bier mit 7-Korn-Mischung
- Highway to Helles: Das Brot-Bier-Flaggschiff
Blogbier, die LXI. – EMH 4.
Zum vierten Geburtstag meiner mittleren hat uns ihr Patenonkel Nils besucht.
Bier-Tafel:
- Brauerei Strate Detmolder Amber Ale
– https://brauerei-strate.de/wp-content/uploads/2020/07/Artikelpass_0232_Amber_Ale.pdf - Insel-Brauerei Rügen Insel Saison
– https://insel-brauerei.de/ - Neuzeller Klosterbrauerei Kartoffel Bier
– https://www.klosterbrauerei.com/shop/Produkte/Fritzens-Kartoffelbier_Das-Bodenstaendige-unter-den-Natur-Bieren/192 - Celler Bockbier
– https://celler-bier.de/#sorten - Faust Kräusen & Brauerreserve Barley Wine
– https://www.faust.de/index.php/bierspezialitaeten/bier-spezialitaeten - Augustiner Maximator
– https://www.augustiner-braeu.de/unser-bier.html# - Hohenfelder Dunkel
– https://hohenfelder.de/produkte/hohenfelder-dunkel
Bierjubiläum Krone 2020
Das historische Jahr 2020 liegt nun bereits hinter uns, doch dennoch möchte ich es nochmals auf bierige Weise Revue passieren lassen. Und da ich eben nicht nur einfach Bier trinke, sondern mir dazu auch immer reichlich Notizen mache, möchte ich heute bereits zum vierten Mal diejenigen Biere prämieren, die mich in diesem Jahr ganz besonders überzeugt haben. Dabei ist mir die Auswahl in bestimmten Bereichen wie immer nicht leicht gefallen, da ich ja grundsätzlich schon dazu neige qualitativ hochwertigere Biere bzw. meine bevorzugten Bierstile zu probieren. Neben der Auszeichnung des besten Bier des Jahres, möchte ich aber auch gerne noch weitere Biere in fünf zusätzlichen Kategorien hervorheben, die in besonderer Weise auf sich aufmerksam gemacht haben. Doch nach diesem Jahr, dass auch die Gastwirtschaft und auch die Handwerksbrauereien in eine schwere Krise gestürzt hat, möchte ich betonen, dass doch letztlich alle Brauereien und Biere Gewinner sind, die dies überstehen werden.
Kommen wir aber nun erst mal zu meinen besten Einzelbieren. Basis der Auswahl waren die kontinuierlich geführten Bewertungen, die ich bei jeder Rezension aufstelle, sowie darüber hinaus besonders in Erinnerung gebliebene Biere außerhalb der Einzelrezensionen. Der aufmerksame Leser wird festgestellt haben, dass es im letzten Jahr zu keiner 14-Punkte-Bewertung gekommen ist. Inwiefern der Krisenmodus damit reinspielt kann ich objektiv nicht beurteilen. Dafür gab es so viele 13 Punkte-Bewertungen wie noch nie. Umso schwerer fiel mir folglich die Entscheidung für das Treppchen zu fällen. Letztlich hat mal wieder das Bauchgefühl den Ausschlag gegeben. So geht der Platz 1 für 2020 an ein Old Ale aus den schottischen Highlands, das in der 1983 gegründeten Familienbrauerei mit Hafermalz und Röstgerste eingebraut wurde: Sieger in der Gesamtwertung für 2020 ist das Harviestoun Ola Dubh.
Auf dem zweiten Platz folgt ein Bier, dass ich keiner Rezension unterzogen habe, das aber nachhaltig in meinem Biergedächtnis geblieben ist. Getrunken habe ich es beim Brainstorming für unsere künftigen Brauaktivitäten und es hat mich irgendwie an die Potsdamer Stange aus der Urlaubsbierverkostung 2018 erinnert. Denn auch dieses Bier kommt mit einer ureigenen Geschmacksnote daher, die nicht nur mit nichts anderem vergleichbar ist, sondern auch noch hervorragend schmeckt. Gebraut wird es im schönen Bierland Franken östlich von Forchheim in einer alteingesessenen Handwerksbrauerei, dessen Biere es glücklicherweise ab und an auch an den Niederrhein schaffen. Die diesjährige Silbermedaille. geht an das Helle der Meister Brauerei.
Platz 3 meines Rankings für 2020 habe ich in unserem Familienurlaub an der ostfriesischen Nordsee gekauft. Dennoch kommt es vom anderen Ende der Republik aus dem niederbayrischen Hauzenberg kurz vor der österreichischen Grenze. Das Bier hat mich nicht nur durch die Zutatenliste aus fünf Getreidesorten, sondern auch geschmacklich überzeugt. Bronze für 2020 geht an das Apostelbräu 5-Korn.
Hier also nun das verdiente Siegertreppchen:
Diese neun Biere (bis auf eine Ausnahme alle mit 13 Pkt. bewertet) komplettieren schließlich die Top Twelve – sortiert in alphabetischer Reihenfolge:
Neben den Bieren möchte ich an dieser Stelle aber auch die drei „besten“ Brauereien meines persönlichen Bierjahres auszeichnen. Auch wenn hier kein so eindeutiger Bewertungsschlüssel wie zuvor vorliegt, sind mir einige Brauereien im zurückliegenden Jahr aus ganz unterschiedlichen Gründen in Erinnerung geblieben.
Die Goldmedaille der Brauereien des Jahres 2020 geht dabei für mich an Dellmann‘s. Die Handwerksbrauerei aus Wermelskirchen hat mich im Rahmen meiner „Support-your-Local“ enorm mit seinen Bieren überzeugt. Zwei davon haben es auf die letztjährige Bestnote gebracht. Doch nicht nur die Bewertung, auch das ganz eigene Geschmacksprofil der Biere bleibt mir bis heute in guter Erinnerung.
