April 19 2016

50. 20 – HopfenWeizenBock

Noch keine Woche ist das Ereignis des Jahres mehr entfernt. Zeit also um in die heiße Phase des Bierjubiläums einzusteigen. Und das werde ich gebührend einläuten mit einem Geschenk vom Brühler Biersommelier Markus Weick, den ich ja zur Bierverköstigung in diesem Monat zum Thema 500 Jahre Reinheitsgebot unterstützte. Dabei handelt es sich um zwei Biere, die anlässlich dieses Jubiläums von Junior-Brauern des Verbandes Privater Brauereien kreiert wurden.

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Der Verband Private Brauereien organisiert eigenständige mittelständische Brauereien in ganz Deutschland. Da diese tatsächlich zumindest von der Anzahl her gesehen noch eine breite Mehrheit der Brauereien ausmachen, ist der Verband entsprechend stark besetzt. Unter anderem engagiert sich der Verband für die folgenden Interessen:

  • Förderung regionaler Rohstoffe ohne Gentechnik
  • Engagierter Einsatz für den Erhalt der Biervielfalt
  • Konsequente Beibehaltung des Reinheitsgebots von 1516
  • Aktives Mitwirken an Gesetzesvorlagen, national und in der EU
  • Erhalt der Biersteuermengenstaffel, damit auch in Zukunft kleine und mittelständische Privatbrauereien eine wirtschaftliche Basis haben
  • Veranstalter des internationalen Bierwettbewerbs „European Beer Star

Organisiert in vier Regionalverbänden bietet der Verband diverse Dienstleistungen für seine Mitglieder an. Unterstützung wird auf folgenden Gebieten gegeben:

  • Betriebswirtschaft
  • Marketing/Vertrieb
  • Recht
  • Versicherung
  • Arbeitsschutz/Betriebssicherheit
  • Technik
  • Umweltschutz
  • Ausbildung
  • Seminare

Die jungen Brauer der Verbandsbrauereien haben anlässlich des Bierjubiläums das Projekt 2016 ins Leben gerufen. Dabei wollen sie zeigen, dass das Reinheitsgebot aktueller und innovativer denn je ist. Zu den bekannten 4 Rohstoffen Wasser, Malz, Hopfen und Hefe fügen sie ihre Kreativität und ihr brautechnisches Know-How als fünftes Element hinzu und kreieren – wie sie es bezeichnen – zwei klasse innovative Genussbiere.

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Beginnen möchte mit der 20. Einem sogenannten Hopfen-Weizen-Bock, das auf dem Rücklabel wie folgt beschrieben wird:

„Unser HopfenWeizenBock vereint das Beste aus zwei Welten: Fruchtige Aromen, sowohl von der charaktervollen obergärigen Hefe, als auch vom feinen Aromahopfenspiel, ein vollmundiger Körper mit edlem Prickeln und eine dezente Bitternote, die so richtig Lust auf den nächsten Schluck macht.
Über dem Bier thront ein fester, cremiger Schaumhimmel, das schönste Zeichen für ein perfektes Weißbier – wohl bekomm’s“

 

Steckbrief

50_20-Steckbrief

Bewertung

50_20

  • Flaschendesign + Kronkorken

Als Kronkorken-Sammler ist der „Plöpp“-Verschluss der natürliche Feind. Heute habe ich mich dazu entschlossen, mich mit diesem in ganz christlicher Manier zu verbrüdern. Eine sehr schöne kleine Bügelflasche mit einem ebenso schönen Etikett.

  • Aussehen

Ein sattes und naturtrübes bernstein-gold, gepaart mit einer weizen-typischen sehr guten Schaumbildung. Also auch hier kaum etwas auszusetzen.

  • Geruch

Es wird immer spannender. Sieht man vom Hopfenweisse von Schneider Weisse ab, habe ich noch nie einen derarigen hopfigen Geruch beim Weißbier vernommen. Zudem kommen die schon versprochenen Zitrusfrucht-Noten deutlich heraus.

  • Geschmack

Interessanterweise dominieren die Hopfennoten den Geschmack nicht derart. Vielmehr ist es malzsüßlich und leicht alkoholaromatisch. Was bei knapp 9 Umdrehungen ja auch nicht ausbleibt. Herbere hopfige Zwischentöne werden von einer dumpfen Fruchtnote unterstrichen. Leider ist es nicht ganz so frisch, wie versprochen, Dafür ist der Abgang erstaunlich harmonisch. Recht ölig und süßlich, kommt erst ganz spät eine gewisse Herbe durch.

  • Fazit

Wer über Biervielfalt im Bierjubiläumsjahr philosophiert, für den ist das 20 definitiv das Non-Plus-Ultra. Hintergrund und Präsentation sind in der Tat auch erstklassig. Dass es jedoch auch hier nicht die Bestnote gibt, liegt an dem Umstand, dass mir das Bier tatsächlich doch etwas zu experimentell und alles in allem auch zu süßlich ist. Nichtsdestotrotz erreicht es verdientermaßen herausragende 14 Pkt. (1).

50_20-Bewertung

Für weitere Infos rund um den Verband Private Brauereien siehe http://www.private-brauereien.de/de/index.php.

Zum Projekt 2016 der Junioren geht hier entlang:  http://www.private-brauereien.de/de/private-brauereien/projekt-2016-der-junioren/index.php.

Zudem bietet der Verband auch umfangreiche interessante Informationen zum Reinheitsgebot: http://www.private-brauereien.de/de/reinheitsgebot/index.php.

Und vielen vielen Dank nochmals an Markus! (http://wordpress.99biere.de)

Prost Reinheitsgebot!

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April 15 2016

49. EB Premium

Den (voraussichtlich) endgültigen Abschluss meiner Zentralosteuropareise und Ende der Verlängerung bildet wieder ein polnisches Bier. Das im ehemaligen westpreußischen Elbing ansässige EB Premium kann dabei wie so oft auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Den Anfang machte die Gründung der Elbinger Aktien-Brauerei im Jahre der deutschen Reichsgründung. Nur acht Jahre später wurde diese wieder geschlossen und als Brauerei Englisch-Brunnen umfirmiert. Der Name ist auf einen Engländer zurückzuführen, der am späteren Brauereistandort eine Trinkwasserquelle entdeckte. Erst mit der Zerstückelung Westpreußen nach dem 1. Weltkrieg und dem wirtschaftlichen Niedergang im 2. Weltkrieg endete die erfolgreiche Geschichte des englischen Brunnens. Nach Jahren der kommunistischen Planwirtschaft, konnte die nun inzwischen Elbrewery Co. Ltd. genannte Brauerei erst Mitte der Neunziger an die alten Erfolge anknüpfen. Mit dem Mehrheitserwerb durch einen australischen Investor konnte damals sogar eine neue Rekordmarke des Bierausstoßes in Polen erreicht werden. Seit 2004 gehört das Unternehmen der Zywiec-Gruppe und somit dem Heineken-Konzern an.

Steckbrief

49_EB Premium-Steckbrief

Bewertung

49_EB Premium

  • Flaschendesign + Kronkorken

Das äußere Erscheinungsbild haut mich erstmal nicht vom Hocker. Trotz der patriotischen Farbgebung, muss zudem bezweifelt werden, dass es sich bei dem Bier tatsächlich um ein „Original Polish Recipe“ handelt. Vielmehr ist anzunehmen, dass hier die deutsche Brautradition fortgeführt wurde.

  • Aussehen

Auch hier fällt der Hocker nicht um. Gelblich, blank und wenig Schaum.

  • Geruch

Hier kommen wir der Sache schon näher. Recht hopfenbetont mit einer leichten Fruchtsüße kommt es daher.

  • Geschmack

Glücklicherweise kann in der wichtigsten Kategorie der Bestwert erreicht werden. Überraschend süffig, leicht und ausgewogen sowie feinherb im Abgang macht es einen wirklich guten Geschmackseindruck. Da kann man dann auch über die fehlende Frische hinwegsehen.

  • Fazit

Der Nachfolger des hellbayrischen Lagers der Englisch-Brunnen Brauerei hat Glück, dass er sich mit jeder Kategorie sukzessive verbessert. Auch wenn ein Lager sicher kein großes Charakterbier sein kann und somit selten aus der Masse heraussticht, ist sehr gut trinkbar. Aufgrund der mäßigen ersten Kategorien gibt es allerdings für das EB diesmal mit 9 Pkt. „nur“ eine 3+.

49_EB Premium-Bewertung

In Ermangelung einer eigenen Website sei für die historischen Hintergrundinfos der Brauerei Englisch-Brunnen auf http://www.aefl.de/ordld/englischbrunnen/englischbrunnen.htm verwiesen.

Erst jetzt am Ende meiner Reise ist mit eines aufgefallen: Betrachtet man die zentralosteuropäische Brauereilandschaft ist zweifelsohne festzustellen, dass ein erheblicher deutscher Einfluss herrscht. Alle getesteten Biere waren ehemalige deutsche Brauereien in Böhmen, Schlesien oder Preußen. Auch hieran wird deutlich wie tief verwurzelt das Bierbrauen mit der deutschen Kulturgeschichte ist. Kaum eine andere Nation kann eine derartige historische Bedeutung und Vielfalt des Bieres vorweisen. Allein deshalb ist es meiner Ansicht nach das Gebot eines jeden deutschen Biertrinkers diese Vielfalt und Qualität zu erhalten.

Prost!

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April 14 2016

48. Březňák Original Böhmisch Pils

Nach dem gestrigen Schwarzbier nehme ich heute das original böhmische Pils von Březňák unter die Lupe. Hoffentlich wird hier etwas stärker auf Klasse statt auf Masse gesetzt…

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48_Březňák Pils-Steckbrief

Bewertung

48_Březňák Pils

  • Flaschendesign + Kronkorken

Siehe 47.. Allerdings passt Farbgebung und Flaschenform hier irgendwie besser.

  • Aussehen

Pils-typische Färbung, die mir aber recht gut gefällt, da sie schon sehr gold-gelb ist. Auch der feine Schaum kann überzeugen, auch wenn er lange nicht so haltbar ist wie beim Schwarzbier.

  • Geruch

Insgesamt recht unauffällig, wobei der Geruch erwartungsgemäß hopfiger als malzig ist.

  • Geschmack

Wo ich beim Schwarzbier hier noch negativ überrascht wurde, ist es beim Pils anders herum. Auch wenn ich kein hochqualitatives Bier vor mir habe, schmeckt es typisch pilsig, ohne dabei jedoch deutsch zu wirken. Der Geschmack ist interessanterweise malziger als der Geruch. Sowohl Spritzigkeit als auch Abgang sind nah dran am Schwarzbier, wobei letzterer etwas angenehmer wirkt.

  • Fazit

Glücklicherweise kann das original böhmische Pils deutlich besser überzeugen als das Schwarzbier. Auch wenn es sicher nicht herausragend ist und vielleicht ein Schwarzbier nicht als Schankbier geeignet ist, ist es beruhigend, dass man mit einem tschechischen Pils scheinbar nichts falsch machen kann. Nach dem Motto: Schuster bleib bei deinen Leisten, gibt´s hier eine gute 2 (11 Pkt.).

48_Březňák Pils-Bewertung

Weitere Informationen über den Deutschland Vertrieb unter http://www.drinksunion.de/. Wer mit Tschechisch-Kenntnissen aufwarten kann, dem sei http://www.breznak.cz/ zu empfehlen.

Damit verabschiede ich mich ein zweites Mal aus Tschechien .

Prost!

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April 13 2016

47. Březňák Schwarzbier

Weiter geht es in der Zentralosteuropareisenverlängerung. Station heute: Březňák. Genauer gesagt. Das kleine schwarze aus diesem Hause. Die Brauerei selbst kann auf eine über 250-jährige Historie zurückblicken. Deute ich das tschechische Etikett der Flasche jedoch richtig, wird das Schwarzbier erst seit 1909 gebraut. Zunächst erst im nordböhmischen Großpriesen gebraut, wurde der Betrieb inzwischen von Krušovice übernommen, wo das Bier heute produziert wird. Seit 1996 wird der deutsche Vertrieb von der Drinks Union Deutschland GmbH vertrieben. Diese behaupten, dass es sich bei Březňák um das meistverkaufte internationale Bier in Deutschland handle. Dies würde ich angesichts der Konkurrenz aus Polen, Niederlande, USA oder Tschechien selbst zwar bezweifeln, bin trotzdem aber gespannt, ob es das Bier auch wert ist.

Steckbrief

47_Březňák Schwarzbier-Steckbrief

Bewertung

47_Březňák Schwarzbier

  • Flaschendesign + Kronkorken

Bei älteren Herren auf dem Etikett scheiden sich glaube ich die Geister. Ich finde, es muss halt passen. Hier passt es zwar grundsätzlich, aber irgendwie will ich nicht warm werden mit dem zigarrerauchenden und biertrinkenden Glatzkopf. Auch ansonsten ein eher mittelmäßiges Design.

  • Aussehen

Mit einer schwarz-rötlichen Farbe endlich mal wieder etwas farbliche Abwechslung im Glas. Zudem positiv zu bewerten die ordentliche und feinporige Schaumbildung.

