April 18 2018

329. Back- & Brauhaus Brinker Westfälisch Grut

Nach der gestrigen sauren Enttäuschung hoffe ich heute inständig auf Wiedergutmachung in meiner Bäckerei-Bier-Reihe vom Back- & Brauhaus Brinker aus dem Teutoburger Wald. In einer Frühausgabe des Bierjubiläums-Tastings gibt es heute ein wirklich interessantes Bier. Eines, dass vor allem in Westfalen – und Georgsmarienhütte gehört so gerade noch dazu – eine lange Tradition hat und sich als eine der der letzten Bastionen vor dem heute fast ausschließlich vorherrschenden Hopfenbieres bis ins 18. Jahrhundert hin hielt. Das heutige Bier enthält nämlich im Gegensatz zu wahrscheinlich 99,9% aller weltweit verkauften Biere kein Hopfen, sondern wird mit einer alten westeuropäischen Kräuternsammlung – dem sogenannten Grut – gewürzt. Bis ins 16. Jahrhundert hinein wurde damit noch vor Verbreitung des Hopfens mehrheitlich gewürzt. Im Gegensatz zum Hopfen musste hierbei aber stets höchste Vorsicht walten gelassen werden, da die Zusammensetzung und Dosis je nach Pflanze toxische Wirkung erzeugen konnte. Das war dann wahrscheinlich neben der aromatisch komplexeren Vielfalt der Hauptgrund für die Verdrängung durch den Hopfen. Im Laufe der Jahrhunderte verschwand mit dem Grut auch die Kenntnis über ihren richtigen Einsatz. Einigen wenigen Brauereien vorwiegend in den Niederlanden und in Westfalen ist es zu verdanken, dass es seit einigen Jahren (auch im Zuge der „Craftbeer-Welle“) wieder vermehr hopfenfreie Gru(i)tbiere gibt. Besonders prominentes Beispiel ist die Gruthaus-Brauerei in Münster – Stichwort: „Nicht nach, sondern vor dem Reinheitsgebot von 1516.“. Doch auch Bäckermeister und Gewürzspezialist Clemens Brinker hat sein ganzes Wissen in die Waagschale geworfen und seine Interpretaion eines Westfälischen Grutbieres entworfen. Dieses beinhaltet aber dem den alten Biergewürzen Scharfgarbe, Birke, Wacholderbeere und Esche ebenfalls auch den „modernen“ Hopfen. Etwas was es vor allem auch in der Transformationsphase häufig gab. Bleibt zu hoffen, dass es keine ähnlich Überraschung wie gestern gibt.

„Westfälisches Grut ist eine aromatische, fruchtige und würzige Bierspezialität nach uralter Tradition.“

Steckbrief

Stil. . . . . . . . . . . . . . . Grutbier
Brauart
. . . . . . . . . . . obergärig
Zutaten. . . . . . . . . . . Gerstenmalz, Scharfgarbe, Birke, Wacholderbeere, Esche, Hopfen, Hefe
Stammwürze
. . . . . .  12,5°P
Alkoholgehalt. . . . . . 5,1%
Herkunft. . . . . . . . . . . Georgsmarienhütte
Erscheinungsjahr. . .
2017

Bewertung

  • Flaschendesign + Kronkorken:___13
  • Aussehen:____________________12
  • Geruch:______________________12
  • Geschmack:__________________14
Fazit

Geruch: sehr fruchtig-säuerlich, würzig, waldig, harzig
Geschmack: erfrischend, schlanker Körper, fruchtig, leicht säuerlich, waldig, kräuterig, spritzig, etwas süßlich, herb-würziger Abgang
Gesamt: Na das schmeckt doch gleich viel besser. Wirklich ein tolles Beispiel für ein gelungenes (gemischtes) Grutbier und somit auch die erhoffte Wiedergutmachung von gestern. Besonders die tollen fruchtig-sauren Aromen in Verbindung mit den waldigen Noten erzeugen selbst für mich noch völlig unbekannte Gaumenfreuden. Mit somit mehr als verdienten 13,5 Pkt (1(-)) kommt das Back- und Brauhaus heute also wieder voll in Bahn zurück.

Weitere Infos zum Bier unter: https://www.facebook.com/backundbrauhausbrinker.

Prost & guten Abend! ?

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Veröffentlicht18. April 2018 von Markus (Chefredakteur) in Kategorie "Bierrezension