Silber verleihe ich der blauen Katze aus meinem Nachbarort Erftstadt-Lechnich. Dort habe ich bei einer Fahrradtour mit meinen Kindern im Sommer quasi meinen einzigen Brauereibesuch im abgelaufenen Jahr. Aufgrund der harten Auflagen, die Inhaber Klaus Keller für eine Wiedereröffnung seines Restaurants nach dem ersten Lockdown hätte erfüllen müssen, musste er sich zur Schließung der Blue Cat entschließen. Weiterhin aktiv bleiben will er aber mit seiner tollen kleinen Brauerei und hofft auf möglichst viele Flaschenverkäufe. Sinnbildlich für die aktuelle Krise möchte ich ihn und die Blue Cat daher mit dem zweiten Platz ehren und wünsche auch ihm alles Gute für die Zukunft.
Platz 3 und Bronze geht erneut an Maisel & Friends aus dem schönen Bayreuth. Nicht nur hat mich Eva Ploß unterjährig immer wieder mit kostenlosen Bierlieferungen bestochen, die dann auch noch super schmeckten (zweimal Bestnote), auch hat sich der Ableger der bekannten Weißbierbrauerei als Pionier der deutschen Craftbier-Szene auch dieses Jahr wieder an der Vernetzung und Entwicklung neuer Biere außerordentlich beteiligt.
Weiter geht mit den Einzelkategorien. Den Anfang macht die besten regionalen Biere. Ausgangspunkt ist hierbei ganz subjektiv mein Wohnort Brühl. Ungeplant geriet diese Kategorie zum zentralen Thema meines Blogs und vieler Konsumenten in ganz Deutschland und weltweit. Denn gebeutelt von den vielen Einschränkungen und Auflagen ist die Gast- und damit auch die Bierwirtschaft in eine für Manche existentielle Krise gerutscht. Somit habe auch ich mich der „Support-your-Locals“-Kampagne angeschlossen und habe mich vom Münsterland bis Vorgebirge durchprobiert. Ausgezeichnet werden folgend jeweils die besten Biere der neun Brauereien im Rahmen meiner Regionalbier-Reihe:
In der Kategorie „Traditionell“ ehre ich Biere, die alte oder seltene Stile wieder aufleben lassen. Auch wenn es in diesem Jahr in dieser Kategorie ziemlich still geblieben ist, möchte ich dennoch zwei Biere hervorheben, die historische und seltene Biere darstellen.
Der eine Preisträger ist eine deutsche Craftbeer-Kollaboration von Freigeist Bierkultur um Sebastian Sauer, Orca Bräu aus Nürnberg und der vielleicht kleinsten Brauerei Frankens Hertl. Aus dieser Konstellation ist ein wirklich hervorragender Barley Wine Eisbock entstanden: Die 3 von der Tafelrunde.
der zweite Preisträger steht repräsentativ für mein aktuell laufendes Met-Bier-Projekt, das ebenfalls auf eine sehr traditionelle Verbindung von Bier und Honig(wein) zurückgreift. In meiner kleinen Reihe von Met- und Honig-Bieren war es das Beste: Das Golden Dark von Met-Amensis.
Die folgende Kategorie soll die besondersten der besonderen Biere aus 2020 auserwählen. So gehen die diesjährigen Sonderpreise an meinen lieben Freund Ralf vom Braukunst Vorgebirge für sein Snow Flakes – ein Winterbier mit weihnachtlichen Gewürzen und Printen, die Sommelier-Schmiede Kiesbye für ihr Waldbier mit Eichenholzchips aus nachhaltigem regionalen Anbau der österreichischen Bundesforste, die Schrille Nacht aus der Kooperation aus Kuehn Kunz Rosen und der Schwarzen Rose Craft Beer, das neben Piment und Kardamom auch Kiefernnadelspitzen enthält sowie an das Stiegl Paracelsus glutenfrei, das mit Braunhirsemalz überrascht.
Die Kategorie „Alkoholfrei“ war in 2020 dünn aber hochkarätig besetzt. Ins Ranking haben es alle beiden alkoholfreien Biere des vergangenen Jahres geschafft, wobei vor allem das Nittenauer Lola Porter mit der letztjährigen Bestmarke von 13 Punkten herausragt.
Last but not least würde hier an dieser Stelle nun noch der Ehren- pardon Ährenpreis für besondere Verdienste an den Zielen des Bierjubiläums vergeben werden. Doch wie so viele Dinge in 2020 musste auch mein Cerevisia-Projekt pausieren. Spätestens zum 2021er Bierjubiläum ist dann aber schließlich die Finalisierung auf 12 Körner angestrebt.
Allen Preisträgern einen herzlichen Glückwunsch und auch allen anderen Brauereien ein möglichst erfolgreiches und leckeres Jahr 2016+5.
Prosit 2021!
Prosit Neujahr | Rückblick 2020 – Ausblick 2021
Allen Lesern und Bierinteressierten wünsche ich auf diesem Wege ein bierig-leckeres neues Jahr 2021.
Ein historisches und einschneidendes Jahr ist zu Ende, das vielen von uns Enormes abverlangt und das gesellschaftliche Leben auf eine harte Probe gestellt hat. Dabei geriet nicht nur für mich das Thema Bier so weit in den Hintergrund wie lange nicht mehr. Und auch mein zu renovierendes Eigenheim und natürlich drei quirlige Kinder haben mich in nicht geringem Maße vom Bloggen abgehalten.