  • Geruch

Insgesamt kommt das Malz stärker als der Hopfen durch, aber zusammengenommen ein recht ausgewogenen unaufgeregten Geruch.

  • Geschmack

Hier bin ich nun doch etwas enttäuscht. Wie für ein Schwarzbier üblich sind hier natürlich die Röstmalze im Fokus, allerdings ist es mir viel zu wässrig und geschmacksarm. Hinzu kommt eine kaum merkbare Spritzigkeit. Im Abgang vernehme ich dann noch eine leichte trockene Herbe. Zwar kommt der Geschmack mit dem Trinken und das zweite Glas ist tatsächlich besser als das erste, aber nichtsdestotrotz ist das zu wenig.

  • Fazit

Natürlich ist es nicht immer ganz fair unterschiedliche Biergattungen zu vergleichen. Und so kann natürlich ein Schankbier nicht ebenso vollmundig sein wie ein Starkbier. Allerdings kann man hier auch noch nicht mal sagen, dass es besonders süffig ist, da man nun mal auch nicht viel hiervon trinken wollen würde (also das gilt zumindest für mich). Mit etwas Wohlwollen gibt es deshalb für das Březňák Schwarzbier nur 8 Pkt. (3).

47_Březňák Schwarzbier-Bewertung

Weitere Informationen über den Deutschland Vertrieb unter http://www.drinksunion.de/. Wer mit Tschechisch-Kenntnissen aufwarten kann, dem sei http://www.breznak.cz/ zu empfehlen.

Prost!

 

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April 12 2016

46. Krušovice Imperial

Aufgrund enormer Nachfrage geht meine Zentralosteuropareise in eine Verlängerung. Für die Extra-Spielzeit stehen drei tschechische und ein weiteres polnisches Bier auf dem Programm.

Beginnen möchte ich mit dem zweiten großen Bier aus dem Hause Krušovice. Neben dem Černé ist das Imperial das meistverkaufte Bier der tschechischen Brauerei. Auf der hauseigenen Website wird dieses so angepriesen:

„Ein helles, elegantes feinherbes Premiumbier, das durch die hervorragende Qualität und das besondere Aroma des Saazer Hopfens in seinem Geschmack überzeugt und zu den süffigsten Lagerbieren aus Tschechien zählt. Untergärig eingebraut, nach der typisch böhmischen Brauart, erlebt man mit unserem Imperial höchste Vollendung im Geschmack.“

Zudem hat es diverse internationale Auszeichnungen erhalten. U.a. war es „World‘s Best Czech Pilsner 2014“ – allerdings ist mir nicht ausreichend bekannt, wie seriös diese Wettbewerbe und Auszeichnungen sind.

Steckbrief

46_Krušovice Imperial-Steckbrief

Bewertung

46_Krušovice Imperial

  • Flaschendesign + Kronkorken

Ähnlich wie beim Černé auch beim Imperial als recht positiv zu bewerten, ohne wirklich aufzufallen.

  • Aussehen

Für ein Lager keine Überraschungen. Nur die Haltbarkeit des mäßigen Schaums ist mir positiv aufgefallen.

  • Geruch

Beim Geruch dominiert ganz klar der Hopfen. Außerdem vermittelt der Geruch eine gewisse Frische. Malz hingegen ist nur schwer zu erkennen.

  • Geschmack

„Herbwürzig und hopfig, frisch und spritzig“ – so heißt es bei Krušovice. Es kann sein, dass ich inzwischen an einer gewissen Geschmacksverirrung leide, aber meiner Meinung nach bleibt vom Hopfengeruch im Geschmack nicht mehr viel übrig. Im Gegenteil dominiert eine malzige Note, welche freilich immer wieder von bitteren Zwischentönen unterbrochen wird. Die Frische und Spritzigkeit kann ich dagegen bestätigen (zumindest im Vergleich zu den bisherigen anderen Bieren). Im Abgang bleibt zunächst das Malz dominant, erst spät erreicht einem ein gewisse trockene Herbe.

  • Fazit

Das imperiale Krušovice ist alles in allem meiner Ansicht nach ein sehr passables Lager. Irritierend ist jedoch die geschmackliche Komponente, welche sich nicht so ganz zwischen Bitterkeit und Süffigkeit entscheiden kann. Somit kommt das Imperial auf 11 Pkt. (2) – also einen Punkt schlechter als sein schwarzer Bruder.

46_Krušovice Imperial-Bewertung

Weitere Informationen über das „Königliche“ u.a. auf: http://www.krusovice.de/#home.

Prost!

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April 7 2016

44. Main Seidla Amber Spezial

Im Monat des Reinheitsgebotsjubiläums gibt es heute ein Bier, welches Tradition und Moderne in besonderer Art kombiniert. Auf der einen Seite haben wir eine noch sehr junge fränkische Brauerei und auf der anderen einen sehr alten (meist noch in England verbreiteten) Bierstil. Das Brauhaus Binkert umschreibt diesen Umstand so:

„Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Biere nach obergäriger Brauart gebraut. Mit Einführung der Hefereinzucht und der untergärigen Pilsner Brauart wurden die obergärigen Biere mehr und mehr verdrängt.

Bis heute haben sich in Deutschland das Weißbier, das Kölsch und das Alt Bier gehalten. In England hielt man in Form der Ales und Stouts an der Obergärung fest.

Aus Amerika entwickelte sich in den letzten Jahren durch die Entstehung von zahlreichen neuen Kleinbrauereien ein Gegentrend zu dem Einheitsgeschmack der Großbrauereien. Auch in Deutschland und Bayern entwickeln sich derzeit neue Geschmackskreationen.

Unser naturtrübes Amber Spezial ist die fränkische Antwort auf diesen Trend. Wir verwenden auch hierfür ausschließlich einheimischen Hopfen aus den fränkischen Anbaugebieten.“

Darüber hinaus wird das Amber Spezial kaltgehopft, es wird also der Hopfen nicht nur im Sudprozess, sondern auch bei Gärung und Lagerung zugesetzt. Neben der Verwendung des regionalen Spalter und Hersbrucker Hopfen, baut Binkert sogar auf dem Brauereigelände seinen eigenen Hopfen an. Dieser wird dann zu einem Jahrgangssud zusammengebraut.

Neben dem deutschen/bayrischen verschreibt sich die Brauerei auch einem sogenannten fränkischen Reinheitsgebot. Dieses hat die Nachhaltigkeit des Brauens zum Ziel. So wird nicht nur auf regionale Produkte zurückgegriffen, sondern auch nur mit Ökostrom produziert und mit Holzpellets aus der regionalen Forstwirtschaft geheizt. Als zwei i-Tüpfelchen bietet die Brauerei außerdem regelmäßig ein Mitmachbrauen an und bezieht die Produktionsanlagen von der ältesten Brauereimaschinenfabrik der Welt: Kasper Schulz aus Bamberg mit einer Geschichte von über 335 Jahren.

Die aus dem Bamberger Landkreis stammende Brauerei schafft es immerhin schon auf 2.000 hl jährlichen Ausstoß. Und so bin ich sehr gespannt wie der mir vorliegende halbe Liter so schmeckt.

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44_Main Seidla Amber Spezial-Steckbrief

Bewertung

44_Main Seidla Amber Spezial

  • Flaschendesign + Kronkorken

Die erste Kategorie fängt schon mal gut an. Das bisher schönste Flaschen- und Kronkorkendesign meiner kleinen aber feinen Auswahl. Lediglich mehr Informationen zum Bier wären wünschenswert gewesen

  • Aussehen

Auch hier mal etwas ganz anderes. Eine Mischung aus Orange, Bronze und Gold, die zumindest bei mir sehr gut ankommt. Auch die Schaumbildung und -haltbarkeit ist mehr als zufriedenstellend.

  • Geruch

Trotz der Kalthopfung treten hier zunächst (Röst-)Malze und Zitrusnoten in Erscheinung. Erst in dritter Instanz kommt dann doch ein klarer Hopfengeruch durch. Ein Geruch, der mich nicht vollends glücklich macht, aber durchaus mit einem besonderen Charakter überzeugt.

  • Geschmack

Nachdem ich nun fast das erste Glas leer habe verstetigt sich mein guter erster Eindruck. Röst-malzig und leicht bitter im Antrunk, könnte man das Amber Spezial als ein recht vollmundiges Bier bezeichnen. Dabei ist es etwas dumpf und wenig prickelnd, macht aber nie einen unfrischen Eindruck. Der Abgang gestaltet sich erwartungsgemäß herb und gleichzeitig etwas ölig und trocken.

  • Fazit

Gerade im untergärig und hell dominierten Deutschland kommen solche Biere zu Recht immer besser an. Auch wenn mich das Amber Spezial von Main Seidla nicht zu 100% überzeugen konnte und es auch kein Bier für den ganzen Abend ist, tut es gut mal wieder etwas mehr Vielfalt zu genießen. Top Bier + top Brauerei + top Philosophie = 14 Pkt. / 1. Und somit einen sicheren Platz in meinen persönlichen Reinheitsgebots-All-Stars.

44_Main Seidla Amber Spezial-Bewertung

Weiter Infos zur Brauhaus Binkert und den (anderen) Main-Seidla Bieren unter: http://www.mainseidla.de/home.html.

Prost!

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März 31 2016

42. Weißenoher Green Monkey Polaris

Zum Abschluss des ersten Quartals gibt es heute eine ganz besondere  Köstlichkeit. Zumindest hoffe ich das. Denn mit dem Weißenoher Green Monkey treffen gleich mehrere Qualitätsmerkmale aufeinander:

  • Eigenes Quellwasser aus der Jura der südlichen Fränkischen Schweiz
  • Hopfen aus der Region
  • Gerstenmalz aus fränkischer Produktion
  • Hefe, traditionell untergärig & aus eigener Entwicklung
  • Bioland-Zertifizierung
  • Strom aus Wasserkraft

Gebraut wird es außerdem in einer der ältesten (Kloster-)Brauereien Deutschlands, mit Gründung um 1050. Diese hat – wie zu vermuten – eine bewegte Geschichte hinter sich:

„Im Laufe vorangegangener Jahrhunderte wurden das Kloster und die dazugehörigen Liegenschaften mehrmals zerstört, aufgebaut und zwischen den Bischöfen und Fürsten hin und her getauscht. In der Säkularisation, im Jahre 1803, wurde der gesamte Gebäudekomplex an Privatpersonen veräußert. Zuletzt ging das Klostergebäude an einen Nürnberger Geschäftsmann, während die Klosterkirche auch heute noch als Pfarrkirche dient.

Der vormals klösterliche Braumeister führte die Braustätte zunächst weiter. Bis er schließlich aus wirtschaftlichen Gründen aufgab und sein Braurecht nebst Braustätte 1827 an den Braumeister Friedrich Kraus verkaufte. Jener führte fortan die ‚fränkische Dreifaltigkeit‘ aus Brauerei, Gastwirtschaft und Landwirtschaft – mit wachsendem Erfolg. Seither ist die Brauerei in unserem Familienbesitz. Heute wird die Brauerei in der fünften Generation von Urban Winkler und seiner Frau geführt, tatkräftig unterstützt von 13 Mitarbeitern.“

Diese Mitarbeiter brauen neben den drei „Green Monkey“ Craft Bieren noch über 10 weitere Biere. Darunter altfränkische Bierklassiker, drei Pils-Biere, unterschiedliche weitere Craft-Biere, ein Barrique (im Eichenfass gereift) sowie ein Hanfbier.

Das Besondere an der Green Monkey-Reihe ist die Kalthopfung (oder Hopfenstopfung), wobei der Biermasse nach dem eigentlichen Brauvorgang noch Hopfen eingehangen werden, um ein besonderes Hopfenaroma herstellen zu können. Dabei werden drei unterschiedliche Hopfensorten verwendet: Hersbrucker Gebirgshopfen (31BE) (so sollen die hiesigen Hopfenbauerndörfer zur Zeit der Hopfenernte duften), Mandarina Bavaria (32BE) und Polaris (34BE). Letztere verspricht mit einem Hauch Menthol eine ganz besondere Frische.

Neben der Bierherstellung betreibt Weißenohe auch einen eigenen Getränkemarkt. Dieses und der Umstand, dass es sich auf der sogenannten Wanderroute „5-Seidla-Steg“ befindet, macht es für mich (vor dem Hintergrund der anstehenden Frankenreise im Sommer) ganz besonders interessant.

Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass die alte Klosterbrauerei einmal im Jahr ihr altes Sudhaus für eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst öffnet. Übrigens: Weißenohe heißt so viel wie „am Ort des weißen Baches“.

Aber nun zum Protagonisten des Abends…

Steckbrief

42_Weißenoher Green Monkey Polaris-Steckbrief

Bewertung

42_Weißenoher Green Monkey Polaris

  • Flaschendesign + Kronkorken

In Kategorie eins gibt es schon mal sehr gute Noten. Auch wenn mir das Design etwas zu flippig ist, aber so muss das bei (deutschen) Craft-Bieren wohl sein, finde ich das Äußere an sich sehr ansprechend.