In bieriger Hinsicht gab es dadurch leider wenige Highlights. Wie mit einer gewissen Vorahnung war die letzte Bierverkostung in der Kierberger Eule zum Thema „Zechkultur“. Danach folgte der erste Lockdown, der zu einer absoluten Digitalisierung zwang. Um insbesondere die lokale Wirtschaft weiter zu unterstützen, folgte ich dem Aufruf „Support your Local“ und proBierte eine ganze Reihe regionaler Biere. Auf eine Anfrage des Imkers meines Vertrauens folgend wagte ich mich nach über eineinhalb Jahren wieder an den Braukessel. Die sommerlichen Lockerungen erlaubten mir dies wieder bei Ralf vom Braukunst Vorgebirge zu tun. Ziel sollte sein ein Met-Bier zu brauen. Was zunächst einfach klang, entpuppte sich im Hobbybraubereich als wahre Herausforderung, die mich auch noch in diesem Jahr weiter begleiten wird. Um auch in Zeiten der räumlichen und sozialen Isolation weiter brauen zu können habe ich mich zudem mit einem Basis-Equipment fürs Heimbrauen ausgestattet und kann so in kleinen Mengen auch zu Hause brauen.
Quantitativ fällt die Jahresbilanz im Vergleich zum Vorjahr mit knapp 200 verkosteten Bieren nochmals etwas geringer aus, bleibt aber gerade unter den gegebenen Umständen voll im Bereich meiner Erwartungen.
Im nun schon gestarteten neuen Jahr 2021 werde ich natürlich weiter fleißig in die Tasten hauen. Dabei wird die Taktung der Beiträge vermutlich noch etwas sinken, da ich meinen bierigen Fokus etwas mehr aufs Brauen verlagern möchte. Dabei steht grundsätzlich die Gründung und der Aufbau der Brühler Brauerei in der Eule im Mittelpunkt. Allerdings hat sich parallel auch ein kleines Team formiert, das auch unabhängig davon die ersten Schritte hinsichtlich Kommerzialisierung wagen würde. Im Rahmen dessen möchte ich auch endlich wieder mein Cerevisia M-Projekt fortsetzen und auf 12 Getreide finalisieren.
Und vielleicht wird es irgendwann auch wieder möglich sein, unbeschwert zu reisen. Denn das Bierland Belgien wartet nun schon seit langem darauf erkundet zu werden.
Über alle dem werde ich aber trotzdem auch weiterhin meine Bierbotschaft eines reformierten Reinheitsgebotes verbreiten und mich für Natürlichkeit, Qualität, Vielfalt, Regionalität und Transparenz einsetzen.
Ich möchte mich vor allem aber auch recht herzlich bei Euch allen bierinteressierten Lesern bedanken und nochmals meine Einladung erneuern, gerne jederzeit auch Beiträge in Form von Bildern, Videos, Audios oder kurzen Artikeln beizusteuern.
Bis dahin verbleibe ich mit bierigen Grüßen aus Brühl
Euer Markus
PS: Für weitere Infos zu meinen Gedanken zur Reinheitsgebotsreform verweise ich gerne nochmals auf „Das Reinheitsgebot“.
660. Batemans Rosey Nosey
Weihnachtsbier #3 kommt von der Ostküste Englands, wo seit 1874 die Brauerei Bateman beheimatet ist. Wohl nicht ganz so lange, aber sicher schon viele Jahre wird dort auch ein spezielles Christmas Beer gebraut, was zumindest mit einem lustigen Namen überzeugt.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Festbier
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gersten- & Weizenmalz, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . 13.3°P
Alkoholgehalt. . . . . . 4,5%
Herkunft. . . . . . . . . . . Wainfleet (England)
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Vom Geruch her rotmalzig, holzig, blumig und etwas nach Karamell. Am Gaumen sehr würzig, röstig, holzig und trocken. Ansonsten fällt nur noch etwas negativ ein erkennbares Alkoholaroma auf. Insgesamt leider nicht ganz überzeugend.
• https://www.bateman.co.uk/shop/products/batemans-rosey-nosey/
Prost & guten Abend! 🍻
635. Swannay St. Magnus ESB
Mein zweites Bier der Swannay-Brauerei von den schottischen Orkney-Inseln. Es handelt sich um ein Extra Special Bitter, das zu Ehren des heiligen Patrons der Inseln Magnus Erlendsson gebraut wurde.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Extra Special Bitter
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Weizen, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 5,2%
Herkunft. . . . . . . . . . . Birsay (Schottland)
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Würzig, blumig süß mit viel Lakritz und weihnachtlichen Gewürzen in der Nase. Geschmacklich trocken süßlich, dunkelmalzig, leicht holzig und waldig mit Karamell. Insgesamt vollmundig mit mittlerer Rezenz.
• https://www.swannaybrewery.com/products/st-magnus-esb
Prost & guten Abend ! 🍻
Met-Bier-Projekt
Nach ziemlich genau eineinhalb Jahren Braupause habe ich zuletzt endlich wieder am Kessel gestanden und gebraut. Anlass hierfür war der Anruf meines heimatlichen Imkers, verbunden mit der Frage, ob ich denn nicht ein Met-Bier für ihn brauen könnte. Und obwohl mir bereits aus der Theorie bekannt war, dass Met-Bier eines der größten Herausforderungen für Hobbybrauer ist, habe ich zunächst zugesagt.
Da die Brauerei in der Kierberger Eule leider noch etwas auf sich warten lassen muss, habe ich es mir wieder beim Ralf vom Braukunst Vorgebirge gemütlich gemacht. Auch vor dem Hintergrund, dass ich mit diesem Bier in der Eule ohnehin anfangen wollte, hatte ich mich für ein Altbier als Basis für das Met-Bier entschieden.
Verwendet habe ich hierfür Heidelberger, Münchner und Wiener Malz sowie dunkle Caramell- und Weizenmalze. Zur Würzung habe ich die beiden Hallertauer Hopfensorten Tradition und Perle genommen. Heraus kamen knapp 25 Liter Altbier nach eigenem Rezept mit einem ungefähren Alkoholgehalt von 5% und ca. 40 Bittereinheiten.