  • Aussehen

Auch hier bin ich positiv überrascht. Nicht nur ob der Naturtrübung, welche jedes Bier verbessern, aber auch wegen der üppigen und stabilen Schaumbildung.

  • Geruch

Hier zeigt bzw. riecht sich, dass ich es nicht mit einem gewöhnlichen Pils zu tun habe. Der angesprochene Hopfen ist klar herauszuriechen. Dieser verbindet eine klare Bitterkeit mit einer gewissen Zitrussüße.

  • Geschmack

Analog zum Geruch ist auch hier der Hopfen in der Tat dominant. Dabei ist die Bitterkeit zu jeder Zeit angenehm und mit einer leichten süßlichen Note begleitet. Malz hingegen schmeckt man nur unterschwellig. Das versprochene Menthol hätte ich jedoch ohne Vorwissen nicht erkennen können.

  • Fazit

Insgesamt ein sehr interessantes und wirklich leckeres Pilsner. Gerade weil es eben nicht dem klassischen Pils-Geschmack gleicht, sondern vielmehr zeigt, was man aus der Brauart herauskitzeln kann, wenn man das Reinheitsgebot ausreizt, kann ich dem Bier fast nur sehr gute Noten geben. Im Klartext: 13 Pkt. bzw. eine 1-.

42_Weißenoher Green Monkey Polaris-Bewertung

Weiter Infos zur Kloster-Brauerei, zum 5-Seidla-Steig und zur Kunstausstellung unter: http://www.klosterbrauerei-weissenohe.de/cms/.

Prost!

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März 27 2016

41. Huppendorfer Weihnachtsfestbier

Frohe Ostern zusammen! Anlässlich dieses Jubeltages gibt es heute passenderweise ein Weihnachtsfestbier. Das hat drei gute Gründe:

  1. Eine Wiederauferstehung ist schließlich wie eine zweite Geburt
  2. Es gibt meines Wissens nach kein Osterfestbier
  3. Et muss wech

Aus dem reichhaltigen Bestand der Brühler Eule erworben, kann das Huppendorfer Festbier auf eine über 250-jährige Historie zurückblicken. Die vergleichsweise kleine Brauerei aus Oberfranken steht bis heute unter Besitz und Leitung der Familie Grasser.

Abweichend zum üblichen Vorgehen, wird dieses Bier anlässlich des österlichen Festtages gebührend mit einem Fohlenelf-Glas gefeiert.

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41_Huppendorfer Weihnachtsfestbier-Steckbrief

Bewertung

41_Huppendorfer Weihnachtsfestbier

  • Flaschendesign + Kronkorken

Gegen Desing und Aufmachung ist wirklich nicht viel zu sagen. Nach meinem Geschmack hätte es ein wenig weniger kitschiger und ein wenig mehr klare Strukturen und Informationen sein können.

  • Aussehen

Zur Abwechslung mal kein gold-gelbes Bier, sondern eins mit einem satten Bronze bis Bernstein. Wahrscheinlich aufgrund des Glases kommt hier auch erstmals eine üppige Schaumkrone zustande.

  • Geruch

Auch hier endlich mal was anderes. Der bisher klarste Malzgeruch unter meiner Bierstichprobe. Weder süß noch herb, kommt hier einfach nur das Gerstenmalz zum Vorschein.

  • Geschmack

Trotz, dass das Bier nun fast einen Monat abgelaufen ist, scheint es an Qualität kaum etwas verloren zu haben. Die Malzbetonung setzt sich auch hier fort. Allerdings schlägt beim Geschmack die karamellige Süße viel deutlicher durch. Daneben ist nur eine ganz geringe Bitterkeit zu verspüren. Der feinherbe Abgang wird von einer allgemein recht frischen Resenz begleitet.

  • Fazit

Sowohl die Brauerei als auch das Bier können insgesamt sehr überzeugen. Allerdings ist mir dieses Festbier etwas zu süß und leicht. Unter dem Vorbehalt der offiziellen nicht-mehr-Haltbarkeit heißt es am heutigen Ostersonntag deshalb: 12,5 Pts. (2++)  goes to  Huppendorf.

41_Huppendorfer Weihnachtsfestbier-Bewertung

Weiter Infos (v.a. eine umfangreiche und detaillierte Geschichte der Brauerei) unter: http://www.huppendorfer-bier.de/index.php.

Prost und schöne Ostergrüße aus Brühl!

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März 24 2016

40. Warka Jasne Pełne

Zum Abschluss meiner kurzen Polen-Rundreise geht es in das heutige Ostpolen nach Warka. Dort wird schon seit 1478 Bier gebraut. Früher noch von mehr als 30 kleinen Hausbrauereien, heute zumindest noch von einer über die Grenzen hinaus bekannten Brauerei. Mit Żywiec gehört die Marke seit den 1990ern zum Heineken-Konzern und ist das einzige polnische Brauunternehmen mit einer eigenen Kneipen-Kette im Land. Der Name „Warka“ ist übrigens ein polnischer Terminus für die Menge an Bier, welche aus einem Brauvorgang hergestellt wird.

Steckbrief

40_Warka Jasne Pelne-Steckbrief

Bewertung

40_Warka Jasne Pelne

  • Flaschendesign + Kronkorken

Der erste Eindruck kommt eher unaufgeregt daher. Die Charakteristika der braunen Longneck-Flasche verstecken sich in der patriotischen rot-weißen Färbung des Labels mit einem Abbild des polnischen Flügelhusaren.

  • Aussehen

Ein Lager, wie ein Lager aussehen sollte: Gold-gelb, recht klar und sogar mit einer passablen feinporigen Schaumbildung.

  • Geruch

Auch hier dem Lech sehr ähnlich. Allerdings kommt die Malznote noch etwas deutlicher heraus.

  • Geschmack

Im Vergleich zu den anderen drei polnischen Lagern ist dieses noch das bitterste. Interessanterweise kommt dabei aber auch noch am ehesten eine gewisse Karamellmalznote hervor. Sowohl Resenz als auch Abgang verhalten sich ziemlich unauffällig.

  • Fazit

Wie das Zywiec ist auch das Warka nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Alleine dies muss natürlich in der Bewertung gewürdigt werden. Darüber hinaus ist das Warka nämlich ziemlich blass. Definitiv ein gutes Bier, aber – abgesehen von einer gewissen Herbe, die dem mittelnorddeutschen Bierkenner entgegen kommt – auch eines ohne das gewisse Extra. Deshalb immerhin aber noch 10 Pkt. (2-).

40_Warka Jasne Pelne-Bewertung

Infos auf English unter: http://www.grupazywiec.pl/en/marki/warka/ und auf Polnisch unter: http://warka.com.pl/Start.19.0.html.

Prost!

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März 22 2016

39. Lech Premium

Auf geht´s in die zweite Halbzeit meiner Polen-Rundreise. Station heute: Posen. Hier liegt die in den 1970ern gegründete Brauerei Lech. Der aufmerksame Leser und clevere Kombinierer wird sich (ebenso wie ich) über diese Jahreszahl wundern. Waren doch gerade in den 1970ern und 1980ern viele polnische Brauereien kurz vor dem wirtschaftlichen Ruin oder mussten bereits schließen. Lech scheint dies wohl für sich ausgenutzt zu haben – wobei man natürlich konstatieren muss, dass es sich hierbei auch um eine staatliche Brauerei handelte. Erst 1993 wurde diese mit dem Verkauf an das Entrepreneurship Euro Agro Centrum Poznań privatisiert. Drei Jahre später erfolgte dann der Verkauf an die South African Breweries. Und wiederum drei Jahre später wurde dann aus der Fusion von Lech und Tyskie die Kompania Piwowarska gegründet. Die Gesamtgruppe – heute zugehörig zu SAB Miller – erzielte zuletzt einen Ausstoß von 15 Mio. hl und hat einen Marktanteil von 45% vom polnischen Biermarkt, wobei nur 8% davon auf Lech entfallen.

Steckbrief

39_Lech Premium-Steckbrief

Bewertung

39_Lech Premium

  • Flaschendesign + Kronkorken

Das Äußere beginnt schon mal sehr vielversprechend. Mit einem innovativen und zugleich schlichtem Flaschen- und Farbdesign kann mich das Lech hier auf jeden Fall überzeugen. Und auch der Kronkorken ist definitiv einer der hübschesten meiner Sammlung.

  • Aussehen

Hier gibt es keine großen Überraschungen: Gelb-gold, leichte Trübung, mäßige Schaumbildung.

  • Geruch

Der Geruch ist recht hopfenbetont. Auffallend ist hier die Frische, die man bereits riechen kann.

  • Geschmack

Die Hopfenbetonung setzt sich auch im Geschmack fort. Während die allgemeine Bitterkeit recht dominant ist, dringt immer mal wieder eine gewisse Malzsüße durch. Und auch die Frische ist durch einen vergleichsweise hohen Kohlensäuregehalt schmeckbar. Im Abgang bleibt das Lech feinherb und ist zunächst leicht ölig und später ein wenig trocken, aber nicht unangenehm.

  • Fazit

Wie oben in der Zutatenliste erkennbar haben es die Polen wohl nicht so mit dem deutschen Reinheitsgebot. Und so wird auch hier (wie beim Tyskie) Glukosesirup beigemischt. Dies tut aber glücklicherweise dem Geschmack keinen großen Abbruch. Bleibt nur die Frage, ob die Verwendung dessen wirklich notwendig ist. Trotz guter Werte in Design und Geschmack muss es deshalb hier Punktabzüge geben. Alles in allem erreicht das Lech aber noch sehr passable 11 Pkt. (Note 2).

39_Lech Premium-Bewertung

P.S.:

2007 stellte Lech gleich zwei Guinness (hier ist ausnahmsweise nicht das Bier genannt) Weltrekorde auf, indem es erst das größte Bierglas der Welt mit 4.250 l Fassungsvermögen herstellte und daraus dann danach 10.625 Menschen Lech tranken

2010 sorgte die Platzierung eines Werbeplakats in Warwel für große Aufregung. Darauf war der Slogan „Zimny Lech“ zu lesen. Hierzu muss man zwei Dinge wissen: 1. Bedeutet zimny nicht nur kalt, sondern auch Korpus.  2.  Ist Warwel zum Einen nicht nur die alte Residenz polnischer Könige im Großraum Krakau, sondern auch der Ort an dem der ehemalige polnische Präsident Lech Kaczyński beerdigt wurde…

Infos u.a. via: http://www.sabmillerdeutschland.de/lech bzw. für alle Polnisch-Sprechenden auch unter lech.pl/.

Prost!

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März 17 2016

38. Tyskie Gronie

Station 2 meiner Polenrundreise liegt ebenfalls in Oberschlesien – genauer in Tichau. Hier ist seit 1629 die heutige Brauerei Tyskie beheimatet. In dieser nun fast 400-jährigen Geschichte musste sie einige Besitzwechsel über sich ergehen. Gegründet von der Familie von Promnitz, wurde die Brauerei nach einer grundlegenden Modernisierung ab 1824 im Jahre 1861 zur Fürstlichen Brauerei zu Tichau neu konstituiert. Neuer Eigentümer wurde im Zuge dessen Hans Heinrich XI. Graf von Hochberg und Fürst von Pless. Nachdem Tichau nach dem 1. Weltkrieg zu Polen geschlagen wurde, erfolgten diverse Fusionen mit Nachbarbrauereien. Noch vor dem 2. Weltkrieg wurde das neue Braukonsortium aufgrund fehlender Steuereinnahmen zeitweise kommissarisch unter staatlicher Verwaltung gestellt. Dies sollte dann wie zu vermuten nach 1945 zur Normalität werden. Nachdem man 1971 die erste Million hl pro Jahr feiern konnte, erfolgte 1975 eine erneute planwirtschaftliche Fusion mit weiteren Betrieben der Region. Ergebnis dessen war ein erheblicher Produktionsrückgang sowie ein damit verbundener Stellenabbau in den Betrieben. Als Folge wurde Tyskie 1981 wieder in die unternehmerische Selbstständigkeit entlassen und 1995 dann auch wieder privatisiert. Als Teil der Kompania Piwowarska (zudem auch Lech gehört), erfolgte jedoch rasch der Verkauf an SAB Miller. Heute ist Tyskie mit 18% Marktanteil die beliebteste Biermarke in Polen.

Nach dem Staropramen habe ich es heute ein weiteres Mal mit einem Bier außerhalb des deutschen Reinheitsgebots bzw. Biergesetzes zu tun. Diesmal ist jedoch kein Getreidefolgeprodukt, sondern mit Glukosesirup eine Invertzuckerart verwendet worden. Und da dieses nur bei obergärigen Bieren gestattet wäre, muss auch das Tyskie gesondert gekennzeichnet werden.

Steckbrief

38_Tyskie Gronie-Steckbrief

Bewertung

38_Tyskie Gronie

  • Flaschendesign + Kronkorken

Die Ähnlichkeit zum Zywiec ist verblüffend, wobei mir das Tyskie sogar eigentlich einen Tacken besser gefällt. Negativ fällt allerdings klar ins Gewicht, dass mit der dargestellten Mitra die Verknüpfung zur Gründerfamilie hergestellt werden soll, welche es offensichtlich nicht mehr gibt. Getreu dem Motto: Man kann nicht alles haben, muss man sich nun mal entscheiden: Tradition oder Neuausrichtung…

  • Aussehen

Ziemlich Kölsch-ähnliche gelb-goldene ungetrübte Farbe mit mäßiger Schaumbildung.

  • Geruch

Klar im Vordergrund steht hier der Hopfen. Laut Etikett sollen hier aber auch noch Apfel- und Bananennoten riechbar sein. In meiner Nase kommen davon aber höchstens noch diffuse Zitrusnuancen an.

  • Geschmack

Wo es der Geruch noch nicht verraten hat, wird der industrielle Charakter im Geschmack deutlicher. Zudem fällt auch die Verwendung von Glukosesirup auf, da es auffallend süß, aber gleichzeitig wenig malzig schmeckt. Das kann aber auch nur Einbildung sein – schließlich sollten insbesondere Malz- und Getreidenoten laut Etikett schmeckbar sein.  Das fehlende Malz wird dann nur geringfügig im Abgang kompensiert. Auch eine Spritzigkeit sucht man hier vergebens.

  • Fazit

Und wieder einmal ein Beispiel, dass Masse alleine nicht immer hilft. Als Gegner einer zu starken Homogenisierung und Unterstützer der Biervielfalt bin ich da vielleicht auch etwas bevorurteilt, aber trotz einer im Grunde soliden Leistung, kann das Tyskie nicht wirklich überzeugen. Zudem halte ich nicht viel von der Verwendung von Glukosesirup… Deshalb all in all eine 3+, also 9 Pkt..

38_Tyskie Gronie-Bewertung

Infos u.a. via: http://www.tyskie-pils.de/home.

Prost!

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März 15 2016

37. Żywiec Jasne Pełne

Weiter geht es also mit meiner Mini-Europa-Rundreise mit (zunächst) vier Bieren aus dem heutigen Polen. Alphabetisch aufsteigend beginne ich mit dem wohl in jeder alphabetischen Bierliste zuletzt genannten Zywiec.

Dieses wurde 1865 von den Habsburgern in der damaligen oberschlesischen Provinz Preußens gegründet. Nach dem ersten und erneut nochmals nach dem zweiten Weltkrieg Polen zugeschlagen, wurde die in Saybusch gelegene Brauerei (wie hätte es auch anders sein können) verstaatlicht. Im Rahmen der nach 1990 folgenden Privatisierung war Heineken am schnellsten und riss sich die Mehrheit an der Braurerei unter den Nagel. Dies und die Enteignung der ursprünglichen Besitzer durch die polnische Regierung mündete 1990 in einem Gerichtsverfahren. Dort klagten die Habsburg-Nachfahren auf 77 Mio. $ Entschädigung. In einem außergerichtlichen Vergleich wurde sich schließlich auf eine unbekannte Summe geeinigt.

Zur Zywiec-Gruppe gehören heutzutage fünf Marken – u.a. auch Warka. Gemeinsam kommen diese Biere auf einen Gesamtausstoß von 5 Mio. hl per anno.

Steckbrief

37_Zywiec Jasne Pelne-Steckbrief

Bewertung

37_Zywiec Jasne Pelne

  • Flaschendesign + Kronkorken

Hier muss man sagen, hat sich der Designer wirklich Mühe gegeben. Nicht nur die Etiketten sind trotz „Export-Charme“ liebevoll durchdacht – auch die Flasche selbst verzückt mit detailreichen Reliefs. Bloß kann mich das irgendwie nicht so recht überzeugen, wirklich gefallen tut es mich nicht.

  • Aussehen

Klasse pur-goldene leicht trübe Färbung mit leider zu wenig Schaumbildung.

  • Geruch

Hier ist dann erstmals der Industriecharakter eines Millionenbieres erkennbar. Insgesamt recht hopfenbetont.

  • Geschmack

Dieser kommt schon fast beiläufig daher. Man muss schon ziemlich lange gurgeln um den mehr bitteren als süßen Geschmack wahrzunehmen. Dabei wirkt das Zywiec etwas prickelig und leicht herb im Abgang.

  • Fazit

Hier und da hatte ich ja schon Berührungspunkte mit dem Zywiec – aber es war mir bislang nie in bleibender Erinnerung geblieben. Und so befürchte ich auch diesmal, dass das eigentlich recht passable Bier im (guten Durchschnitt verschwindet. Insgesamt gibt es heute Abend von mir 10 Pkt. (2-).

37_Zywiec Jasne Pelne-Bewertung

Für Menschen mit polnischer Sprach- und Lesebegabung wird folgende Website empfohlen: http://www.zywiec.com.pl/.

Prost!

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März 9 2016

35. Augustiner Edelstoff

Als kleine Verschnaufpause in meiner kleinen europäischen Reise habe ich mir heute eines meiner Lieblingsbiere vorgenommen. Vom bayrischen Urgestein Michael an mich herangetragen und auch schon selbst im gleichnamigen Keller in München genossen, freue ich mich ganz besonders auf diesen wahrlich edlen Stoff Augustiners.

Die Geschichte der Brauerei geht ins 14. Jahrhundert zurück. 1328 siedelten die Augustiner Mönche auf Geheiß und mit dem Auftrag des Baus eines Klosters des damaligen Herzogs vor den Münchner Stadttoren. Damit ist Augustiner nicht nur die älteste noch bestehende Brauerei, sondern auch das älteste Handelsgewerbe Münchens. Nachdem die Augustiner Mönche jahrhundertelang mit dem Bierbrauen einen Großteil ihres Lebensunterhaltes verdienten (u.a. wurden die Wittelsbacher beliefert), mussten sie im Rahmen der Säkularisation 1803 ihr Kloster auflösen. Die Räumlichkeiten der Klosterkirche wurden fortan als Mauthalle und die des Konventgebäudes als Justizministerium genutzt. Lediglich die Brauerei wurde zunächst unter staatlicher Leitung weitergeführt. 1817 wurde dann aber auch der Braubetrieb aufgrund der allgemeinen Baufälligkeit der Klostergemäuer in die Neuhauser Straße (Hauptfußgängerstraße zwischen Hbf. & Rathaus) verlegt. 1829 schließlich übernahm die Familie Wagner die Brauerei, welche sich seitdem (zumindest mehrheitlich) in ihrem Besitz befindet. 1857 zog man dann in den heutigen Stammsitz an der Landsberger Straße, südlich des Hbf., wo man seit 1883 auch Bier braut. 1880 trug sich Augustiner als Gründungsmitglied des Bayrischen Braubundes ein weiteres Mal in die Geschichtsbücher ein. 1896 erfolgte dann ein Umbau der Gaststätte an der Neuhauser Straße in einen Münchner Bierpalast – also einem Paradies für Bierliebhaber ;).

Das heutige Oktoberfestbier trug im Übrigen nach Einführung 1953 zunächst den Namen Wiesn-Edelstoff. Interessanterweise wurde das für München und Bayern traditionelle Weißbier erst 1986 und somit sogar weit später als das Pils (1963) eingeführt. Seit 1987 ist Augustiner die einzige Brauerei Münchens, die auf dem Oktoberfest noch  in Holzfässern ausschenkt.

Nach dem Tod der letzten direkten Wagner übernimmt die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung die Mehrheit an der Brauerei. Die weitere Besitzstruktur verteilt sich auf die Erbengemeinschaft der Familien Wagner und Inselkammer.

2013 konnte dann endlich die Rückkehr an den historischen Standort der alten Klosterbrauerei neben der heutigen Frauenkirche gefeiert werden. Mit mehr als 1 Mio. hl Ausstoß ist man heutzutage eines der Münchner und auch deutschen Schwergewichte in der Brauereilandschaft.

So genug in der Historie geschwelgt und Vorfreude aufgebaut. Wenden wir uns dem edlen Stoff zu, welches Augustiner so umschreibt:

„Ein helles Exportbier, weich, spritzig und frisch zugleich, aus edelsten Rohstoffen gebraut. Das Spitzenerzeugnis altbayrischer Braukunst. Ein Hochgenuss für jeden Bierkenner.“

Nichts weniger würde ich nun auch erwarten… 🙂

Steckbrief

35_Augustiner Edelstoff-Steckbrief

Bewertung

35_Augustiner Edelstoff

  • Flaschendesign + Kronkorken

Ach, wie ich diese Flaschen mag… Auch wenn der Etikettentwurf etwas weniger kitschig hätte gemacht werden können, ist zumindest die goldene Farbe mehr als treffend. Auch der Kronkorken kann sehr überzeugen. Ganz im Zeichen des Bierjubiläums wird hier auf das Münchner Reinheitsgebot von 1487 verwiesen.

  • Aussehen

Exporttypische sehr hell-gelbe Farbe, aber mit einer recht passablen Bierschaumhaltbarkeit.

  • Geruch

Hier fällt ganz deutlich die Hopfenbetonung auf. Das Malz und die wenigen Fruchtaromen kommen dagegen kaum durch. Aber auf jeden Fall macht es Lust auf den nächsten Schritt.

  • Geschmack

Zum Glück gibt es in der Hauptkategorie keine Überraschung. Hier verbindet das Edelstoff die Augustiner Süffigkeit mit der feinherbe Frische des Exports. Dabei gibt es sogar einen gewissen Prickelfaktor und auch das Malz hat hier eine Chance auf größere Wahrnehmung. Der Abgang gestaltet sich sehr weich, fast ölig und mit einer leichten bitteren Note.

  • Fazit

Wie vielleicht im obigen Bild erkennbar, muss ich zugeben, dass das heutige Edelstoff sogar offiziell über dem MHD ist. Beruhigender- aber auch erwarteterweise tut das dem Geschmack aber keinen Abbruch. Auch unter dem Eindruck der vielen bisherigen Biere, kann ich bei meinen ausgezeichneten Urteil über Augustiner und das Edelstoff bleiben. Es ist ein wahrer Genuss und bleibt eines meiner absoluten Lieblingsbiere und spielt auch in der Bierjubiläums-Reihe eine herausragende Rolle. Mit 14 Pkt. (also einer glatten 1) schrammt es dabei nur knapp an der Bestmarke vorbei.

35_Augustiner Edelstoff-Bewertung

Weitere Informationen über das Münchner Urgestein mitsamt seinem edelsten Stoff u.a. auf: http://www.augustiner-braeu.de/home.html.

Prost!

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März 4 2016

34. Staropramen Premium

Etwas angeschlagen geht es heute für mich zur vorerst letzten Station meiner Tschechien-Reise. Und diese führt mich in die Hauptstadt Prag. Dort wird seit 1871 das Staropramen gebraut, wobei es diesen Namen erst seit 1911 trägt. Wie man sich spätestens nach den letzten Beiträgen denken kann, hat auch Staropramen eine lebhafte Eigentümergeschichte hinter sich. Während der Zeit des Eisernen Vorhangs verstaatlicht wurde es bereits 1989 in eine AG umgewandelt. Danach folgte eine munteres „Besitzer-wechsel-dich-Spielchen“. 1993 Veräußerung an Bass (britisch), 2000 Übernahme durch InBev, 2009 Verkauf an CVC Capital Partners (Private-Equity-Gesellschaft), woraus dann StarBev resultierte. Staropramen selbst hat das relativ wenig Abbruch getan – im Gegenteil. Als drittgrößter Bierexporteur des Landes vertreibt man in knapp 40 Ländern. Dabei differiert das Angebot nach In- und Ausland. Während beispielsweise in Tschechien das klassische 4%-ige Lager erstanden werden kann, gibt es eine leicht höher volumige Variante unter dem Namen Premium in Deutschland zu kaufen. Für beides gilt jedoch:

„In jedem Glas Staropramen lebt der freiheitsliebende Geist Prags! Der angenehm weiche Geschmack und das gut abgerundetes Aroma schmeicheln dem Gaumen mit einem mild-malzigen Aromaprofil, bevor ein leicht bitterer Geschmack den abschließenden Akzent setzt. „Staropramen Lager“ – eine echte Prager Legende.“

Als Teil meiner Jugend (ich gewann z.B.  mal einen Kasten mit einer Borussia Mönchengladbach Wette) bin ich besonders auf diese Prager Legende gespannt…

Wie im folgenden Steckbrief erkennbar, handelt es sich beim Staropramen streng genommen nicht um ein Bier nach deutschem Reinheitsgebot bzw. nach deutschen Biergesetz. Aufgrund der Verwendung von Maltosesirup bei gleichzeitiger untergäriger Brauart, müsste es eigentlich vom Blog ausgeschlossen werden. Allerdings vertrete ich den Standpunkt auch über den Tellerrand schauen zu dürfen. Zudem ist mit Maltosesirup erstens eine Zutat verwendet, welche in obergärigen Bieren absolut unproblematisch wäre, und zweitens eine, welche schließlich aus Getreidemalz hergestellt wird.

Steckbrief

34_Staropramen Premium-Steckbrief

Bewertung

34_Staropramen Premium

  • Flaschendesign + Kronkorken

Sowohl Flaschendesign als auch Kronkorken gefallen mir recht gut. Irgendwie wird man ins Prag des 19. Jahrhunderts katapultiert bei diesem Anblick.