Abgefüllt habe ich das Bier vorwiegend in Bügelverschlussflaschen, damit ich später noch den Met hinzufügen kann. Hierzu habe ich drei unterschiedliche Sorten (klassischer Honigwein, Weißtannen-Met und Kirsch-Met) zur Verfügung, die ich dem nachgärenden Bier beimische. Um einen Vergleich zu haben haben werde ich Mischungsverhältnis und Zeitpunkt variieren. Denn gibt man den Met zu früh hinzu beeinflusst er die Karbonisierung in schwer kontrollierbarer Weise und verliert an Süße, da diese mit der Resthefe zu Kohlendioxid verarbeitet wird. Wird der Met zu spät beigemengt, geht dem Bier viel Kohlensäure verloren, die kaum noch nachentstehen kann. Zudem muss auch das Mengen- und Sortenverhältnis für ein ausgewogenen Geschmack passen.
Deshalb bin nicht nur ich auf das Ergebnis sehr gespannt. Wenn es passt winkt ein schöner Auftrag. Wenn nicht, muss ich eben nochmals an den Kessel ;).
Blogbier, die LV. – Elternzeit-Ende
Kurz vor Ende meiner letzten Elternzeit haben es beim Besuch meiner Schwiegereltern folgende Biere auf die Liste geschafft:
Bier-Notizen:
- Brugse Zot Dubbel:
– 7,5%; 16.5°P; obergärig
– von der Brouwerij De Halve Maan aus Brügge
– https://www.brugsezot.be/de/het-bier/dubbel - Bombardier:
– 4,7%; obergärig
– Britisches Amber Ale
– https://eaglebrewery.co.uk/beers/bombardier-amber-beer/
- Lancelot Blanche Hermine:
– 4%; obergärig
– Witbier aus der Bretagne
– http://brasserie-lancelot.bzh/nos-bieres/bieres/blanche-hermine/
Blogbier, die LIV. – Kassel
Beim Besuch des Uropas meiner Kinder hatte die Gelegenheit folgende Biere in die Liste aufzunehmen:
Bier-Notizen:
- Riedenburger Ur-Hellles:
–4,8%; untergärig
– von der 1756 gegründeten Bio-Brauerei mit Spezialisierung auf Urgetreide-Biere
– https://www.riedenburger.de/sortiment/klassische-biere/ - Kloster Metzingen Kellerbier:
– 5,5%; untergärig
– von der ehemaligen Klosterbrauerei Metzingen – heute produziert von Dinkelacker Schwaben-Bräu
- Belhaven Black Scottish Stout:
– 4,2%; obergärig
– 1979 gegründet ist es die älteste noch produzierende Brauerei Schottlands
– aus dem LIDL mit Färbemalz und Zucker
– https://www.belhaven.co.uk/our-beers/belhaven-black/ - Brouwerij Alvinne Sigma:
– 8%; obergärig
– flämisches Dark Sour Ale
– https://www.alvinne.com/Sigma.html
Urlaub an der ostfriesischen Nordsee, die II.
Vor zwei Jahren war ich bereits einmal mit meiner Familie an der ostfriesischen Nordseeküste. Dieses Jahr zog es uns mit Kind #3 im ersten Teil meiner letzten Elternzeit erneut dorthin. Ich nutzte die Gelegenheit, um meinen Biervorrat mal etwas zu tilgen. Auf den Plan standen neben diversen Discounter-Craftbieren auch nicht gelistete Biere aus den dortigen Märkten.
Bierfacts:
- Carlsberg:
– 5%; untergärig
– Flaggschiff des viertgrößten Brauereikonzerns der Welt
– https://carlsbergdeutschland.de/unsere-marken-bei-carlsberg-deutschland/carlsberg/carlsberg/?Ckey=13699 - Köstritzer Meisterwerke Witbier:
– 12.7°P; 5,4%; obergärig
– mit Orangenschalen und Koriander
– https://www.koestritzer.de/produkte/koestritzer-meisterwerke-witbier/ - Köstritzer Meisterwerke Pale Ale:
– 15.2°P; 7%; obergärig
–https://www.koestritzer.de/produkte/koestritzer-meisterwerke-pale-ale/
- Argus 14 Special:
– 14°P; 6%; untergärig
– gebraut im tscheschichen Reichenberg-Maffersdorf für LIDL
- Argus 16 Strong:
– 16°P; 7%; untergärig
– gebraut im tscheschichen Reichenberg-Maffersdorf für LIDL - Hatherwood Ginger Grizzly no. 6:
– 4%; obergärig
–mit Ingeraroma / gebraut im englischen Wimbledon für LIDL
- Hatherwood Golden Goose no. 1:
– 4,5%; obergärig
–gebraut im englischen Wimbledon für LIDL
- Mönchshof Original Naturtrüb’s Alkoholfrei:
– <0,5%; untergärig
– https://www.mönchshof.de/brauspezialitaeten/naturtruebs-alkoholfrei.html
- Warsteiner Brewers Gold:
– 12°P; 5,2%; untergärig
– neuester Versuch der Fernsehbiermarke in das „Craftbier“-Segment vorzustoßen
– https://www.warsteiner.de/unser-bier/brewers-gold - Statement Peace, Love & Zwickl:
– 4,9%; untergärig
– gebraut von der Privatbrauerei Eichbaum für LIDL - Statement Session Pale Ale:
– 4,9%; obergärig
– gebraut von der Privatbrauerei Eichbaum für LIDL - Statement Mad Bastard Red Ale:
– 5,9%; obergärig
– gebraut von der Privatbrauerei Eichbaum für LIDL - Haacke Beck Pils:
– 11.5°P; 5%; untergärig
– https://haake-beck.de/produkte/pils/index.php - Flensburger Dunkel:
– 4,8%; untergärig