  • Aussehen

Gold und klar mit einem mäßigen aber ziemlich haltbaren Schaum.

  • Geruch

Insgesamt riecht es sehr frisch. Dabei kommt eine etwa gleiche Note an Hopfen und Malz rüber und macht durchaus Lust auf mehr.

  • Geschmack

Wie bereits angekündet schmeckt das Staropramen in der Tat recht mild und verhältnismäßig süffig. Die herbe Note kommt zunächst nur wenig durch, kann sich aber tatsächlich im Abgang durchsetzen. Auch wirkt es etwas spritziger als andere Lager.

  • Fazit

Die „wahre Quelle“ (was Staropramen übersetzt heißt) hat von seinem alten Charme relativ wenig verloren. Ohne im besonderem Maße außergewöhnlich zu sein ist mir diese sehr solide Bierqualität (trotz fehlender Reinheitsgebotsklassifikation) 12 Pkt. bzw. eine 2+ wert.

34_Staropramen Premium-Bewertung

Weitere Informationen über Prags #1 u.a. auf: http://staropramen.com/de.

Prost!

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März 2 2016

33. Krušovice Černé

Heute habe ich es mit einem wahrhaft königlichen Bier zu tun. Dabei geht die Geschichte des Krušovice Černé bis ins 16. Jahrhundert zurück – genauer bis ins Jahr 1581. In diesem Jahr nämlich wurde die Brauerei an Rudolf II. – seines Zeichens nichts weniger als der Kaiser des heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und König von Ungarn und Böhmen in Personalunion – verkauft. Von da an, belieferte die in Zentralböhmen gelegene Brauerei jahrhundertelang den Prager Hof. Seit 1685 ging der Besitz in böhmisch-deutsche und ab 1773 in schwäbisch-deutsche Hände über. Wie sämtliche Brauereien in Tschechien wurde auch die Krušovice-Brauerei 1945 verstaatlicht. Sie ging in den Mittelböhmischen Brauereien auf. Nach dem Zerfall des Ostblocks wurde sie 1992 in eine AG umgewandelt. Nur zwei Jahre später schluckte die Binding-Gruppe (später Radeberger) die Brauerei, verkaufte diese aber 2007 weiter an Heineken. Lediglich der deutsche Vertrieb verblieb bei Radeberger. Mit der Privatisierung ging auch eine technische Modernisierung einher – so war Krušovice die erste tschechische Brauerei mit KEG-Fassabfüllung. Innerhalb weniger Jahre konnte so auch der jährliche Ausstoß auf ungefähr 700.000 hl gesteigert werden. Interessanterweise heißt die Brauerei aber erst seit 1995 offiziell Königliche Brauerei Krusovice.

Krušovice produziert insgesamt sechs Reinheitsgebotsbiere – bei mir steht heute das Schwarzbier Krušovice Černé an. Auf der hauseigenen Website wird dieses so angepriesen:

„Die untergärige Brauart verleiht unserem Černé einen individuellen Geschmack, der durch Eleganz und Vollmundigkeit überzeugt. Das milde süße Karamellaroma und die cremige Schaumkrone runden den Geschmack perfekt ab und machen es zu einem der beliebtesten Schwarzbiere unter Kennern.“

Dann bin ich mal gespannt, ob ich mich zu den Kennern hinzuzählen kann…

Steckbrief

33_Krušovice Černé-Steckbrief

Bewertung

33_Krušovice Černé

  • Flaschendesign + Kronkorken

Alles in allem gefällt das Äußere. Auch wenn weniger Infos manchmal mehr sind und auch die Rückseite recht exportorientiert ist. Nichtsdestotrotz vermittelt es schon einen edleren Eindruck als einige Biere mancherorts.

  • Aussehen

Endlich mal wieder ein dunkleres Bier. In schönem dunkelbraun schimmert es bei Lichteinfall rötlich. Den versprochenen cremigen Schaum kann ich in der Tat bestätigen – allerdings lässt auch hier die Haltbarkeit etwas zu wünschen übrig.

  • Geruch

Auch hier stimmt die Beschreibung: Das erste was man riecht ist die für dunkle Biere typische Malzsüße. Aber etwa ähnlich dominant ist auch das Brotröstaroma. Fruchtige Noten kommen nur ganz wenig durch.

  • Geschmack

Und hier kommt die Überraschung. Auch wenn es der relativ geringe Alkoholgehalt schon vermuten hat lassen, hätte ich mit einem so gehaltarmen Bier nicht gerechnet. Der leicht wässrige Gesamteindruck ist mit der Zeit sogar aber auch positiv zu werten. Unterstrichen mit einer gewissen Spritzigkeit wirkt es ziemlich erfrischend. Erwarteterweise ist auch der Abgang unauffällig und von geringer Dauer.

  • Fazit

Auch wenn ich von einem Schwarzbier doch etwas mehr Charakter erwartet hätte, bin ich aufgrund meiner bisherigen Biererfahrung auch offen für Neues. Wie Alex ja schon in 6. fordert, muss man Biere auch mal unvoreingenommen entgegentreten. Wenn es also auch kein Schwarzbier im landläufigen Sinne ist, schmeckt es subjektiv betrachtet doch recht erfrischend, ohne den Schwarzbier-Charakter in Gänze zu verlieren. Deshalb gibt es für das Černé heute von mir 12 Pkt., also eine 2.

33_Krušovice Černé-Bewertung

Weitere Informationen über das „Königliche“ u.a. auf: http://www.krusovice.de/#home.

Prost!

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Februar 29 2016

32. Gambrinus Premium

Anknüpfend an das letzte Woche gleich doppelt thematisierte Pilsner Urquell, folgt nun mit dem Gambrinus Premium der zweite Teil der tschechischen Biere. Die Geschichte des Gambrinus geht bis ins Jahr 1869 zurück. Schnell wuchs man in der Folge zur zweitgrößten Brauerei Pilsens heran. Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte dann der Zusammenschluss mit dem Bürgerlichen Brauhaus (also dem heutigen Pilsner Urquell) und die kommunistische Verstaatlichung. Diese wurde erst ab 1992 wieder aufgebrochen. Heute gehört Gambrinus ebenso wie Urquell zu SABMiller. Interessanterweise ist jedoch Gambrinus (und nicht das global weitaus bekanntere Urquell) das meistverkaufte Pils in Tschechien. Nachdem man 1972 (also etwa 60 Jahre nach Urquell) die magische 1 Mio. hl-Grenze durchbrach, liegt der derzeitige Ausstoß bei über 3 Mio. hl. Der Name „Gambrinus“ leitet sich im Übrigen von der gleichnamigen historischen Person ab, welche im zentraleuropäischen Raum als Erfinder des Bierbrauens gilt. Auch wenn dies historisch sicher nicht korrekt ist, geht dies auf einen germanischen König zurück, der um Christi Geburt das Volk der Marsi regierte. Für den deutschen Export hat man sich auf folgenden Labeltext geeinigt:

„Eine Bierspezialität aus Pilsen. Pilsner Braukunst hat eine Tradition, die Genuss mit meisterlicher Tradition verbindet.“

Solange nicht zu viel vom „Premium“ durchkommt, bin ich schon beruhigt. Viel zu oft, war das in meiner Vergangenheit eher kein Qualitätsmerkmal.

Steckbrief

32_Gambrinus Premium-Steckbrief

Bewertung

32_Gambrinus Premium

  • Flaschendesign + Kronkorken

Meiner Ansicht nach insgesamt ein ordentliches Äußeres – auch wenn der Funken der Bierromantik nicht rüberspringt. Hinten mit Export-Bier-typischem Erscheinungsbild.

  • Aussehen

Pilstypische dunkelgoldene Farbe mit leider recht geringer Schaubildung und -festigkeit.

  • Geruch

Auch hier ähnelt es vielen deutschen Pils: Der hopfig-herbe Geruch wird nur ab und an von malzigen Nuancen unterbrochen.

  • Geschmack

Auch hier grenzt sich das Gambrinus klar vom Pilsner Urquell ab. Beim ersten Eindruck kommen sogar leichte Röstaromen mit Kastanie durch. Erst danach entwickelt sich die leichte Malzsüße zum süffigen Gesamteindruck. Der insgesamt harmonische Abgang wird von einer kaum spürbaren Spritzigkeit begleitet.

  • Fazit

Glücklicherweise bildet das Gambrinus eine rühmliche Ausnahme der Premium-Biere und kann mit einem mehr als soliden Pilsner aufwarten. Zwar reicht es nicht an den großen Brauereibruder heran, wird mir aber positiv in Erinnerung bleiben. Insgesamt gibt es mit 11 Pkt. eine glatte 2.

32_Gambrinus Premium-Bewertung

Weitere Informationen über die Marke Gambrinus u.a. auf: http://www.prazdroj.cz/en/our-brands/brands.

P.S. I: Die Brauerei war von der Saison 1997/98 bis 2013/14 Namensgeber und Sponsor der höchsten tschechischen Fußballliga.

P.S. II: Neben diesem Gambrinus werden noch mindestens 10 weitere Biere unter demselben Namen vermarktet – davon alleine 6 aus Deutschland und Österreich.

Prost!

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Februar 25 2016

30. Leikeim Wintertraum

Bevor der niederrheinische Winter endgültig vorbei ist, unterbreche ich meine Tschechien-Reise kurz für eine Bierspezialität aus Oberfranken. Dort braut die Privat-Brauerei Leikeim seit 1887 eine breite Palette an Bieren. Mit jährlich 200.000 hl Ausstoß rangiert man dabei im unteren Mittelfeld deutscher Brauer. Bezugnehmend auf das bayrische/deutsche Reinheitsgebot geht Leikeim auf seine traditionelle Braukunst so ein:

„Bei uns braut sich nur Gutes zusammen. Feinste Brauzutaten, handwerkliche Könnerschaft, gepaart mit fortschrittlicher Brautechnik. Ganz ohne Kompromisse: Braukunst und Natur im genussreichen Einklang. Natürlich nach dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516!“

Der Wintertraum ist dabei eines von elf Hopfenschorlen aus der Altenkunststädter Brauerei. Da ich bisher recht wenig Erfahrung mit sogenannten Winter- oder Weihnachtsbieren hatte und vor allem auch den Unterschied zu den angelehnten verwandten Biertypen nicht wirklich erkennen konnte, bin ich gespannt was mir dieses gänzlich unbekannte Bier so bringt. Im weltweiten Web ist es wie folgt zu lesen:

„Diese festliche Bierspezialität gibt es nur zur Winter- und Weihnachtszeit. Seine Kraft erhält das untergärige Vollbier durch eine hohe Spezialmalzgabe und durch die Abrundung mit feinstem Münchner Malz. Wertvoller Spalter Aromahopfen gibt ihm seine winterliche Seele. Man liebt es für seinen samtigen Nachtrunk.“

Zur Klarstellung wird noch hinzugefügt:

„Dieses Bier hat Kraft.“

Soso, na dann wolln ma mal schaun wie kräftig der Wintertraum so is…

Steckbrief

30_Leikeim Wintertraum-Steckbrief

Bewertung

30_Leikeim Wintertraum

  • Flaschendesign + Kronkorken

Wie bereits erwähnt sind Bügelflaschen nicht mein Favorit – auch nicht wenn sie brauereispezifisch sind. Auch sonst muss ich sagen überzeugt mich das Design nicht wirklich. Irgendwie zu verspielt und simpel.

  • Aussehen

Hier bin ich wirklich überrascht. Nicht wegen der Farbe oder Klarheit, diese ist mir nun wirklich schon oft begegnet. Aber die Stabilität und Haltbarkeit des feinporigen Schaums ist im meiner bisherigen Stichprobe ungeschlagen.

  • Geruch

Hier ist es wieder etwas enttäuschender. Relativ neutral riechen, erkennt man neben süßlichen Malznoten nur etwas Hopfen. Und irgendwie riecht es auch eher industriell.

  • Geschmack

Um dem Auf und Ab der Bewertung treu zu bleiben, geht es hier wieder etwas bergauf. Wie angekündigt ist der Wintertraum in der Tat sehr malzsüß und „vollmundig“. Die süffige Resenzlosigkeit wird nur ab und an von ein wenig Hopfen unterbrochen. Auch der Abgang ist sehr harmonisch. Nur die versprochene Fruchtigkeit kann ich beim besten Willen nicht herausschmecken.

  • Fazit

Mit eigentlichen keine Erwartungen in dieses Bier reingegangen, muss ich zugeben, dass ich etwas enttäuscht bin. Von einem Winterbier aus einer Privatbrauerei habe ich mir irgendwie mehr Charakter erwartet. Allerdings ist das angesichts der wirklich soliden Qualität auch Jammern auf hohem Niveau und wahrscheinlich auch – wie alles im Leben – sehr subjektiv. Deshalb gibt es von mir für den Leikeimer Wintertraum mit 10 Pkt. eine 2-.

30_Leikeim Wintertraum-Bewertung

Weitere Informationen über Leikeim(s Biere): http://www.leikeim.de/index.php.

Prost!

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Februar 18 2016

29. Budweiser Budvar B: Original

Vom westböhmischen Pilsen geht es nun zum südböhmischen Budweis. Neben Pilsen der zweite weltweit bekannte Braustandort Tschechiens. Die Herkunft des heutigen Budweiser Budvar liegt in den politischen Verhältnissen im Böhmen des 19. Jahrhunderts. Damals erhielt man in den städtischen Rathäusern nur Einfluss, bei entsprechend hoher Wirtschaftsleistung bzw. Abgabe an Steuern. So hatte die mehrheitlich tschechische Bevölkerung keinen Sitz im Budweiser Rathaus. Um dies zu ändern, gründete man 1895 die Tschechische Aktienbrauerei in Konkurrenz zum deutschen Budweiser Bürgerbräu. Spätestens als nach dem ersten Weltkrieg 1918 diese von den Tschechen übernommen wurde, entwickelte sich die AG zu einem der bedeutenden Bierproduzenten und -exporteure des Landes. Mit Ende des zweiten Weltkrieges hingegen endete der wirtschaftliche Aufstieg zunächst. Mit Einzug des Kommunismus im gesamten Ostblock wurde die Brauerei verstaatlicht und der Export eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch die Umbenennung in Budějovický Budvar. Bis heute befindet sich die Brauerei im Staatsbesitz, konnte aber nach Zusammenbruch des Kommunismus und erneuter Namensänderung in Budweiser Budvar (und damit Rückkehr zum deutschen Namen) wieder an Bedeutung zulegen. In 2014 erzielte man einen jährlichen Bierausstoß von 1,45 Mio. hl. Das Bier selbst erlangte wohl auch besondere Popularität infolge des Namensstreit mit dem großen Anheuser-Bush-Konzerns. Die wenigsten wissen, dass sich dieser Streit bereits seit 1907 hingezogen hatte. Erst 2010 entschied der Europäische Gerichtshof, dass das in den USA hergestellte und vertriebene Bud(weiser) keine Namensrechte in der EU geltend machen kann. Allerdings verbietet das US-amerikansiche Recht dem tschechischen Budweiser im Gegenzug die Verwendung des Namens auf ihrem Territorium. Interessanterweise kaufte Anheuser-Bush daraufhin 2012 die Rechte am alten Budweiser Bürgerbräu, welches in der Zwischenzeit ebenfalls verstaatlicht aber heruntergewirtschaftet wurde.

„Unser helles Lagerbier ist etwas für wahre Feinschmecker. Die edelsten weiblichen Dolden des hochwertigen Saazer Hopfens, reines Naturwasser und ausgesuchtes mährisches Malz machen es zu einem Getränk für echte Kenner.“

… heißt es auf der Website. Da ich mich selbstverständlich sowohl als Feinschmecker als auch echter Kenner bezeichnen würde, gehe ich nun mit hohen Erwartungen an das einzig originale Budweiser.

Steckbrief

29_Budweiser Budvar-Steckbrief

Bewertung

29_Budweiser Budvar

  • Flaschendesign + Kronkorken

Die grüne Markenreliefflasche scheint in Tschechien Tradition zu haben. Ebenso wie die Goldfolie, die den Hals und Kronkorken ummanteln. Die Label hingegen haben mir beim Urquell besser gefallen – der Eindruck es hier mit einem Import-Produkt zu tun zu haben ist mir etwas zu dominant.

  • Aussehen

Wie auf dem Photo erkennbar: sehr gold, sehr klar und mit wenig grobporiger Schaumbildung, die auch schnell wieder verflüchtigt ist.

  • Geruch

Hier steht der Hopfen klar im Mittelpunkt. Allerdings eher dadurch, dass neben einer fehlenden Malznote auch sonst kaum etwas riechbar ist.

  • Geschmack

Für ein Lager nicht überraschend ist das B: Original recht süffig. Geschmacklich ist dann auch mehr Malz und weniger Hopfen vorhanden. Der ziemlich unauffällige und ganz feinbittere Abgang wird durch einen geringen Prickelfaktor unterstrichen.

  • Fazit

Alles in allem muss ich gestehen, dass ich mir vom Budweiser etwas mehr Charakter erwartet hätte. Mit einer Reifezeit von 90 Tagen und Wasser aus einem artesischen Brunnen ist es qualitativ aber mehr als Mittelklasse. Deshalb gibt es in der Gesamtsumme (nur) 10 Pkt. bzw. eine 2-.

29_Budweiser Budvar-Bewertung

Weitere Informationen über das Original-Budweiser u.a. auf: http://www.budejovickybudvar.cz/de/index.html.

Übrigens: Carlo Pedersoli alias Bud Spencer wurde von Budweiser zum Vornamen seines Künstlerpseudonyms inspiriert.

Prost!

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Februar 16 2016

28. Pilsner Urquell

Diese Woche geht´s für mich erstmals in Ausland. Zugegebenermaßen nicht weit weg und zugegebenermaßen sind auch hier viele deutsche Einflüsse vorhanden, aber immerhin nach Tschechien. Hier wurde 1842 in der böhmischen Stadt Pilsen Biergeschichte geschrieben. Aufgrund der schlechten Qualität des hiesigen dunklen warmvergorenen Bieres, schlossen sich wenige Jahre zuvor alle damals brauberechtigten Bürger zusammen und gründeten ein Bürgerliches Brauhaus. Entworfen vom Pilsener Architekten Martin Stelzer, wurde als erster Braumeister für das Brauhaus Josef Groll aus dem bayrischen Vilshofen engagiert. Dieser brachte eine neue Methode der Gärung und Lagerung mit. Wo zuvor warmvergoren und oberirdisch gelagert wurde, setzte Groll erstmals eine kalte Gärung ein und lagerte das Jungbier in tiefen kalten Kellern. Gepaart mit viel Saazer Hopfen aus Nordböhmen entstand somit das erste Bier nach der später benannten Pilsner Brauart. Dieses Pilsner oder in Deutschland vor allem Pils genannt zeichnet sich durch seinen – im Vergleich zu etwa einem Hellen – höheren Hopfengehalt aus und schmeckt somit bitterer. Neben der kalten Gärung und Lagerung, welche im Übrigen erst durch die regionalgeographischen Bodenbeschaffenheiten ermöglicht wurde, wird das sehr helle Malz bei der Pislner Brauart besonders schonend gedarrt. Pilsner, Pilsener oder Pils haben darüber hinaus eine maximale Stammwürze von 12,5%. Spätestens nachdem 1898 die bis heute weltbekannte Marke „Pilsner Urquell“ eingetragen wurde, begann ein wahrer Boom um das untergärige Pils(ner). Als Folge entstand in Pilsen u.a. einer der größten Keller- und Höhlenkomplexe Europas. Das erste deutsche Pils braute übrigens die nicht mehr existente Geismann-Brauerei in Fürth. Während mit dem Bier auch der Name Pils(ner) in die Welt getragen wurde gibt es laut Wikipedia (wie Michael bereits sagte, darf auch ich das hier) eine erwähnenswerte Ausnahme:

„Dem Pilsner entspricht in der Schweiz das dortige „Spezialbier“. Aufgrund eines Abkommens über die Verwendung von Herkunftsangaben, Ursprungsbezeichnungen und anderen geografischen Bezeichnungen mit der Tschechoslowakei darf die Bezeichnung Pilsner dort nicht verwendet werden. Im Gegenzug dazu verzichtet Tschechien beispielsweise auf die Verwendung der Bezeichnung Emmentaler für Käse.“

Als eine der ersten Brauereien der Welt durchbrach das ehemalige Bürgerbrauhaus Pilsner Urquell bereits 1913 die 1 Mio. hl-Marke. Heute produziert die inzwischen zum weltweit zweitgrößten Braukonzern SABMiller gehörende Brauerei ca. 9 Mio. hl Original Pilsner. Und bis auf einen kurzen Zeitabschnitt, als die Brauerei ausgebaut wurde, wurde dies ausschließlich auch in Pilsen gebraut. Interessanterweise firmierte die Brauerei zeitweise auch unter dem Namen „Pilsner Gambrinus“ – eine heute bekannte andere Biermarke aus der Tschechischen Republik.

Steckbrief

28_Pilsner Urquell-Steckbrief

Bewertung

28_Pilsner Urquell

  • Flaschendesign + Kronkorken

Das Flaschenlayout ist dem ersten Pils der Welt würdig. Was mir daran gefällt: die grüne Flaschenfarbe, die individuelle Reliefflasche, das klassische Label mit Siegeldruck, die „edle“ Goldfolie um den Flaschenhals und Kronkorken. Was mir daran nicht gefällt: naja, eigentlich kaum etwas, vielleicht hätten es etwas mehr Produktinformationen sein können.

  • Aussehen

Auch hier präsentiert sich das Urquell sehr gut. Die sehr schön goldene und klare Farbe wird von einer mäßiger, aber lang anhaltender feinporiger Schaumbildung begleitet.

  • Geruch

Klar hervorsticht eine süße Hopfennote. Zudem sind noch ein paar fruchtige und malzige Nuancen erkennbar.

  • Geschmack

Wo viele Pils(ner) entweder nur bitter oder zu süßlich im Geschmack sind, kombiniert das Urquell diese beiden Eigenschaften meiner Ansicht nach vorbildlich. Die Pils-typische Bitterkeit, welche dominiert, wird von einer leicht süßlichen aber ebenso deutlichen Malznote unterstrichen. Vergleichsweise prickelnd, verbleibt von der starken Hopfenbitterkeit im Antrunk kaum noch etwas im Abgang. Hier macht die süße Malznote Lust auf mehr.

  • Fazit

Als erstes Pilsner der Welt und in meiner Reihe, habe ich mich zu Beginn sehr drauf gefreut. Mir natürlich nicht unbekannt, war ich trotzdem wieder überrascht, wie gut dieses Bier schmeckt. Und das obwohl hier wieder ein multinationaler Braugigant die Finger im Spiel hat.

„Seit 1842 brauen wir das erste Pilsner der Welt – mit denselben regionalen Zutaten, auf dieselbe Art und Weise und am selben Ort. Diese traditionelle Braukunst und die perfekte Kombination aus würzig herbem Saazer Aromahopfen und dezent malziger Karamellsüße sorgt für den vollmundigen und unverwechselbaren Geschmack.“

… heißt es auf der Flaschenrückseite. Eine Zusammenfassung, der ich eigentlich gar nicht so viel hinzufügen möchte. Daher nur noch zwei Zahlen: 14 Pkt. bzw. 1.

28_Pilsner Urquell-Bewertung

Weitere Informationen über das Gründungspilsner u.a. auf: https://pilsner-urquell.de/.

Prost!

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Februar 12 2016

27. Köstritzer Red Lager

Nach dem Pale Ale folgt nun heute das Red Lager von Köstritzer. Beide gab es im handlichen 4-Pack – also genau 2 Biere zu viel für einen Kronkorken-Sammler. Aber solange auch dieses Bier schmeckt, würde es mich zumindest nicht zu sehr ärgern, auch noch die anderen beiden zu vertilgen. Das zweite von drei „Meisterwerken“ (es gibt zudem noch ein Witbier) fällt zumindest wieder in die gewohnte Vollbier-Kategorie. Eine kurze Beschreibung liefert auch hier wieder die Website:

„Die neue Interpretation dieser internationalen Bierspezialität wird nach dem Vorbild des klassischen Wiener Lagers gebraut. Ein untergäriges Lagerbier, das im Geschmack sanft malzig bis malzig-süßlich sowie würzig ist.“

Insbesondere der Hinweis auf zwei Zutaten bringt mir dabei aber doch ein kleines Schmunzeln auf die Lippen: Special-X-Malz sowie die Hopfensorte Perle. Schaun ma also mal, ob die vollmundigen Beschreibungen auch das halten, was sie versprechen und ob das Red Lager im Vergleich zum Pale Ale noch einen drauf legen kann.

Steckbrief

27_Köstritzer Red Lager-Steckbrief

Bewertung

27_Köstritzer Red Lager

  • Flaschendesign + Kronkorken

Flaschendesign und Kronkorken unterscheiden sich hier abgesehen vom Farbkonzept nicht wesentlich vom Pale Ale, deshalb hier die identische Bewertung.

  • Aussehen

Herstellerangabe: Kristallklare rote Farbe mit feinporigem und cremefarbenem Schaum.  Wie im obigen Bild erkennbar ist die Farbe in der Tat sehr rot. Mehr Rot geht wohl nicht. Dabei ist die Klarheit nur von einer geringen Trübung unterbrochen. Die Schaumbildung tendiert zwar dann eher wieder zum Kölsch, jedoch mit einer leicht größeren Haltbarkeit.

  • Geruch

Herstellerangabe: Intensiver Duft mit einem würzig-süßen Hauch nach dunklem Landbrot, gerösteten Esskastanien und Karamell, Honig sowie Vanille. Auffällig hier, dass das Landbrot wirklich dominant in Erscheinung tritt und auch für einen Laien gut herausriechbar ist. Auch eine leichte honigartige Süße ist erkennbar. Beim Rest muss ich allerdings passen – insbesondere was da so röstig riecht, hätte ich wohl kaum einer Esskastanie zugeordnet.