– https://www.flens.de/produkte/sortiment/klassiker/dunkel/ - Flensburger Edles Helles:
– 5,4%; untergärig
– https://www.flens.de/produkte/sortiment/klassiker/edles-helles/ - Waterloo Tripel Blond:
– 8%; obergärig
– gebraut von Anthony Martins bei Mont-Saint-Jean für LIDL
– https://waterloo-beer.com/
- Eureka Lager:
– 11.8°P; 4,8%; untergärig
– gebraut in Ungarn (wo es auch unter dem Namen Heuréka geführt wird) für LIDL
- Paderborner Pilger:
– 11.8°P; 5%; untergärig
– https://paderborner-brauerei.de/produkt-sortiment/paderborner-pilger-landbier/ - Astra Urtyp:
– 4,9%; untergärig
– https://www.astra-bier.de/de/astra.html - Vielanker Brown Ale:
– 12°P; 5%; obergärig
– nur echt mit dem Auerochsen
– https://vielanker.bierselect.de/Vielanker-Brown-Ale - Weserländer Premium Pils:
– 4,9%; untergärig
– vom Hofbrauhaus Wolters aus Braunschweig - Gesellschaftbrauerei Viechtach Vollbier Hell:
– 4,8%; untergärig
– die 2015 neugestartete Brauerei hat eine Geschichte bis 1553
– https://viechtacher-brauerei.de/home.html
- Lüttjes Export:
– 4,9%; untergärig
– von der Privatbrauerei Wittingen
- Fürstlich Drehna Mate Craft-Bier:
– 10.8°P; 4,5%; obergärig
– von der Schlossbrauerei aus Luckau
– http://www.brauerei-fuerstlich-drehna.de/mate.php
- Rügener Inselbrauerei Baltic Farmhouse Ale:
– 8,5%; obergärig
– https://insel-brauerei.de/wp-content/uploads/2018/03/BALTIC_FARM.pdf
- Rügener Inselbrauerei Übersee Hopfen India Pale Ale:
– 5,6%; obergärig
– https://insel-brauerei.de/wp-content/uploads/2018/03/Sommelier-Beschreibung_UEBERSEEHOPFEN.pdf - Rügener Inselbrauerei Baltic Gose:
– 6,5%; obergärig
– mit Meersalz gebraut
– https://insel-brauerei.de/wp-content/uploads/2018/03/BALTIC_GOSE.pdf - Welde IPA:
– 6,7%; obergärig
– https://www.welde.de/product/welde-ipa/ - Brauerei Göller zur alten Freyung Helles Baptist:
– 11.5°P; 4,9%; untergärig
– https://www.zur-alten-freyung.de/traditionell.php?go= - Altenauer Harzer Hüttenbier:
– 5%; untergärig
– eine Marke des Klosters Woltingerode
– https://www.altenauer-brauerei.de/produkt.html?id=harzer-huettenbier - Ahornberger Landbier:
– 4,8%; untergärig
– seit 2011 gebraut vom Frankenwalder Brauhaus
– http://www.ahornberger.de/ - Frankfurter Brauhaus Pilsator:
– 5%; untergärig
– für die REWE-Gruppe produziertes Billig-Pils
– (nicht im Bild) - Lomza Jasne:
– 5,7%; untergärig
– Export aus der polnischen Hauptstadt Warschau
– http://www.lomzabeer.com/product_export-1
– (nicht im Bild) - Craftwerk Dark Seasons:
– 5,6%; 12.7°P; obergärig
– Stout der Craftbier-Marke von Bitburger
– https://www.craftwerk.de/alle-biere/stout
– (nicht im Bild) - Hirz-Bräu Chuck’s Barrel:
– 7%; obergärig
– Starkbier in Jack Daniels Tennessee Whisky-Fässer gereift
– vom Apostelbräu in Hauzenberg
– https://www.apostelbraeu.de/sortiment-1/
– (nicht im Bild) - Grünbacher Prinzen-Bock-Weisse:
– 7%; 17.5°P; obergärig
– von der Schlossbrauerei & Weißbiermanufaktur Grünbach
– https://www.gruenbacher-weissbiere.de/produkte/prinzen-bock-weisse/
– (nicht im Bild)
Vielen Dank im Zuge dessen auch an dieser Stelle nochmals an die beste Familie der Welt für diesen tollen Bauernhof-Nordsee-Urlaub.
Weitere Infos auch unter: http://www.ostfriesland.de/mein-ostfriesland/bummeln-und-kulinarik/regionale-spezialitaeten/bierkultur/ostfrieslands-brauereien.html?Brauereien=.
500 + 4
Bierjubiläum Krone 2019
Das Jahr 2019 liegt nun bereits hinter uns, doch dennoch möchte ich es nochmals auf besondere Weise Revue passieren lassen. Und da ich eben nicht nur einfach Bier trinke, sondern mir dazu auch immer reichlich Notizen mache, möchte ich heute bereits zum dritten Mal diejenigen Biere prämieren, die mich in diesem Jahr ganz besonders überzeugt haben. Dabei ist mir die Auswahl in bestimmten Bereichen wie immer nicht leicht gefallen, da ich ja grundsätzlich schon dazu neige hochqualitative Biere zu probieren, sodass es selbst an der Spitze recht eng ist. Neben der Auszeichnung des besten Bier des Jahres, möchte ich aber auch gerne noch weitere Biere in fünf zusätzlichen Kategorien hervorheben, die in besonderer Weise auf sich aufmerksam gemacht haben.
Kommen wir aber nun erst mal zu den besten Einzelbieren. Basis der Auswahl waren die kontinuierlich geführten Bewertungen, die ich bei jeder Rezension aufstelle, sowie darüber hinaus besonders in Erinnerung gebliebene Biere außerhalb der Einzelrezensionen.