  • Geschmack

Herstellerangabe: feine Malznoten in Balance mit zartbitteren Kaffee- und Röstaromen, Nuancen von Schokolade, Vanille sowie Lakritz, Kastanienhonig und Trockenfrüchten wie einem frischen Pflaumenton. Auch hier bin ich erstaunt, was alles schmeckbar ist, wenn man nur ausreichend lange drauf hingewiesen wird und man auch mit einer gewissen Erwartungshaltung an das Bier ran geht. Die bereits im Geruch wahrnehmbaren Malznoten und Röstaromen kommen auch im Geschmack klar hervor. Erstaunlicherweise kann ich mir sogar auch Kaffee- und Lakritznoten einbilden. Die angesprochene Pflaume kann ich dabei höchstens im Abgang erkennen, welcher sich insgesamt erstaunlich bedeckt hält. Schoko, Vanille und wieder diese ominöse Kastanie sind für mich auch hier nicht wahrnehmbar. Insgesamt eine leicht höhere Spritzigkeit im Vergleich zum Pale Ale.

  • Fazit

Auch heute gibt es wieder eine Überraschung. Wiener Lager kannte ich bisher eigentlich eher von Weihnachtsbieren, welche im Grunde immer ganz bekömmlich fand. Auch das Red Lager von Köstritzer finde ich grundsätzlich bekömmlich. Aber irgendwie habe ich mir da vermutlich mehr erhofft. Insgesamt ist es mir leider etwas zu malzig und unscheinbar. Gerade zum Ende des Glases hin wird es immer matter. Nichtsdestotrotz kein uninteressantes Bier, weshalb ich hier und heute 10 Pkt. bzw. eine 2- vergebe.

27_Köstritzer Red Lager-Bewertung

Weitere Informationen zu den Meisterwerken sowie zur größten Schwarzbierbrauerei Deutschlands unter: http://www.koestritzer.de/index.php?id=13942

Prost!

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Februar 10 2016

26. Köstritzer Pale Ale

Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Aber nein, nachdem der Kölsch-Wahn ein Ende hat geht´s erst richtig los. In den letzten drei Jahren wäre spätestens jetzt eigentlich für mich der Zeitpunkt des Alkohol-Fastens gekommen. Doch das kann ich mir dieses Jahr nicht erlauben und so bleibt es beim Fleisch-Fasten. Zum Hirse-Brei von meinem Sohnemann gibt es heute für mich ein wahres „Meisterwerk“. Beim Brühler HIT natürlich wegen des Kronkorkens gekauft, bin ich deshalb sehr gespannt, was das Köstritzer Pale Ale so zu bieten hat. Eigentlich bin ich ja nicht der Ale-Fan, aber mit dem Alter scheinen sich die Geschmacksknospen noch etwas weiter zu entwickeln (oder abzustumpfen sehe man es wie man will). Mit 700.000 hl Ausstoß ist die Brauerei zumindest kein Leichtgewicht in der deutschen Braulandschaft. Allerdings gehört sie seit 1991 nach Auflösung des volkseigenen DDR-Betriebs auch zur Bitburger Gruppe. Immer ein Indiz für mich, welches auf keine außergewöhnliche Qualität schließen lässt. Auf der anderen Seite kann Köstritzer jedoch auf eine vergleichsweise sehr lange Brautradition aufbauen – erstmalig wurde das Brauhaus 1543 erwähnt. Zudem ist das Pale Ale mit dem Superior Taste Awards sowie dem Meiningers International Craft Beer Award ausgezeichnet, allerdings scheinen diese Auszeichnungen zumindest keinen elitären Kreis ausgezeichneter Biere zu kreieren. So wurde der Craft Beer Award insgesamt an über 80 Biere verliehen. Zusammengefasst beschreibt Köstritzer das dann so:

„Dieses nach Köstritzer Rezeptur veredelte Indian Pale Ale, atmet in seiner Tradition und Herkunft sowohl den Geist von Geschichte, als auch denjenigen absoluter handwerklicher Perfektion.“

Steckbrief

26_Köstritzer Pale Ale-SteckbriefBewertung

26_Köstritzer Pale Ale

  • Flaschendesign + Kronkorken

In der eigenen Marken-Flasche abgefüllt macht das Pale Ale einen sehr guten Eindruck, Sowohl das Farb- als auch Informationskonzept überzeugen mich. Auf der Rückseite befinden sich zudem noch interessante Zusatzinformationen. Insbesondere die detaillierte Zutatenliste (Quellwasser aus dem Eleonorental) der verschiedenen Malze und Hopfensorten gefällt mir. Und der Kronkorken gehört auch zu einem der schöneren.

  • Aussehen

Herstellerangabe: Orangegoldgelbe Honigfarbe. Dem ist nur ein gewisser Rotstich hinzuzufügen. Auffallend jedoch ist die gerade im Kölsch-Vergleich enorme Schaumbildung und -haltbarkeit.

  • Geruch

Herstellerangabe: Intensiv würzig: Maracuja über Orangenblüte und Grapefruit bis zu grünen Beeren. Nun ja, so ganz genau kann ich höchstens die Maracuja rausriechen. In der Tat ist es aber wirklich sehr fruchtig und nur leicht würzig.

  • Geschmack

Herstellerangabe: Malzige Süße und erfrischende Nuancen tropischer Früchte. Malzig passt, süß auch und auch die Früchte sind rausschmeckbar – ob diese nun tropisch sind oder heimisch entzieht sich jedoch meinem Gaumen. Kohlensäure kann man bei diesem Bier auch nicht in hohem Maße erkennen. Die versprochene intensive Hopfenbittere im Abgang kann ich bestätigen, wobei ich diese nicht wirklich als positiv, sondern eher als leicht unangenehm bewerten würde.

  • Fazit

Qualitativ sicher sehr hochwertig und vor allem nach den vielen Kölsch eine willkommene Abwechslung, bleibt es jedoch auch nach dem dem Köstritzer Meisterwerk dabei: Ich bin (noch) kein Ale-Fan. Nichtsdestotrotz müssen die Unterstützung der Biervielfalt und die Verwendung hochwertiger Zutaten ausreichend gewürdigt werden. So erhält das Köstritzer Pale Ale sehr gute 13 Pkt, also eine 1-. Und das hätte ich sicher vorab nicht gedacht.

26_Köstritzer Pale Ale-Bewertung

Weitere Informationen zu den Meisterwerken sowie zur größten Schwarzbierbrauerei Deutschlands unter: http://www.koestritzer.de/index.php?id=13942

Prost!

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Februar 10 2016

25. Altenmünster Urig-Würzig

Bei diesem Bier habe ich mich leider gleich doppelt täuschen lassen: Zum Ersten kommt es nicht wie gedacht aus Münster und hat somit nicht den gedachten regionalen Bezug (Münster als Schwesterstadt von Osnabrück, Sitchwort Westfälischer Frieden) und zum Zweiten habe ich mich von der schönen Fassade täuschen lassen, aber unten mehr dazu.

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Altenmünster wird hergestellt im schönen Marktoberdorf-Leuterschach im Allgäu in Bayern, nicht weit entfernt von der deutsch-österreichischen Grenze und ist somit geographisch gesehen eher das Gegenteil vom Münsterland. Als ich „urig-würzig“ gelesen hatte habe ich auch zuerst an ein dunkleres Bier gedacht, weit gefehlt! Es handelt sich um ein Deutsches Pilsener mit zugegebenermaßen leicht dunklem Körper für ein Pils.

Altenmünster Grunddaten

Dazu eine kleine Anekdote zur Brauerei selbst: Das alte Sudhaus aus dem Jahr 1904 wurde 2013 abgerissen um Platz für innerstädtisches Wohnen zu schaffen. Es galt als eines der prägenden Gebäude für das Stadtbild und als Werbe- und Imageträger für die Brauerei. Wo man immer denkt Bayern und seine Brautradition… doch nicht ganz unzertrennlich.

Wertung

Altenmünster Wertung

Flasche: Das Aussehen hat mich neben dem Namen überhaupt erst zum Kauf verleitet. Ein schönes Relief in der Flasche macht es schon zu einem Blickfang, zudem ist natürlich der Bügel ein Plus! Das Etikett ist dementsprechend eher klein aus und enthält wenig Infos. Trotzdem hier eindeutig ein Pluspunkt: 12 Punkte / Note: 2+

Bier im Glas: Relativ dunkles gold, jedoch keine wirklich schöne Farbe. Wirkt etwas blass. Auch die Krone ist schnell verschwunden. Insgesamt kein sonderlich guter Eindruck:             7 Punkte / Note: 3-

Geruch: Eindeutig dominiert von der herben Bitterkeit des Hopfens. Von einem angenehmen Aroma kann ich hier leider nicht reden. Eine malzige Note ist nicht zu vernehmen. Nicht mein Fall: 6 Punkte / Note: 4+

Geschmack: Nach dem Geruchstest hatte ich eher mit etwas mehr Kohlensäure gerechnet. Allerdings wartet das Bier überraschenderweise mit wenig Kohlensäure auf. Die Bitterkeit des Hopfens aus dem Geruchstest sticht auch hier heraus. Eine leichte Malznote schmeckt man heraus, insgesamt aber ein eher enttäuschendes Pils: 8 Punkte / Note: 3

Abgang: Bitterer Abgang und zudem recht trocken. Die Hopfenbitterkeit viel zu dominant. Für Deutsches Pilsener aber durchaus üblich. Jedoch kein Abgang der unbedingt gleich zum nächsten Schluck anregt: 8 Punkte / Note: 3

Fazit: Bis auf die Verpackung steckt hier nicht so viel dahinter. Von der nussigen Note in der Produktbeschreibung des Herstellers konnte ich nichts wahrnehmen. Von Augenwischerei kann man hier sprechen. Im Pilssortiment für mich eher untere Mittelklasse: 8 Punkte / Note: 3 (und das auch nur wegen der schönen Flasche)

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Februar 3 2016

23. Giesler Kölsch

Zum Abschluss meiner Kölsch-Reise bleibe ich zumindest ursprünglich in meiner neuen Heimat Brühl. Das Giesler-Kölsch steht dabei sinnbildlich für viele weitere meist kleinere Kölsch-Marken. Denn auch das Giesler ist nicht mehr eigenständig, sondern wird seit vielen Jahren bereits nicht mehr in Brühl gebraut.  Ende der 1990er wurde es an die Dom-Brauerei AG verkauft und 2005 erfolgte der Abriss der altehrwürdigen Giesler-Brauerei mitten in der Schlossstadt Brühl. An diesem historischen Standort steht heute die Giesler-Galerie – das erste (und bisher einzige) Einkaufszentrum Brühls. Eröffnet wurde diese interessanterweise an meinem Geburtstag 2006. Zum Glück konnte wenigstens der Sudturm erhalten bleiben, sodass dieser nun von der Galerie vollständig umschlossen im Zentrum des Komplexes steht. Dies und die Tatsache, dass das Einkaufszentrum unter den Gesichtspunkten Stadtplanung und Regionalentwicklung, durchaus ein Gewinn für Brühl ist, muss daher positiv hervorgehoben werden.

Es folgt eine Chronik der ereignisreichen Giesler-Kölsch-Geschichte:

  • 1832: Friedrich Giesler erwirbt das Brühler Schloss Falkenlust von Kurfürst Clemens August – eines der beiden heutigen UNESCO-Weltkulturerbestätten Brühls.
  • 1874: Gründung der Giesler Brauerei durch Übernahme der innenstädtischen Braustätten an der Uhlstraße (vermutlich von der Braufamilie Früh).
  • nach 1874: Giesler kauft eine weitere Brühler Brauerei und firmiert zur Friedrich Giesler’sche Brauerei zum Vorgebirge
  • 1897: Der heute noch existente Sudturm wird im Zuge der Brauerei-Erweiterung fertig gestellt.
  • 1914-18: Durch den kriegsbedingten „Fachkräftemangel“ schließen sich die Schlossbrauerei Brühl AG und die Friedrich Giesler’sche Brauerei GmbH zur „Brühler Brauerei-Gesellschaften mbH“ zusammen
  • 1953: Aus dem „Giesler-Hell“ entsteht das „Giesler-Kölsch“. Weitere Biere, die Giesler zu der Zeit braut: Clemens-August Pils, Giesler´s Alt, Giesler´s Bock, Giesler Spezial Export und Giesler Kraft-Malz.
  • 1979: Der Jahresumsatz erreicht erstmals die Marke 10 Mio. DM.
  • 1990: Das Brühler Leicht wird eingeführt. 90% Marktanteil hat aber weiterhin das Kölsch.
  • 1998: Die Giesler Brauerei wird durch Dom-Kölsch übernommen – somit endet eine 125 Jahre alte Brühler Biertradition.
  • 2000: Mit dem Abzug der Bierproduktion nach Köln endet fast das Kapitel der Brühler Kölschherstellung.
  • 2002: Infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten der Dom-Brauerei wird die Giesler-Produktion beinahe eingestellt.
  • 2005: Die historische Braustätte der Giesler-Brauerei an der Uhlstraße wird fast komplett abgerissen. Lediglich der denkmalgeschützte Sudturm bleibt erhalten.
  • 2006: Um weiter Kosten zu senken wird die Herstellung aller Dom-Marken unter dem Lohnbräu-Verfahren nach Bielstein zur Erzquell-Brauerei (siehe 20.) verlagert.
  • 2013: Die Radeberger-Gruppe schluckt die bereits im Insolvenzverfahren befindliche Dom-Brauerei. Daraufhin zieht das Giesler-Kölsch ein zweites Mal (zurück) nach Köln.