Eines dieser Biere, die sich in meinem Biergedächtnis gebrannt hat, ist der diesjährige Sieger der Bierjubiläum-Krone. Verkostet habe ich es auf dem ersten Craftbeer Festival Cologne. Gebraut wird es von der letzten Brauerei des Vulkanstollens in Mendig in der Eifel. Außer von mir wurde es bereits vielfach an anderer Stelle als bestes Bier seines Stils ausgezeichnet. Normalerweise in der Flasche nur für einen meiner Geldbörse nach ziemlich hohen Preis zu erstehen, hatte ich Glück es auf dem Festival zu kleinerem Geld proBieren zu können. Platz 1 in der Gesamtwertung für 2019 geht an das Vulkan Bourbon Barrel Doppelbock.
Der aufmerksame Leser wird festgestellt haben, dass es neben einigen Bewertungen von 13 bzw. 13,5 von 15 Pkt. nur eine Rezension geschafft hat die diesjährige Bestmarke von 14 Pkt. zu knacken. Und dies quasi mit dem Schlusspfiff in der allerletzten Rezension des Jahrzehnts. Dementsprechend leicht fiel dann auch die Vergabe der Silbermedaille. Sie geht an BrewDog vs. To Øl Mercurial Mælk – einem Imperial Stout mit Haferflocken, Kakao und Laktose.
Etwas schwerer ist es mir die diesjährige Bronzemedaille gefallen. Hier gab es eine Auswahl von drei Bieren mit der Endnote 13,5 Pkt. Wie in jeder guten Jury hat bei mir letztlich wieder das Bauchgefühl entschieden… Und das fiel auf ein Bier, das mir ein Freund aus der Schweiz geschickt hatte. Es wird alljährlich zum Altstadtfest in Appenzell gebraut und enthält neben Wacholder, Koriander und Ingwer auch eine Frucht die mit gleich mehreren Namen daherkommt: Zitronatzitrone, Cedrat, medischer Apfel, Cedrizitrone, Zedernapfel, Cedernfrucht oder Zedrat-Zitrone. Zudem ist es doppelt obergärig vergoren. Platz 3 in diesem Jahr geht also an das Appenzeller Hofer Brauw.
Hier also nun das verdiente Siegertreppchen:
Diese neun Biere (allesamt mit mindestens 12,5 Pkt. bewertet) komplettieren schließlich die Top Twelve – sortiert in alphabetischer Reihenfolge:
Neben den Bieren möchte ich an dieser Stelle aber auch die drei „besten“ Brauereien meines persönlichen Bierjahres auszeichnen. Auch wenn hier kein so eindeutiger Bewertungsschlüssel wie zuvor vorliegt, sind mir einige Brauereien im zurückliegenden Jahr aus ganz unterschiedlichen Gründen in Erinnerung geblieben.
Die Goldmedaille der Brauereien des Jahres 2019 geht dabei für mich an Gaffel. Die private Kölschbrauerei aus der Domstadt hat im Jahre ihres 111-jährigen Jubiläums nicht nur tolle und interessante Bierprojekte wie das Viking Kölsch gestartet sondern war mit ihrem Pressesprecher Michael Busemann auch Initiator des Kölner Craftbeer Festivals.
Silber verleihe ich der Störtebeker Braumanufaktur stellvertretend für den Sieg ihrer Pressesprecherin Elisa Raus bei den letzten Weltmeisterschaften der Biersommeliers im italienischen Rimini.
Platz 3 und Bronze geht an Maisel & Friends aus dem schönen Bayreuth. Nicht nur hat mich Eva Ploß unterjährig immer wieder mit kostenlosen Bierlieferungen bestochen, die dann auch noch super schmeckten, auch hat sich der Ableger der bekannten Weißbierbrauerei als Pionier der deutschen Craftbier-Szene auch dieses Jahr wieder an der Vernetzung und Entwicklung neuer Biere außerordentlich beteiligt.
Weiter geht mit den Einzelkategorien. Den Anfang macht die besten regionalen Biere. Ausgangspunkt ist hierbei ganz subjektiv mein Wohnort Brühl. Da ich mich diesmal zwischen gleich sechs interessanten und die Region prägenden Bieren nicht entscheiden konnte, gibt es für 2019 eben ein halbes Dutzend geteilte Sieger.
In der Kategorie „Traditionell“ ehre ich Biere, die alte oder seltene Stile wieder aufleben lassen. Hervorheben möchte ich in diesem Jahr die Segelschiff Mumme aus Braunschweig – die jahrzehntelang ausgestorben war, den Young Adam von Clucking Hen aus dem Sauerland, Fullers & Friends mit dem auf Torf geräucherten Peat Souper und eines der weltweit wenigen Tafelbiere Piedboeuf Blond.
Die folgende Kategorie soll die besondersten der besonderen Biere aus 2019 auserwählen. So geht der diesjährige Sonderpreis an das für einen gute Zweck gebraute Kaffeebier meines lieben Freund Ralf vom Braukunst Vorgebirge, den Wooly Bully der niederländischen Brauerei Ramses – ein Hop Hash Barley-Wine Quadrupel, das mit Hopfenharz eingebraut ist, sowie an das höchstprozentige Bier, das ich bislang je getrunken habe: Die Weltreise von Schoppe Bräu.
In der Kategorie „Alkoholfrei“ haben es zwei Biere in die Prämierung geschafft. Neben dem der alkoholfreien Neuerscheinung von Maisel & Friends war ich insbesondere vom mit Salz eingebrautem Snorkeler’s Sea Salt IPA aus Rügen überrascht.
Und last but not least der Ehren- pardon Ährenpreis für besondere Verdienste an den Zielen des Bierjubiläums. Dieser geht dieses Jahr erneut ganz uneigennützig an das Cerevisia M˟ von mir selbst. Das erste Bier weltweit, das mit allen sieben Hauptgetreiden eingebraut ist, habe ich in 2019 auf zehn Getreidearten erweitert. Das Cerevisia-Projekt wird dieses Jahr übrigens auf zwölf Körner finalisiert.
Allen Preisträgern einen herzlichen Glückwunsch und ein mindestens genauso erfolgreiches und leckeres Jahr 2016+4.
Prosit 2020!
Prosit Neujahr | Rückblick 2019 – Ausblick 2020
Allen Lesern und Bierinteressierten wünsche ich auf diesem Wege ein bierig-leckeres neues Jahr 2020.
Ein ereignisreiches und bewegendes Jahr mit vielen Höhepunkten ist zu Ende. Dabei geriet für mich das Thema Bier so weit in den Hintergrund wie lange nicht mehr. Grund war einerseits die Komplettierung meiner kleinen Familie im Sommer und andererseits unser Umzug ins Eigenheim gegen Ende des Jahres.
In bieriger Hinsicht gab es aber auch einige Highlights. Zu nennen ist da der zweite Hoppy Birthday der Craftbeer Corner in Coeln sowie mein erster Besuch der neuen Craftbeer Bar Balthasar in der Bonner Innenstadt. Daneben feierten wir in der Kierberger Eule 33 Jahre Kölsch Konvention mitsamt Blindverkostung von verschiedenen Kölsch-Marken. Meine Stammkneipe des Biersommeliers meines Vertrauens war auch im Herbst mit der langen Craftbeer Nacht Teil des ersten Brühler Kneipenfestivals. Größtes Highlight war wohl aber das vom Pressesprecher von Gaffel organisierte erste Craftbeer Festival Cologne, welches mangels stattfindendem Festival der Bierkulturen ins Leben gerufen wurde und mir persönlich sehr gut gefallen hatte.
Auch hatte ich in der ersten Jahreshälfte noch die Möglichkeit mein Heimbrau-Projekt Cerevisia M weiterzuentwickeln. Inzwischen habe ich es auf zehn unterschiedliche Getreidearten und fünf Hopfensorten erweitert.
Quantitativ fällt die Jahresbilanz im Vergleich zu den Vorjahren mit rund 250 verkosteten Bieren zwar etwas geringer aus, bleibt dennoch aber im Bereich meiner Erwartungen.
Im nun schon gestarteten neuen Jahr 2020 werde ich natürlich weiter fleißig in die Tasten hauen. Dabei wird die Taktung der Beiträge wie bereits zuletzt etwas geringer ausfallen als in den vorherigen Jahren. Neben dem Blog wird hoffentlich vor allem die Gründung und der Aufbau der einzigen echten Brühler Brauerei in der Eule im Mittelpunkt stehen. Im Rahmen dessen möchte ich mein Cerevisia M auf 12 Getreide finalisieren und mich an weitere Stile wie Black IPA, Barley Wine oder Gruitbier heranwagen.
Und vielleicht schaffe ich es in diesem Jahr ja auch noch die bereits avisierte Reise ins Bierland Belgien realisieren können.
Über alle dem werde ich aber trotzdem auch weiterhin meine Bierbotschaft eines reformierten Reinheitsgebotes verbreiten und mich für Natürlichkeit, Qualität, Vielfalt, Regionalität und Transparenz einsetzen.
Ich möchte mich vor allem aber auch recht herzlich bei Euch allen bierinteressierten Lesern bedanken und nochmals meine Einladung erneuern, gerne jederzeit auch Beiträge in Form von Bildern, Videos, Audios oder kurzen Artikeln beizusteuern.
Bis dahin verbleibe ich mit bierigen Grüßen aus Brühl
Euer Markus
PS: Für weitere Infos zu meinen Gedanken zur Reinheitsgebotsreform verweise ich gerne nochmals auf „Das Reinheitsgebot“.
+++Babypause+++
529. Rieder Kürbiskernbier
In meiner aktuellen kleinen Reihe von Bieren mit dem gewissen Extra steht heute das Kürbiskernbier der Brauerei Rieder an. Die oberösterreichische Brauerei aus dem Innkreis braut sowohl Biere der Kategorie traditionelle deutsche/österreichische Bierklassiker als auch experimentellere Bierspezialitäten á la „Craftbeer“. Nicht ans Reinheitsgebot gebunden entstehen somit auch Bierkreationen mit besonderen Zutaten.
„Seit 2010 wächst der Ölkürbis auch im Innviertel, nämlich bei pramoleum. Gesunde Böden und ausreichend Sonne lassen die größte Beere der Welt hier in der Bierregion prächtig gedeihen.“
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Lager
Brauart. . . . . . . . . . . untergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Kürbiskerne, Hopfen, Hopfenextrakt
Stammwürze. . . . . . 12.4°P
Alkoholgehalt. . . . . . 5,2%
Herkunft. . . . . . . . . . . Ried am Innkreis (Österreich)
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Während in der Nase noch eher die ölige Note durchbricht, wirkt das Kürbiskernbier auf der Zunge klar würzig und nussig. Neben leichten Karamell- treten noch Gemüsearomen zu Tage. Kein Bier für den sturen Pilstrinker, aber auch nicht zu gewöhnungsbedürftig für Bierkenner. Für mich trotz überdurchschnittlichem Gesamteindruck leider kein geschmacklicher Volltreffer.
• https://www.rieder-bier.at/de/produkte/bierspezialitaeten/
Prost & guten Abend! ?
528. Uiltje Mind Your Step (Coffee Edition)
Fast im Direktvergleich zum gestrigen Imperial Stout mit dem gewissen Extra, folgt heute ein zumindest auf dem Papier gleichwertiger Kandidat.