Im Rahmen meiner Recherchen zum Giesler stoße ich dann auf folgende Aussage auf der Website der „Giesler-Braurerei“:

„Aufgeschlossene Biergenießer suchen immer stärker nach Authentizität und einem ehrlichen Heimatgefühl, mit dem man sich identifizieren kann. Giesler Kölsch macht fürstlich vor wie gut unverwechselbare Geschichte und Tradition schmecken können.“

Authentizität? Ehrliches Heimatgefühl? Unverwechselbare Geschichte und Tradition? Kaum zu fassen, was sich hier die Verantwortlichen raus nehmen. In der Tat, es ist sicherlich löblich, dass man damals die Marke Giesler nicht gänzlich vom Markt genommen und somit der Geschichte zugeführt hat. Aber muss man den „aufgeschlossenen Biergenießer“ derart in die Irre (vor-)führen? Nun, sei´s drum – wenden wir uns nun dem Wesentlichen zu: Dem Bier.

Steckbrief

23_Giesler Kölsch-Steckbrief

Bewertung

23_Giesler-Kölsch

  • Flaschendesign + Kronkorken

Als einzige Flasche in meiner Kölsch-Stichprobe ist das Giesler in der eher unattraktiven sogenannten „NRW-Flasche“ abgefüllt. Aufgrund der Beibehaltung des historischen Designs der Flaschenetiketten gibt es einige Pluspunkte. Hier ist weiterhin das klassische Giesler-Logo mit Kurfürst Clemens August zu Brühl im Zentrum zu sehen. Auch der Kronkorken mit den Schriftzug „…genüsslich gieslern“ geht auf frühere Werbeslogans zurück. Es ist also offensichtlich, dass hier die traditionelle Marke unterstrichen werden soll.

  • Aussehen

Keine Überraschungen – auch hier ein sattes gold-gelb. Die Schaumbildung ist eher mittelmäßig.

  • Geruch

Aus dem insgesamt dumpfen Geruch stechen höchstens einige hopfige oder süßliche Nuancen heraus.

  • Geschmack

Das 11. Kölsch und der 11. Geschmack. Auch hier ist wieder eine ganz individuelle Geschmacksnote herauszuschmecken. Das Giesler würde ich als Hybrid zwischen herb und süffig bezeichnen. Sehr weich im Gesamteindruck sind nur dezente Hopfenspitzen herauszuschmecken. Auch der Abgang kann unter den obigen Umständen als harmonisch bezeichnet werden. Im Vergleich zu vielen anderen Kölsch hat es sogar einen ziemlich hohen Prickel-Faktor.

  • Fazit

Auch wenn ich noch kein Jahr in Brühl wohne, fühle ich mich schon derart wohl, dass ich einen gewissen Lokalpatriotismus entwickelt habe. Daher fand ich es sehr schade, dass ich die alte Brauerei samt Original-Bier nicht genießen konnte. Nichtsdestotrotz bin ich mit der Neufassung des Giesler auch recht zufrieden. Ich denke es wird ab und zu durchaus auch mal wieder den Weg in den Einkaufswagen finden. Nicht nur aus lokalpatriotistischen Sentimentalismus, sondern tatsächlich auch wegen des fast sehr guten Geschmacks erteile ich dem Giesler-Kölsch summa sumarum 12 Pkt. bzw. eine 2+.

23_Giesler Kölsch-Bewertung

Mehr Informationen zum Brühler Urgestein gibt es neben der oben genannten Seite auch unter: http://www.koelsch-net.de/koelsch-net/index.htm

Das bis in die 1950er Jahre hinein gebraute Giesler Bräu wurde im Übrigen letztes Jahr wiederbelebt und wird von Dom erneut vertrieben.

Dass es aber auch ganz anders gehen kann zeigt ein prominentes Beispiel: Seit 1976 wird das in Köln und darüber hinaus bekannte Kabänes in Brühl-Ost hergestellt. Außerdem besteht mit der Bischoff-Brauerei im äußersten Norden Brühls die letzte Brühler Kölsch-Bastion, die noch nicht aufgekauft wurde.

Prost!

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Januar 31 2016

22. Peters Kölsch

Auf meiner vorletzten Kölsch-Station geht es (zumindest ursprünglich) nach Monheim.  Hier wurde 1847 die Brauerei „Auf den Örtchen“ Peter Josef Peters gegründet. Nach diversen Umfirmierungen (so z.B.  Bayerische Bierbrauerei, Exportbrauerei Tillmann Peters, Monheimer Brauerei Peters & Bambeck sowie zuletzt Peters & Bambeck Privatbrauerei) und Brauereiumzügen und -erweiterungen wurden neben Pils, Malzbier, Festbier, Weizenbier und Kräusen-Pils in den 1930ern bis 1960ern das Peters Echt Kölsch eingeführt. Nach großem Gegenwind verzichtete man darauf es Monheimer Kölsch zu nennen – Kölsch hat schließlich aus Köln zu kommen… In den 1990ern reagierte man auf den immer größer werdenden Wettbewerbsdruck und investierte nochmals massiv in neue Brautechnik. Beim hierfür notwendigen Umbau der Brauerei wurde das Kölsch zeitweise in der Brühler Giesler-Brauerei hergestellt. 1997 übernahm Peters sogar die Düsseldorfer Hirschbrauerei und braute für Schlösser Altbier. Damit war Peters die einzige Brauerei, die sowohl Kölsch als auch Alt produzierte. All dies war jedoch nicht von Erfolg gekrönt – 2004 kam mit dem Verkauf an die Brau und Brunnen das Ende der bis dato nördlichsten Kölsch-Brauerei. Seither wird Peters „nach alter Tradition“ von Gilden in Köln-Mülheim hergestellt (mit 20.000 hl p.a.). Schaun ma mal, was von dieser alten Tradition noch so übrig geblieben ist.

Steckbrief

22_Peters Kölsch-Steckbrief

Bewertung

22_Peters-Kölsch

  • Flaschendesign

Als Kronkorken-Sammler kann mir diese Bügel-Flasche natürlich nur ein Dorn im Auge sein. Aber ich muss zugeben, diese traditionelle Verschlussform hat schon was für sich. Und Peters ist schließlich das einzige Kölsch in solch einer Flasche. Ohne dieses Bier-Blog hätte ich es wohl aber nie gekauft. Zu Unrecht, wie sich später noch herausstellen soll. Die Abbildung des alten Brauhauses sowie der Verweis auf die Tradition von Peters & Bambeck sollen einen historischen Eindruck vermitteln, täuschen aber nicht darüber hinweg, dass dies bereits einige Jahre vergangen ist.

  • Aussehen

Wie im Bild erkennbar ist auch das Peters von einer relativ großen Schaumhaltbarkeit geprägt. Ansonsten eher Kölsch-üblich – vielleicht etwas gelber als gold in der Farbe.

  • Geruch

Der Geruch war für mich sehr überraschend. Das erste was mir in den Sinn kam, war Himbeere. Die dahinterliegende süßlich-hopfige Note war erst auf dem zweiten Riecher erkennbar.

  • Geschmack

Entgegen der Erwartung es hier mit einem „Industriebier“ zu tun haben, scheint die alte Monheimer Tradition tatsächlich zumindest zum Teil erhalten geblieben zu sein. Im Grunde sehr süffig schmeckt man hier und ein paar bittere hopfenbetonte Facetten raus. Der Abgang ist auch etwas herb, aber sonst ziemlich unauffällig.

  • Fazit

Es ist schon schade, dass gerade die kleinen Familienbrauereien außerhalb Kölns ihre Tore dicht machen mussten, aber immerhin muss man Gilden zu Gute halten, dass sie das Peters fair und vor allem gut produzieren. Im direkten Vergleich landet das Peters daher sogar deutlich vor Gilden und bekommt am heutigen Sonntagabend mit 12 Pkt. eine gute 2+. Kaufen, werde ich es in Zukunft wohl aber trotzdem nicht, da ich neben der Bügelflasche ungern die große Radeberger-Gruppe unterstützen möchte…

22_Peters Kölsch-Bewertung

Mehr Informationen zum ehemals nördlichsten Kölsch unter: http://www.koelsch-net.de/koelsch-net/anz/Peters.htm

Übrigens: Im Oktober 1999 war die Brauerei Kulisse für einen Tatort vom WDR, in dem es um vergiftetes Kölsch ging.

Prost!

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Januar 30 2016

21. Reissdorf Kölsch

Mit dem heutigen Kölsch biegen wir auf die Zielgerade der Kölsch-Reihe ein und erreichen gleichzeitig ihren Höhepunkt. Zumindest was die Unternehmensgröße angeht. Mit ca. 630.000 hl jährlichem Ausstoß ist Reissdorf die Kölsch-Marke Nummer 1. Die Erfolgsgeschichte der Brauerei begann 1894 im Severinsviertel der Kölner Altstadt. Dort gründete der ursprüngliche Uniformschneider Heinrich Reissdorf die heutige Brauerei. Nach seinem Tod führte seine Frau 1905 das Kölsch – als Weiterentwicklung des Wieß – ein. 1936 führte Reissdorf als erste Kölsch-Brauerei die Flaschenabfüllung ein. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte dann zunächst nur Einfach- und Schankbier hergestellt werden, da die alliierten Besatzungsmächte bis 1949 die Produktion von Vollbier untersagt hatten. Die in den 1920ern um Pils, Märzen und Export erweiterte Produktpalette wurde in den 1960ern im Zuge des Kölsch-Booms auf das neue Kernprodukt konzentriert. In dieser Zeit übernahm man auch die Produktion von Fremdmarken im Rahmen des Lohnbrau. Ab 1998 zog die Produktion sukzessive dann nach Köln-Rodenkirchen um, da die alte Braustätte nicht mehr genügend Kapazität bot. Aufgrund der Nähe zum Chemie-Standort Wesseling musste bis zur zweiten Grundwasserschicht auf etwa 80m Tiefe gebohrt werden um brauchbares Brauwasser abpumpen zu können. Die alte Brauerei wurde leider vollständig abgerissen. An der gleichen Stelle entstand ein neues Brauhaus, welches unter der Leitung von Reissdorf betrieben wird. Dass Reissdorf zur größten Kölsch-Marke wuchs ist in der Tat etwas erstaunlich, da man zum einen fast vollständig auf Werbung und Marketing verzichtet und auch nach eigenen Angaben nur bis 100km im Umkreis der Brauerei vertreibt. Wie dem auch sei, ich bin sehr gespannt, ob ich die Massenmeinung auch teilen kann.

Steckbrief

21_Reissdorf Kölsch-Steckbrief

Bewertung

21_Reissdorf-Kölsch

  • Flaschendesign + Kronkorken

Die 0,33l Longneck-Flasche weist einen doch recht klassischen Designstil auf. Dies könnte wohl auf die konservative Unternehmensführung zurückzuführen sein. Farbgebung und Kronkorken sind für mich ok. Abzüge in der B-Note gibt es aber durch den Verweis auf die Premium-Qualität des Bieres – Reissdorf, das hast du doch bestimmt nicht nötig, oder?

  • Aussehen

Was optisch (siehe Photo) auffällt, ist die deutlich größere Schaumhaltbarkeit als die Konkurrenz. Ansonsten fällt höchstens noch die noch gold-gelbere Farbe als üblich ins Auge.

  • Geruch

Der Geruch ist alles in allem ein Mix aus Malz-, Hopfen- und süßlichen Zitrusaromen. Also von allem und für alle was dabei.

  • Geschmack

Trotz des Verweises auf ein „feinherbes Produkt“, muss ich zugeben, dass das größte Kölsch aller Zeiten doch recht süffig daherkommt. Insgesamt malzaromatisch und schlank ist der Abgang dann doch ein wenig feinherb aber nichtsdestotrotz rund. Die Kölsch-typische geringe Spritzigkeit muss ich bei dem doch sehr überzeugenden Geschmack dabei wohl hinnehmen.

  • Fazit

Aufgrund der Tatsache, dass Reissdorf die größte Kölsch-Marke ist, hatte ich lange angenommen, dass es sich bestimmt nicht mehr um eine freie Familienbrauerei handelt. Da wurde ich jedoch vor Kurzem eines Besseren belehrt. Umso erstaunlicher ist die erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Daher weniger erstaunlich der alles im allem sehr gute Geschmack. Auch wenn ich mich sehr schwer damit getan habe und es eine knappe Entscheidung war, erhält das Reissdorf von mir daher mit 13 Pkt. in Summe eine 1-.

 

21_Reissdorf Kölsch-Bewertung

Mehr Informationen zum weltgrößten Kölsch unter: http://reissdorf.de/koelsch/start.php

Prost!

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