Gebraut wird er von der Nord-Holländischen Craftbeer-Schmiede Uiltje, die auch international zu einer der führenden Kreativbrauereien zählt. Mit Mind your Step haben die Niederländer eine Bier-Reihe kreiert, die sich dem Stil Imperial Stout widmet und diesen durch verschiedene weitere natürliche Zutaten ergänzt. In der heute vorliegenden Coffee Edition sind neben den Malzen Pale, Cara, Amber und Roggen sowie den Hopfen East Kent Golding, Bramling X und Athanum noch Wacholder, Cranberries und eben eine ganze Menge Kaffee enthalten. Zudem wurde das Stout mit Eichenholzchips gelagert.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . Imperial Stout
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gersten- & Roggenmalz, Hafer, Wacholder, Cranberries, Kaffee, Hopfen, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 14%
Herkunft. . . . . . . . . . . Haarlem (Niederlande)
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Ein sehr intensives Geruchserlebnis nach tiefschwarzen Kakao-, Kaffee- und röstig-fruchtigen Karamellmalzaromen wird gefolgt von einer sehr cremig-öligen Textur auf der Zunge, die ein sehr ausbalanciertes Bier schmecken darf. In seinen malzig-röstigen Noten sehr am Rande des maximal Möglichen und dennoch blitzen die fruchtig-holzigen Nuancen immer wieder heraus. Mit 14 Umdrehungen ist es das zweitstärkste Bier, das ich je getrunken habe. Diese sind zwar vor allem im Abgang spürbar, jedoch längst nicht unangenehm auffällig. Ein Bier für den ganzen Abend und für mich nur ganz knapp an der Bestwertung vorbei geschrammt.
• https://www.uiltjecraftbeer.com/
Prost & guten Abend! ?
525. Nowhere Brewing Clockwork Orange
Das letzte Bier vom Craftbeer Festival Cologne ist wieder einmal eine Premiere für meine Rezensionen. Zum ersten Mal stelle ich Euch ein Bier aus Luxemburg vor.
Das letzte Großherzogtum der Welt erlangte Ende des vorletzten Jahrhunderts von den Niederlanden die vollständige Unabhängigkeit und ist ähnlich wie die Schweiz mehrsprachig (luxemburgisch, deutsch und französisch) und vor allem als europäisches Steuerparadies für Institutionen der Finanzbranche bekannt. Das Groussherzogtum Lëtzebuerg weist darüber hinaus eine relativ junge Bevölkerung auf, die sich aus knapp 50% Ausländern speist (die größte Gruppe sind Portugiesen).
In Sachen Bier ist das Weinland bis heute relativ wenig in Erscheinung getreten. Daran wollen die Jungs von Nowhere Brewing nun etwas ändern. Auch wenn es (zunächst) bei der Loonbrouwerij in den Niederlanden produziert wird, stammt die Rezeptur-Entwicklung zumindest aus Luxemburg. Nachdem ich bereits das Accidental Wheatness proBieren durfte, folgt heute nun das Clockwork Orange. Ein New England India Pale Ale mit Orangenschale, Vanille und Laktose.
Steckbrief
Stil. . . . . . . . . . . . . . . NEIPA
Brauart. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Hafer, Orangenschale, Vanille, Hopfen, Laktose, Hefe
Stammwürze. . . . . . –
Alkoholgehalt. . . . . . 6,4%
Herkunft. . . . . . . . . . . Cothen (Niederlande) [Luxemburg]
Erscheinungsjahr. . . ?
Fazit
Einem intensiven fruchtig-bitterhopfigen Geruch, folgt ein weicher cremiger Antrunk von fruchtigen Malz- und blumiger Hopfennoten. Sowohl Hafer, als auch eine Süße von Vanille und/oder Laktose sind erkennbar. Wie jedes NEIPA kein Bier für Anfänger, aber für Fortgeschrittene wie mich ein ziemlich besonderer Genuss. Nicht zu extrem in seinen Facetten und dennoch alles andere als 08/15.
• http://www.nowherebrewing.com/
Prost & guten Abend! ?
Blogbier, die XLVII. – H.C.
Im Rahmen eines Taufbesuchs in Herzebrock-Clarholz wurden folgende Biere neu gelistet:
Tasting-Notizen:
- Geismann Helles Vollbier:
– 4,9%; untergärig
– u.a. von Getränke Hoffmann reaktivierte fränkische Biermarke
– gebraut von Tucher
? gemüsig, würzig, hellmalzig, herb
? etwas lasch, Karamell, malzig, leicht würzig, süffig, süßlicher Abgang
– https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Brauerei_Geismann - Lappmann Dunkel:
– 4,7%; untergärig
– von der Privatbrauerei Hohenfelde aus Langenberg
– nach 150-jähriger „Originalrezeptur“ des Brauereigründers
?dunkelmalzig, leicht röstig, waldig
? schlank, röstig, holzig, würzig, gering malzig, feinperlig, holzig-herber Abgang
– https://hohenfelder.de/unsere-biere/lappmanns-dunkel/
- Pott’s Pils alkoholfrei:
– >0,5%; untergärig
– von der 1769 gegründeten Privatbrauerei aus Oelde
schön malzig-süß, grasig, leichte Herbe, süffig
– https://www.potts.de/unsere_produkte/potts-pilsener-2/ - Pott’s Weizen alkoholfrei:
– >0,5%; obergärig
– von der 1769 gegründeten Privatbrauerei aus Oelde
fruchtig, wenig bananig, getreidig, blumig, spritzig
– https://www.potts.de/unsere_produkte/potts-weizen-alkoholfrei/
Vielen Dank auch wieder an Sabrina und René für die tolle Gastfreundschaft.